Der Besuchshund

Wie Ihr Euch vorstellen könnt, ist bei mir, im Vergleich zu dem Leben vor einigen Monaten, eine Menge mehr an Besuchsaufkommen dazu gekommen.

Ich habe mich in die Betreuung eines Palliativdienstes aufnehmen lassen (dazu später mehr), lasse mich morgens und abends vom Pflegedienst versorgen (dazu auch später mehr 😉), meine Assistenten kommen und gehen und auch Bewerber um diese Stelle frequentieren mein Heim.

 

Und was ist allen gemein?

Der Ausruf: "Was bist Du toll, komm mal her!"

Und damit bin leider nicht ich gemeint. 😞

Der richtet sich an Winston, sobald er in deren Blickfeld gelangt. Und dafür hat er bisher zuverlässig gesorgt. Für das Blickfeld und den darauf folgenden Ausruf.

Besuche liefen so ab:

Es klingelt, jemand öffnet die Türe, Besuch kommt rein, Winston ist schon da.

"Yeah! Besuch! Für mich! Halloooo! Wedel!"

Dann folgen besagter Ausruf, das Streicheln und der Grund des Besuches (iiihiiich 🙋) is erstmal vergessen.

Dafür schwappt eine Woge der Begeisterung nach der anderen über meinen Assistenzhund (!) hinweg, und das auch ganz zu Recht, wie er findet.

Irgendwann werde dann auch ich mal begrüßt, meine dünnen stimmlichen Mitteilungen, man möge den Hund bitte ignorieren, gehen genauso im Sturm der Begeisterung unter, wie mein Versuch, Winni aus den Armen der Streichler raus, auf seinen Platz zu schicken.

Das habe ich mir eine Zeitlang angesehen. Besser fand ich es auch nach dieser "einiger Zeit" nicht. Wäre Winston wie Cindy, nämlich bissig, würde es anders laufen, dachte ich mir.

Die wird nämlich von uns zuverlässig auf die Decke geschickt und steht mittlerweile schon gar nicht mehr auf um sich dem Besuch zu nähern.

Gleiches Recht und gleiche Pflicht für alle!

So habe ich erstmal meine Assistenten um Unterstützung gebeten. Per WhatsApp-Gruppe.

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"Ich brauche Eure Unterstützung.

Ich möchte ab sofort nicht mehr, dass Winni sich bei jedem Besucher fast auf den Schoß legt.

Kommt jemand rein, bleibt er in der Ecke an der Couch.

Ihr achtet bitte mit darauf.

Wenn ich es erlaube, darf er Hallo sagen.

Wenn nicht, nicht.

Tut einfach so, als wäre er wie Cindy.

Bissig.

Sie muss auch auf der Decke bleiben.

Ich Danke Euch!"

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Und dann habe ich an die beiden Dienste, die mir die meisten Fremden ins Haus schicken, nämlich Pflege- und Palliativdienst, eine Mail verfasst.

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"Guten Morgen ...

Seit einiger Zeit sind Sie nun mein Begleiter, was mich sehr froh macht.

Sie besuchen mich täglich, um mich zu unterstützen.

Aus dem Grund trete ich mit einer Bitte an Sie heran.

Einige von Ihnen haben meinen Golden Retriever Rüden Winston schon kennengelernt.

Er verzaubert jeden mit seinem Wesen, was ich sehr gut nachvollziehen kann.

Und er lädt jeden ein, ihn durchzuknuddeln. Und die meisten Besucher kommen dem sehr gerne nach.

Und da liegt die Schwierigkeit.

Er wird zum Assistenzhund ausgebildet und lernt auf mich zu achten.

Das vergisst er aber in dem Moment, in dem er Besucher animiert, ihn zu streicheln.

Aber auch das muss er lernen.

Sie möchte ich darum um Unterstützung bitten.

Verzichten Sie bitte darauf, ihn zu begrüßen, zu streicheln, ihn anzusprechen oder zu sich zu locken.

Tun Sie einfach so, als gäbe es ihn nicht.

Er wird von uns auf seinen Platz geschickt, wo er dann auch bleiben soll.

Und seien Sie versichert, dass er nicht unter Liebesentzug leiden muss. 😉

Vielen Dank für Ihr Verständnis!

Viele Grüße

...

Weitere Infos finden Sie hier

 

http://assistenzhund-ylvi.at/ettiquette/"

 

 

 

Die Erklärung dort finde ich super! Und wenn man einen Hund draußen auch an der Weste erkennt, zuhause nicht, da ist er aber auch im Dienst. Auf Abruf.

Und siehe da!

Grade mal zwei Tage haben wir es nun durchgezogen. Mein Team oder Thompson haben alle anderen Besucher schon an der Haustüre "gebrieft".

Die Dienst-Menschen hatten die Mails gelesen.

So wurde Winni von allen ignoriert. Bevor Besuch ins Wohnzimmer kam, war er in seiner Ecke und wurde zuverlässig zurück geschickt, wenn er einen Vorstoß wagte.

Da die Menschen mitmachen, war es ein Leichtes, dies durchzuführen.

Durch die freundliche Konsequenz war er nach wenigen Versuchen überzeugt und legte sich 

laut schnaufend in seiner Ecke ab und blieb entspannt dort.

Super, so habe ich es mir gewünscht! 😊

Das ist einfach klasse!

Lieben Dank an Alle!



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Kommentare: 1
  • #1

    Maria (Dienstag, 23 April 2019 16:38)

    Liebe Michaela, ich war heute auf deiner Seite und hab mich gefreut, wieder etwas von dir zu lesen. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute ��� und freu mich auf deine nächsten Zeilen. Liebe Grüße Maria