Was war das heute wieder ein Wetterchen, was?
Da haben wir die Gunst der Stunde genutzt und einen längeren Spaziergang gemacht. Wobei wir ja eher selten für kurze Runden rausgehen. Da lohnt sich das Anziehen ja gar nicht.
Das ist nämlich schon jetzt ein großer Spaß!
Pulli, Steppweste, Goretex-Jacke. Rundschal.
"Da biste aber jetzt gewappnet", meinte Thompson, "fit für 15 Grad!"
Fast. Es fehlten noch die Handwärmer. Meine Hände sind, wie auch die Füße, flott sehr kalt.
Und während das bei den Füßen nicht so schlimm ist, an die habe ich eh keine großen Erwartungen mehr, verlieren die Hände sofort Kraft und Beweglichkeit. Und das ist richtig Kacke.
Die rechte kann ich ja auch nicht verstecken. Die muss den Joystick vom Panzer bedienen. Nein, Handschuhe helfen nix. So bin ich auf Handwärmer gestoßen, die nach dem Auspacken mit Sauerstoff reagieren und sich erwärmen. Es sind mit Eisen und Aktivkohle gefüllte Papier-Vierecke, die viele Stunden warm bleiben. Allerdings Einwegartikel sind.
Der Vorteil liegt auf der Hand. (haha)
Ich kann sie in die Jackentasche stecken und zumindest meine linke Hand so wunderbar warm halten.
Die rechte hält den Handwärmer fest und steuert den Panzer.
Das klappt ganz gut. Wird es noch kälter, werde ich sie in die Handschuhe stopfen.
Nachdem also alles angepüngelt war, Leckerchentasche angeschnallt, Handy eingesteckt und die Hunde ihre Köpfe in die jeweiligen Retriever-Leinen gesteckt hatten (Sehr hilfreich! Dadurch muss ich keinen Karabinerhaken betätigen. Kann ich eh nicht mehr) ging es also schon los. 🙄
Ich hatte mich für die Bungt entschieden. Viele Möglichkeiten des Freilaufs. Und heute ne Menge Möglichkeiten, Grundgehorsam zu üben. 🙈
Also, bei Winston. Cindy läuft mir sowieso hinterher und starrt mich an. Voll die Stalkerin. Die wenigen Augenblicke, die sie mal vorweg trippelt, feiere ich.
Winni trippelt weniger. Winni galoppiert. 😂
Macht aber nix, er ist immer in der weiteren Umgebung auszumachen. Auf dem Weg zum Feld, beide waren noch an der Leine, kam mir ein Herr mit Hund entgegen. Marke "Sag mir wohin, ich folge." Leider vom Herrn ausgedrückt. Hundi war ähnlich groß wie Winni, Rüde, hatte schon nen geschwollenen Kamm und kam auf uns zu. In solchen Momenten drehe ich immer zu Winston ein. Er braucht eine aggressive Hundebegnung an der Leine noch weniger als Cindy. Sie hat da allerdings die besseren Antworten parat. 😉
Ich versuchte, an die Vernunft des Gefolgsmannes zu appelieren. "Am besten nehmen Sie Ihren Hund zurück. An der Leine ist das nicht so gut." "Ach, jaaa", war die Antwort. Er schlenderte weiter hinter seinem Hund her, der nun fast Cindy erreicht hatte. Festhalten war nicht. Der tut nix.
Wuffel also hin zu Cindy und schwupps, hatte er sie an der Kehle hängen. Na, geht doch! Der Herr sagte sowas wie: "Komm mal besser her." Aber so klug war sein Hund auch. Er machte die Biege. Ich konnte mir ein "Mehr als es sagen, kann ich nicht", nicht verkneifen.
Weiter ging's!
War Winston vor wenigen Wochen noch im gestreckten Galopp auf jeden Hund, den er ausmachen konnte, zugelaufen, bleibt er mittlerweile stehen, wenn er nen Kumpel sieht.
Ich hab so meinen Stolz. Wenn ich das Gefühl habe, ich kann mir jetzt nen Affen brüllen (Hahaaaa...brüllen... ich... das war einmal) oder pfeifen und er lässt mich wie doof da stehen, dann lasse ich es direkt.
Das war in unserer Anfangszeit immer dann der Fall, wenn ich den Hund nach ihm sah. Er weg. Ich habe dann das Beste gehofft. Das ist nun viel besser geworden. Die Besuche bei Daniela auf dem Hundeplatz haben ihm gezeigt, dass nicht jeder Hund sofort begrüßt werden muss. Hier wird erst gearbeitet und später ist dann Zeit zum Toben.
