Das Wichtigste vorweg:
Wie geht's Cindy?
Ich würde sagen, recht gut. Sie hat sich wieder einigermaßen berappelt.
Dank eines tollen Tipps auf Facebook (Danke Norbert), habe ich das Tonikum von Recoactiv gefunden. Ursprünglich für Katzen entwickelt, kann es auch Hunden verabreicht werden. So bekommt Cindy auch ohne zu fressen alle Nährstoffe, die sie benötigt.
Und es soll außerdem den Appetit anregen.
Sie war schon immer ein schlechter Fresser. Nun ist ganz Essig.
Ich fand auch klasse, dass die Betreiberin der Seite telefonisch mit Rat und Tat zur Seite stand und mir das Tonikum sofort versandfertig gemacht hat, sodass ich es am nächsten Tag in den Händen hielt. Ein toller Service.
Während unseres Telefonats waren wir uns schnell einig, dass es nun egal ist, was sie isst, Hauptsache, sie isst. Darum bekommt sie nun das Tonikum mit ihrer heißgeliebten Leberwurst aus der Tube verrührt und gekochte Hähnchen- oder Putenbrust. Das nimmt sie an. Meistens. Immerhin.
Dass Cindy angeschlagen ist, ist unbestreitbar. Sie läuft nur noch sehr langsam Gassi. Bleibt viel stehen und schaut mich an. Aktuell geht sie nur noch die kurzen Runden morgens und abends mit Winston zusammen.
Die große Runde am Nachmittag gehen sie getrennt.
So bin ich heute in ihrem Tempo mit ihr um die Ecke zur schattigen Schule gezockelt. Selbst die paar hundert Meter waren scheinbar ziemlich anstrengend. Sie hat mal hier, mal da geschnuppert, dann ging es wieder Heim. Das hat ihr gereicht. Vorbei die Zeiten, wo sie angerannt kam, wenn sie die Leine sah. Nun kommt sie ganz langsam und ich weiß nicht mit Sicherheit, ob ihr was fehlen würde, wenn sie nur noch in den Garten ginge. Geht sie nur noch Gassi um uns einen Gefallen zu tun?
Ich hoffe da auf Erhellung. Vielleicht teilt sie mir ihre Wünsche bald klarer mit.
Sie fehlt mir jedenfalls auf unserer Runde. Die bin ich heute mit Winston alleine gegangen/gerollt.
Um etwas Positives daraus zu ziehen:
Winni und ich können einen Zahn zulegen wenn wir alleine unterwegs sind.
Und wir können besser miteinander arbeiten. Ist Cindy dabei, lenkt das ihn und auch mich ab. So konnte ich mich ganz auf ihn konzentrieren.
Unser aktuelles Thema ist, dass er noch nicht zuverlässig kommt wenn ich ihn rufe.
Je größer die Ablenkung (andere Hunde, tolle Düfte, Wasser zum Planschen) umso schwieriger ist es für ihn, sich loszureißen und meiner Aufforderung zu folgen.
Gestern war wieder Alltagstraining bei Daniela. Dem Wetter entsprechend waren wir nach Haus Horst in Korschenbroich gefahren. Dort ist Schatten, Wasser und Wald.
Und auf dieser Tour ist mir einiges klar geworden.
Wenn ich sonst mit Winston irgendwo ankam, wo er eigentlich frei laufen konnte, habe ich ihn abgeleint und ihn auch laufen lassen. Er stürmte dann los, im Schweinsgalopp als gäbe es kein Morgen. Olé, olé! Und war erstmal verschwunden. Ich war nur schmückendes (naja) Beiwerk. Der Chauffeur und Begleitdienst.
Geeestern... Waren natürlich alle erstmal angeleint. So, wie man es sich im wahren Leben auch wünscht, gibt es in der Schul-Stunde unter angeleinten Hunden auch kein "Ach, sag mal 'Hallo!'" (DAS hätte ich bitte gerne immer!)
Es ging also nicht sofort ins Winni-Phantasialand. Sondern es wurde weiterhin mehr oder weniger brav an Frauchens und Herrchens Seite an der Leine gegangen. In solchen Momenten lobe ich mir meinen Panzer. Der hält nämlich Winstons anderes Leinenende und stoisch allem Ziehen stand. Und ne 30-kg-Knutschkugel hat schon ordentlich Zuch dahinter.
Panzer wird nicht ungeduldig, ruckt nicht maßregelnd an der Leine, sondern rollt einfach in seinem Tempo weiter. Und meine Arme bleiben in ihren Gelenken. Kommt mir sehr entgegen.
