Ich bin kein Serienjunkie, aber wenn ich abends auf dem Sofa rumlungere, freue ich mich, wenn ich grade eine Serie beim Wickel habe, die mir mit einer weiteren Folge aus dem Leben anderer erzählt.
Meist auf Amazon Prime oder Netflix.
Darunter war "Downton Abbey", die ich geliebt habe, und deren Titelmusik noch immer mein Handy-Klingelton ist.
"Outlander", die über Jackson zu mir getragen wurde und wo ich mich sogar habe hinreißen lassen, die 3. Staffel zu kaufen.
Das ist nämlich das Gemeine. Man wird mit ein oder zwei Staffeln angefixt und die nächste kostet Geld. Nicht immer, aber wenn, dann ist das ärgerlich. Da darf man dann entscheiden, wie sehr man an deren weiteren Verlauf interessiert ist.
Da Outlander ein gemeinsames Projekt war, habe ich da tatsächlich bezahlt. Jackson hat in Bonn und ich habe hier geschaut.
Als die Staffel durch war, habe ich "This is us" gefunden.
Und ratet. Genau. Die zweite Staffel kostet. 😕 Noch bin ich nicht bereit, zu blechen. Mal sehen, ob ich noch was anderes finde.
Aber wie komme ich darauf?
Weil ich mich immer an diese Serie erinnert fühle, wenn ich...
... auf'm Klo bin.
Ich denke dann jedes Mal, es wäre es wert, gefilmt zu werden. Wir könnten ne Menge Kohle machen.
Nein. Nicht die Tatsache, dass ich auf dem Klo sitze, wäre der Quotenbringer. Das möchte ich eher unspektakulär nennen.
Aber das Drumherum. Wie ich rauf und wieder runter komme, das ist schon fast als Happening zu bezeichnen. Denn es geschieht noch so viel mehr!
Wie ihr wisst, is bei mir ja alles Essig, was nicht grade mit sitzen oder liegen zu tun hat.
Und so begab es sich, dass wir, um Ressourcen zu sparen, dazu übergegangen sind, wann immer es sich einrichten lässt, zu dritt aufs Klo zu gehen.
Ich bin dabei die treibende (oder getriebene) Kraft. Die das Happening mit den Worten "Ich müsste mal..." oder, abends mit "Können wir mich gleich umziehen...?", einleitet. Morgens bin ich passiver. Da muss ich warten, bis meine Engel vom Pflegedienst reinflattern. Aber der Spaß ist nahezu immer gleich groß.
Ein Team ist schnell zusammen gestellt (es sind selten mehr als zwei Menschen in meinem Einzugsbereich und da heißt es, wer nicht bei drei auf'm Baum is, is mit mir im Bad) und schon geht's los.
Einer hebt mich aus dem Rolli, der andere zuppelt die Hosen runter, der Heber setzt mich auf den Thron.
Dann darf ich alleine sein. Und dann gehts retour.
Was feststeht: Man wird schmerzfrei.
Da darf ich wohl für alle Beteiligten sprechen. Wem ich schon alles mein Hinterteil hingehalten habe, damit er/sie alles aus- und einpackt... Und der/die Glückliche hat ihren Job auch immer gut gemacht.
Tja. Nicht zu ändern.
Da auch das Unnormalste in dem Moment normal wird, wenn es zum Alltag geworden ist, finden während solcher Sessions die tollsten Gespräche statt. Es ist für uns wirklich mittlerweile so normal, dass wir uns selber schon gar nicht mehr drüber wundern.
Ich aber nicht nur einmal denke: "Das darfste keinem erzählen."
Tu ich aber doch. 😜
Abends, im Kreise der Familie ist es am Lustigsten.
Da kommt noch hinzu, dass ich im Zuge des Ausziehens direkt in das Schlafgewand wechsele. Man is ja effizient.
Welche Hose man hochzieht is ja egal, so tauscht man die Jeans eben mit der Schlafanzug-Hose.
Dauert, bringt Zeit für tiefsinnige Gespräche.
Thompson und Pascal sind da die ungekrönten Könige.
Meist fällt mir irgendwas ein, was ich noch schnell erzählen will.
So war es gestern, die Tatsache, dass ich Karten für Gaby Köster erstanden hatte.
Ich sitze also Beine baumelnd auf dem Klo, schaue zu, wie Pascal meine Beine einfängt um sie in die Hose zu packen, und sage: "Ich hab Karten für Gaby Köster." Thomas, der an diesem Abend den Zieher macht und grade Leerlauf hat (Weil der Heber Pascal ja noch Beine fängt), lehnt am Waschbecken und fragt lapidar.
"Echt? Und, wann kommt Sie denn?" "Nein, nicht für unsere Show hier, ich geh hin. Mit Pascal." (Natürlich nicht, aber foppen muss sein.)
Der hält inne "Was? Ich kenn die überhaupt nicht." Es folgen Aufzählungen der Dinge, die sie gemacht hat, dass sie einen Schlaganfall hatte, im Rolli sitzt... Und, und, und. Man darf den Jungen ja nicht dumm sterben lassen.
Den interessiert das brennend. Da is Beine fangen interessanter.
