Hier findet ihr einige Impressionen aus meiner Zeit im Westerwald.
Vom 09.11-08.12.15 war ich in Waldbreitbach in der Westerwaldklinik.
Es war eine sehr schöne Zeit, die mir eine Menge toller Momente und auch neue Freunde beschert hat. Lasst euch mitnehmen!
Im Juni schon war ich von meiner Krankenkasse freundlich aufgefordert worden, einen Reha-Antrag zu stellen. Das „freundlich auffordern“ geht so: Stell den, sonst gibt es kein Krankengeld mehr. Natürlich bin ich dieser Bitte umgehend nachgekommen, ich konnte ja gar nicht anders. Aber Lust hatte ich keine.
Und dann war es soweit. Ich fuhr in Reha. In der Einladung stand, ich möge bitte bis 10 Uhr angekommen sein. Das hätte bedeutet, dass ich sehr früh zuhause wegfahren musste. Montags morgens ist der Berufsverkehr nicht zu verachten. So werden aus 1,5 schnell mal 2,5 stunden. Da Thompson mich fahren wollte, hätte er außerdem einen Tag Urlaub nehmen müssen. So entschieden wir, dass er mich schon sonntags in den Ort bringt, ich eine Nacht in einer Pension verbringe und dann mit dem Taxi zur Klinik fahre. Ich suchte mir unweit der Klinik ein Zimmer und buchte es. Im Begrüßungs-Brief stand auch, dass es Waschmaschinen gab, aber ich wollte nun nicht die ganze Zeit mit Waschen beschäftigt sein, so packte ich reichlich Kram ein. Im Nachhinein viel zu viel. Wieder was gelernt.
Um 7 Uhr bin ich aufgestanden, habe mich fertig gemacht und bin zum Frühstück gegangen. Ja, genau. Natürlich war das nicht alles so „mal eben“, wie ein Gesunder dies machen würde. Ich rumpelte und pumpelte in die Dusche, mit dem Rollator dann später zu besagter Treppe und hoffte, dass ich nicht bis zum Abend dort stehen musste. Nein, es kam recht kurzfristig jemand um die Ecke, der mir helfen konnte. Sie war auch so nett, meine Reisetasche zu holen, sodass ich nicht mehr zurück ins Zimmer musste. Nach dem Frühstück rief ich die Nummer des Taxiunternehmens an, die man mir genannt hatte. Das Taxiunternehmen fuhr für die Klinik und war entsprechend preiswert. Ich hatte Zeit. So konnte ich in Ruhe raus gehen. Am Hintereingang war keine Treppe, allerdings musste ich eine lange Schräge hinunter. Das sparte ich mir erstmal und wartete auf der Terrasse. Hier konnte ich den Morgen richtig schön genießen. Es war diesig und frisch, aber wunderschön, dafür dass es ja schon November war. Ich konnte auf die „Berge“ schauen und sie standen in Wolken. Richtig hübsch. Dazu ganz ruhig. Das gefiel mir.
Während ich räumte, ging die Türe auf und ich durfte meine Zimmergenossin kennen lernen. Ein Verpeilo-Mädel. Wie schön. Ich hätte sie auf Anfang 20 geschätzt, sie war aber 27, glaube ich und die Hektik in Person. Oha!
Sie redete in einer Tour und ohne Betonung. Auch ohne Luft zu holen, sie hatte bestimmt Kiemen. Dabei war sie nett, aber das ist nun mal nicht alles. Sie erzählte, dass bisher eine andere Frau mit MS mit ihr hier auf dem Zimmer war, aber jetzt ein Einzelzimmer bekommen hat. „Ja, meins“, dachte ich mir und wollte auch eins haben. Sofort.
Ich lebte mich ein. Der Klinik-Tag wurde mein Alltag. Mein zweiter Tag war geprägt vom Kennenlernen. Ich durchlief jeden möglichen Bereich, damit mich jeder Therapeut beurteilen konnte und ich entsprechende Behandlungen bekam. Logo- und Ergotherapie waren nicht nötig. Aber ich bekam das Angebot, dass ich, wenn ich mag, immer mal zwischendurch ein warmes Sand-Handbad nehmen könne. Das war überraschend und sehr angenehm. Der Sand war etwas wärmer als Körpertemperatur und sehr fein. Man steckte die Hände hinein und bewegte sie, dadurch wurden sie angenehme warm und massiert.
