Ferdinand-Fridolin

Armer Thompson...

Ich war grade mit Cindyline von der Hunderunde zurück und dabei mich aus meiner dicken Jacke herauszuschälen, als er bemerkte:

"Och, guck mal, da läuft ein Igel. Und Bobby immer fein hinterher."

Kennt ihr Bobby?

Bobby
Bobby

Bobby ist unser süßer Tierschutz-Kater, der der Sonnenschein der Siedlung ist. Er hat immer gute Laune, ist immer neugierig und immer freundlich. Lässt sich von jedem streicheln und hat vor nix Angst. Ist Kumpel und Clown. Und tiefenentspannt. Und nun Begleiter eines Igels.

 

Was Thompson da noch nicht wusste, war, was er sich mit dem Satz eingebrockt hatte....

 

Ich bin nämlich bei FB zufällig auch in einer Igelschutz-Gruppe. Sie wird von Inge Lempka geführt und die setzt sich mit allem Herzblut was sie hat für Igel ein.

Kennengelernt habe ich sie durch meine Spende, die ich anlässlich des ersten Geburtstages meiner Seite ausgerufen hatte. Hier wurde sie vorgeschlagen und hat den dritten Platz belegt. Um ihre Tasse abzuholen, kam sie mich besuchen und so haben wir uns persönlich kennengelernt. 

Und seither bin ich Mitglied ihrer Gruppe. Nun habe ich nicht allzu viel mit Igeln am Hut, aber ich habe immer mitgelesen, wenn mal wieder einer gefunden wurde.

Gewogen und zu leicht befunden, werden sie dann von Inge gepäppelt, damit sie dick und rund in den Winterschlaf gehen können. Oft ist es mit Füttern nicht getan. Sie sind verletzt, z.B. von Rasenkantenschneidern, die ihnen die Füße oder Nasen verletzen, oder sie haben Fliegeneier, oder, oder. Inge versorgt sie medizinisch, und schaut , dass sie wieder auf den Damm kommen. Ich lernte, dass Igel, die man tagsüber rumlaufen sieht, Hunger haben. Was darauf schließen lässt, dass sie nicht genug zu fressen finden um sich erst in der Dämmerung auf Nahrungssuche machen zu können. Und das hat dann zur Folge, dass sie durch die fehlende Ruhe und ständige Nahrungssuche erschöpfen. Und da nun außerdem eigentlich ihre Winterschlaf-Zeit ist, die sie nicht antreten können, denn sie sind einfach nicht dick genug um durchzupennen.

 

Und nun sagte mein Liebster, da läuft ein Igel mit Bobby durch die Gegend... Es war 14 Uhr...Hell. Hab acht!

 

Es klickte sofort, auch wenn ich den Igel nicht sehen konnte. Ich trug meinem armen Mann, der gar nicht wusste, wie ihm geschah, auf, er möge bitte einen Karton holen und den Igel einfangen. Dabei ergoss sich mein frisch erworbenes Wissen direkt mal über ihn. Er ist ein toller Mann, aber das wisst ihr ja.

Darum zeigte er mir keinen Vogel, sondern schluffte brav los um einen Karton zu holen. Brachte direkt auch ein paar Handschuhe mit. Klug ist er halt auch. Und machte sich auf, Bobbys neuen Kumpel einzusammeln.

In der Zwischenzeit schrieb ich Inge, dass wir einen Igel gefunden haben und ob sie ihn abholen könne.

Ihre Antwort kam sofort, aber leider konnte sie nicht kommen und bat mich, ob Thompson ihn bringen könne. Und fragte direkt, ob wir wissen wie schwer er ist. Nein, noch nicht.

Thompson betrat mit Igelchen das Haus und ich wies ihn an, direkt weiter auf die Terrasse zu gehen, denn leider haben alle Igel eine Menge Flöhe, und, ach, naja... man muss ja nicht noch mehr Haustiere halten, als ohnehin schon anwesend sind, ne?

Neben Flöhen hatte er auch ne Menge Zecken. Kein schöner Anblick, der Arme.

Ein Bild von Igelchen schon bei Inge angekommen, von Zecken und Flöhen befreit und auf dem Weg fett zu werden :-)
Ein Bild von Igelchen schon bei Inge angekommen, von Zecken und Flöhen befreit und auf dem Weg fett zu werden :-)

So stand Igelchen auf der Terrasse im Karton und nun war das Gewicht zu ermitteln. Wir haben eine Küchenwaage, er passte drauf. Sie zeigte 314 Gramm. Inges Antwort: "Zu leicht."

Nun hieß es, Thompson beizubringen, dass er eine Mission zu erfüllen hatte.

"Ähem... könntest du den Igel zu Inge bringen?" Augenaufschlag von unten nach oben zu meinem Liebsten. Bling-bling. Gut ist, dass ich immer von unten hochgucken kann, bewege mich ja im unteren Drittel der Bevölkerungshöhe. Da fällt hochschauen nicht schwer.

Cindy macht das auch und bei ihr sieht das voll süß aus. Alles seufzt auf, wenn sie so schaut. Und niemand glaubt mir dann, dass sie trotzdem beißt. Aber das ist ne andere Geschichte. Jedenfalls setzte ich den Cindyblick auf und hoffte, dass mein Augenaufschlag ihrem nahekam. Nah genug, damit Thompson ins Auto stieg.

Er seufzte auch. Aber eher nicht, weil er mich so süß fand, glaube ich.

Genau so hatte er sich seinen Samstag vorgestellt. 

"Da wundert ihr euch, dass Männer nicht reden. Jetzt siehste, was Mann davon hat, wenn er es tut. Hätt ich ma nix gesagt." Entnervt schaute er auf mich und dann in Richtung Igel. (Der übrigens auch Knopfaugend zu ihm hochsah. Ich war mir immer sicherer, dass es nicht mein Blick war, der ihn erweichte. Hm.)

"Alles was du aussendest, kommt auf dich zurück", versuchte ich es buddhistisch. "Jow, ich sende jetzt nen Igel aus. Kommt der zurück?" Ich musste kichern. Er auch. Und schon längst war klar, was als nächstes geschehen würde.

"Ich muss bestimmt noch tanken", erklärte er lahm und zog seine Schuhe an.

Ich schaute auf Igelchen im Karton, der im Katzenfutter stand, das wir ihm reingelegt hatten. "Ferdinand." "Was? FERDINAND? Nicht dein Ernst." "Doch, ich finde, Ferdinand schön, beharrte ich. Er soll Ferdinand heißen." "Ferdinand, komm", waren Thompsons letzte Worte, dann zogen die beiden ab.

 

Es dauerte einige Zeit bis er wieder da war. Inge hatte bestätigt, dass Igelchen zu leicht und zu mager war, aber sie war frohen Mutes das hinzubekommen. Und wir haben vor, ihn im Frühling nach seinem hoffentlich erfolgreichen Winterschlaf wieder heim zu holen.

 

"Hast du ihr gesagt, wie er heißen soll?", fragte ich.  "Aber NATÜRLICH!", antwortete er inbrünstig.

 

... Dann, etwas leiser... "Fridolin, oder?" Ich: "Äh, nein, Ferdinand." Er: "Achso, ja , jetzt heißt er Fridolin."

 

Na, gut. Wer fährt, bestimmt. 

 

Hab eine gute Zeit, Ferdinand-Fridolin, wir freuen uns auf dich im Frühling!

Danke dir Inge! Für Deine Infos und für Deine Hilfe!