Das konnte ich in den Alltag rüber retten. Sieht er einen Hund, bleibt er nun stehen. Manchmal setzt oder legt er sich auch hin und wartet erstmal ab. Da er ja immer einige Meter voraus ist, habe ich zum Rufen eine Distanz zu überbrücken. Aber ich tue es. Und wenn das nicht fruchtet, dann pfeife ich.
Und tatsächlich konnte ich heute jede Hundebegegnung steuern.
Wenn auch nicht beim ersten Mal, so doch nach wiederholtem Pfeifen und Rufen, kam er zu mir zurück.
DICKE HUNDEBELOHNUNG! YEAH!
Das gibt natürlich auch Selbstbewusstsein und Gelassenheit. Nun starre ich nicht immer zum Horizont, ob vielleicht ein Hund um die Ecke biegt. Und tut er es, habe ich Handlungsspielraum. Ich darf nur den Moment nicht verpassen.
Sonst ist Winston doch weg. Einmal gestartet, war es das. Soweit simmer noch nicht.
Aber auch dann ist nichts Schlimmes zu erwarten. Er ist ja total lieb. Ich mag es halt nicht, wenn er zu angeleinten Hunden läuft.
Später kam eine Radlerin mit Hund.
Hund an der Flexi-Leine. Mut zum Risiko! Hut ab! Winston hatte ich schon an der abgewandten Seite sitzen lassen. Da ist es nochmal einfacher ihn zu händeln. Wenn er neben mir bei Fuß läuft, springt er eher weg.
Also saßen wir da. Cindy eh. Da brauche ich gar nicht schauen.
Die Dame fiel fast vom Rad, weil ihr Hund plötzlich stoppte. Hatte wohl den Stop-Knopf an der Flexileine gedrückt. 😈
Sie meinte: "Wollen Sie meinen Hund nicht auch so erziehen?" (Als wenn's jemals bei der Hundeerziehung um den Hund ginge 😏) "Och, die beiden hier reichen."
Sie hielt an, weil ihr Hund nun gar nicht mehr weiter wollte (Angst vorm Rolli?), und meinte, ihrer würde so gerne spielen. Wer? Der? Der, mit dem eingekniffenen Schwanz? Oder hatte sie noch einen in der Jackentasche? Der, den ich sah, der würde höchstens flüchten. Aber das sehen manche ja auch als lustiges Spiel an. (O-Ton Hundeplatz: Ich: "Äh, ich glaube, der kleine braune hat keinen Bock mehr auf spielen. Der hat Angst." Besitzerin: "Ach, die kann schnell laufen." Aha.)
Uns Winni war sehr interessiert an der Hundedame, und da ich ja durch das Gespräch abgelenkt war, nutzte er den Moment, sich nach hinten zu schieben.
Aber mein Panzer ist wendig. Er blieb auf gleicher Höhe und mein "Bleib", brachte ihn nochmal auf den aktuellen Stand.
In dem Moment, wo ich da so rumkurvte und an einer Begegnungslosigkeit arbeitete, meinte sie: "Finde ich toll, wenn ein Hund so hört." Ich hätte fast aufgelacht. Passender ging es kaum. Winni verhandelte grade neue Richtlinien aus, ich kurvte, ihr Hund stockte, wurde aber weiter gezogen.
Grinsend sagte ich: "Ja, finde ich auch toll, WENN er hört." Sie hatte die Situationskomik gar nicht erfasst.
Und dann war wieder alles unter Kontrolle. Wir wünschten uns noch einen schönen Tag und zogen unserer Wege.
Und ich sinnierte darüber nach, ob ich zu pedantisch oder andere zu lax sind.
Dass sie mit nem Hampelhund zufrieden wäre... Hm. Ich fand das Verhalten von Winston nicht vorzeigbar, war aber froh dass er wenigstens bei mir geblieben war.
Ich habe meine Maßstäbe, aber wenn sie nicht 100% eingehalten werden, geht die Welt nicht unter. Dennoch arbeite ich an den 100%. Denn das bedeutet auch mehr Freiheit für Wuffel.
Meckern hört ihr mich mit ihm nie. Höchstens weniger loben. "Nein!" und "Hey!", teilen mit, dass grad was nicht gut läuft.
Die nächste Begegnung war super!
Winston wurde von zwei frei laufenden Chihuahuas eingekreist. 😂
Der Süße stand starr wie in einem kalten Gebirgsbach. Furchte die Stirn und schaute dem Gewusel unter ihm zu. Es war göttlich!
Als wir wieder zu Hause waren, hatten wir 8km auf'm Tacho und eine Menge Studien im Gepäck. Von Menschen und ihren Hunden.
Und ich hatte sogar fast noch warme Hände. Trotz der sibirischen Kälte. 😁
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