Das habe ich mir immer mal gegönnt.
Schon in den ersten Tagen lernte ich Uli und Ralf kennen. Außerdem Thomas und Rolf. Es saßen auch ein paar Frauen am Tisch, unter anderem Silke, aber mit ihnen hatte ich nicht allzu viel zu reden. Dass Silke und ich später Freundinnen werden würden hätte ich da niemals gedacht. Sie erschien immer so abweisend. Schaute mich nicht groß an und blickte eher verträumt in die Gegend. Allerdings hatte sie einen schönen Humor. Das fiel mir auf, als sie mit Thomas und Rolf erzählte. Und auch ein nettes Wesen. Warum sie mich aber nicht beachtete, verstand ich nicht. Später, als wir beide uns schon längst gefunden hatten, fragte ich sie mal. Und was war die Antwort? Sie konnte nur sehr schlecht sehen! Es war keine Ignoranz, sie hat mich einfach nicht wahrgenommen!
Ebenfalls am Anfang der zweiten Woche kam meine Physiotherapeutin mit der "tollen" Nachricht, dass ich nun den E-Rolli Probe fahren könne. Hey, yeah! Grmpf.
Er sah aus wie ein Schlachtschiff. 2 kleine Räder je vorne und hinten und in der Mitte zwei, die dem Profil nach einem Traktor gestohlen worden waren. Nur der Durchmesser war geringer. Wäre aber lustig gewesen, als Monster-Roller durch die Gegend zu cruisen. Hihi. Naja, reichte aber auch so schon. Sie fuhr mir meinen neuen Gefährten hoch in mein Zimmer, ich mit meinem Rolli hinterher.
Geht es nur mir so? Ich finde das Wort einfach schön.
Ich habe es gelesen und es weckte ein Gefühl von Wärme, Nähe, Ruhe und Zufriedenheit. Wie ein Abend am Kamin. Vielleicht ist es das Altertümliche an diesem Wort. Ich mag solche alten Worte. Wenn Mittelaltermarkt ist und die Spielmänner durch die Gegend ziehen, höre ich ihnen sehr gerne zu. Und davon hat dieses Wort was.
Es kam, wie es so oft kommt. Ich war infiziert und fragte mich die ganze Woche, was ich denn wohl Schönes machen könnte. Es gab gar keinen Gedanken mehr daran, dass ich keine Lust auf Ton-kneten habe. Ich überlegte und verwarf. Und dann wußte ich es.
Es sollte ein Buddha werden.
Neben dem Werkeln und dem Turnen gab es noch zwei Damen, die "etwas anders" waren.
Die eine unterrichtete in Feldenkrais und die andere war Osteopathin, akupunktierte und war auch so'n bißchen Hexe.
Zu ihr konnte man morgens um 7 in die Bäderabteilung kommen. Dort saßen dann ein paar mehr oder weniger Gläubige im Kreis und ließen sich Akupunkturnadeln setzen. Und dann gab es noch Öle, die verschiedene Wirkstoffe hatten. Und verschiedenfarbige Aufkleber. Die musste man sich entweder auf die Stirn reiben, oder auf den Hals, die Brust...
So langsam wurde es weihnachtlich. Ende meiner dritten Woche war schon der erste Advent. Die Klinik rüstete auf und überall wimmelte es vor Kugeln, Bäumen und Gestecken. Und was so richtig Spaß machte: Sonntags gab es regelrechte Festessen. Mit Vorsuppe, leckersten Hauptgerichten und Nachtisch. Sehr gut!
War ich zu Beginn der Reha mit meinen 4 Wochen Dauer mehr als zufrieden, kam im Laufe der ersten Woche die Idee auf, dass es doch ganz nett wäre, eine Verlängerung zu bekommen. Alle, bzw. viele um mich herum bekamen sie.
Jeder von uns hatte einmal in der Woche Sprechstunde beim Oberarzt. Da wurde dann gefragt, wie es einem erging, was man noch benötigt, wie der Plan der nächsten Woche aussieht, ob es Veränderungen geben soll. Eine Sache von 10-15 Minuten. Und da wurde dann halt vom Doktor eine Verlängerung angeregt. Der konnte man zustimmen, musste es aber nicht.