Hosenbeine sind an Ort und Stelle, der Schlüpper hat drei Punkte gebracht (Soll ich erwähnen, dass jeden Abend meine Schmutzwäsche vom jeweiligen Heber aus ca. 2m Entfernung in den Wäschesammler geworfen wird? Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Nein, besser nicht) und es darf gehoben werden.
Dabei überlegt Thomas laut auf welcher Bühne sie wohl auftritt. Auf der Hauptbühne? Auf der Nebenbühne?
Worauf Pascal nur meint: Wir sind hier jedenfalls auf der Hebebühne."
Oder ich sitze Abflug-bereit Richtung Schüssel und sage: "Ich brauch bitte auch noch nen frischen Schlüppi. Und einen für morgen." Worauf Thompson erwidert, "Das sind ja gleich zwei Wünsche auf einmal."
Oder die Jungs machen "schnick-schnack-schnuck", um rauszufinden, wer die Ehre hat, mir auch noch beim Oberteil zu helfen. Dass dies der Verlierer machen musste, habe ich persönlich genommen.
Manchmal führt der Zieher in seiner Wartezeit aber auch noch Bitten aus, die ich während der Session äußere. Eine davon war, er möge doch bitte meinen Ohropax unter dem Bett hervorholen.
Die brauche ich nachts schon mal, wenn der ein oder andere Schnarcher in die Nacht entweicht. Stöpsel rein, Ruhe is. Einen davon hatte Katzi am Morgen unters Bett geschossen und ich fand, es war ein guter Zeitpunkt, ihn suchen zu lassen. Auf mein "Kannst du mal eben..." zog Thompson los. Erfolgreich kehrte er zurück. Allerdings hatte sich das Wachsstöpselchen unterm Bett in einigen Flusen gewälzt und sah entsprechend aus. Thompson hielt mir die Fellkugel hin und fragte: "Is das die Winteredition?" Wir haben uns gegen eine Weiterverwendung entschieden. 🙄
Jackson ist ja aktuell noch nicht so oft mit von der Partie, aber wenn dann aus physiognomischen Gründen nie als Heber.
Sie hat dann also Wartezeit, die wir oft mit nahezu philosophischen Gesprächen füllen, während der Heber sich abmüht, die Beine zu fangen.
Und ich dann nicht nur einmal schwärme, wie gemütlich doch unsere Klotreffen sind.
Ich möchte Sie nicht mehr missen. 😂
Aber auch mit den Damen des Pflegedienstes ist es lustig.
Eine, mit ähnlich frechem Schnabel wie ich ihn habe, meinte beim Anziehen: "So jetzt noch die Plautze hier rein." Das ist seither unser geflügeltes Wort geworden.
Während eine andere (die kräftiger gebaut ist) meinte, als wieder von "Der Plautze" die Rede war: Meinst Du etwa mich? Ach nee, ich hab ja keine", und lachte.
Als der Frechschnabel erklären wollte, dass dies ein Insider ist, tat sie es mit den Worten: "Die Plautze is was zwischen uns."
Da sie das sagte, während sie mich hob, meinte ich runterschauend: "In Der Tat."
Ein anderes Mal hatte ich den Frechdachs bei einer meiner Hunderunden getroffen. Ihre sonst zum Pferdeschwanz gebundenen Haare waren da offen.
Als wir die nächste Klosession hatten, sagte ich: "Stehen ihnen gut, die offenen Haare." Sie: "Ja?"
"Mh. Sieht man weniger vom Gesicht."
Ich glaube, da waren wir quitt. 😂
Oder ich frage: "Könnte ich bitte noch eine Einlage haben?"
Sie: "Nein. Dafür haben wir keine Zeit."
"Oh, Pflegenotstand Deutschland. Keine Zeit für Slipeinlagen."
Damit ist bewiesen, dass es auf jeden Fall lustiger ist, gemeinsam aufs Klo zu gehen.
Ne, Hildi? 😇
Die den Vogel abgeschossen hat, als sie sich, nach dem sie mir auf den Thron geholfen hatte, in meinen Rolli fallen ließ und mich erwartungsfroh ansah.
Ich schaute zurück.
Und dann bemerkte ich: "Du, für DEN Moment wäre ich jetzt doch ganz gerne allein."
Worauf sie kichernd aufsprang und das Bad verließ.
Das machen wir dann später mal.
In "This is us" Staffel 2
Jetzt erhältlich. 😁
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Ulrike (Donnerstag, 20 September 2018 07:35)
Nun habe ich schon einige deiner sehr unterhaltsamen und bereichernden Berichte gelesen und muss dir dich mal sagen, dass ich es klasse finde, wie du berichtest. Dein Humor - einfach super. Übrigens ist mein Mann auf deinen Blog gestoßen, bei der Recherche Hund mit Rolli. Ich habe MS und seit einigen Monaten nutze ich den rollenden Vorteil, da ich mit meinen beiden Walkingstöcken nicht mehr weit komme und zudem mich auch öfter auf dem Boden wiederfand. Daher konnte ich deinen Bericht vom Unwetter auch hautnah nachvollziehen.
Liebe Grüße, Ulrike