Auch auf Tipp von Daniela hin, klickere ich, wenn die Leine mal kurz durchhängt. Und dann gibt's ne Belohnung. Mal ein Leckerchen oder mal das Tau mit dem Ball dran.
Damit habe ich wenigstens schon mal seine Aufmerksamkeit. Er schaut nun immer öfter mal zu mir. Klick, Belohnung. Guuuuter Junge!
Damit war es aber noch nicht getan in der Klasse der pubertären Hunde-Halbstarken. Nach an-der-Leine-gehen, hieß es Leine ab. Aber wenn sie dachten, nun juchee... Nein.
Bei Fuß. Ich sah sie denken. Alle drei, die an diesem erquicklichen Unterricht teilnahmen, dachten unisono das Gleiche:
"Ey, dein Ernst?"
"Alteee(r)..."
"Sind wir hier in der Hundeschule, oder was?"
Inklusive kollektivem Augen-nach-oben-drehen ließen sie sich aber freundlicherweise auf uns ein.
"Jut. Also bei Fuß."
Klappte auch verhältnismäßig gut. Winni driftete immer mal ab, aber im Großen und Ganzen war er kompromissbereit. Wahrscheinlich dachte er, wenn er noch ein wenig durchhält, ist es gleich geschafft. Hihi.
Ehrlich? Er tat mir leid. Wären wir alleine gewesen, wäre ich schon längst eingeknickt und hätte ihn erlöst. Waren wir aber nicht. Unsere Lehrerin war dabei. Und übte bei Hund und Frau/Herr-chen Frustrationstoleranz.
Nach Fuß-laufen kamen Bleib-und Ranruf-Übungen. Auf direktem Wege und an den anderen Hunden vorbei.
Mittlerweile waren wir beim Wasser angekommen. Ohoh... Winni wäre jetzt soweit...
"Ähem... hast das Wort vergessen...? Das heißt 'Okay'..., kleiner Tipp, damit ich endlich los kann...!?"
Er wurde nun doch nervös. So lange hatte er in der Zeit, die wir uns kennen, noch nie warten müssen. Sonst ging das echt schneller. Das teilte er mir auch mit.
"Platz", "Bleib"
"Boah, Alteee"
"Hey! Bleib!"
"Jaaaa, wie lang denn noch? Wat meinste?"
Dachte ich auch. Denn konsequent sein ist anstrengend. Für beide Seiten.
Weiß Daniela auch. Blieb aber, haha, konsequent.
Und nach gefühlten Stunden (in Wahrheit waren es vielleicht insgesamt 30 Minuten) durfte die Bagage endlich ins Wasser. Yeah!
Und während sie plantschten und sich des Lebens freuten, denn Wubba (https://www.kongcompany.com/de/products/fur-hunde/wubba/wubba/wet-wubba/) war auch dabei, wurde mir einiges klar.
Da gab's noch ne Menge Übungspotential.
Danke, Daniela!
Heute dann, auf unserer Zweier-Runde, habe ich das Gelernte umgesetzt.
Auf dem Weg ins Feld wurde erstmal bei Fuß gelaufen. Hier ist eine Spielstraße, die ins Feld führt. Da er hier nicht einfach laufen kann, habe ich ihn sonst erst im Feld abgeleint. Nun wurde hier bei-Fuß-laufen geübt. Hat wunderbar geklappt.
Und vor dem Lossprinten hat sich Winston erst noch hingesetzt und gewartet, während ich weiter fuhr.
Und dann nochmal bei Fuß. Und noch etwas weiter gemeinsam.
Das alles ganz ruhig, mit Loben und Leckerchen. Und dann kam das "Okay!", und siehe da: Er rannte nicht gefühlte 10 km voraus, sondern blieb in der Nähe. Und war auch gut abrufbar.
Na guck!
Und so ging unser Spaziergang unaufgeregt vonstatten. Mal habe ich den Tauball "verloren" und Winni hat ihn gesucht. Mal lagen Leckerchen auf dem Weg.
Und auch immer mal ein Fuß und Sitz, Platz, Bleib, Such.
Natürlich war auch genug Zeit, einfach mal in Ruhe zu schnuppern oder auch, über das abgeerntete Feld zu stromern. Eben Zeit, um Hund zu sein.
Dieser Spaziergang hat mir sehr gut gefallen. Denn ich war nicht nur die Begleitung, sondern wir waren im Gespräch. Gemeinsam unterwegs.
Das war echt toll.
Und hat mir viel gebracht.
Nochmal danke, Daniela! 😊
Kommentar schreiben