Ich hab ja nun schon einiges durch, um mich beweglicher mit meinem Rolli zu machen. Da es auf Grund meiner schwachen Arme nicht machbar ist, dass die mich weite Strecken durch die Gegend schieben, brauche ich halt Helferlein.
Helferlein Nummer eins ist mein Panzer. Der fette Kumpel von nebenan.
Er fährt mich seit nunmehr über 1,5 Jahre täglich zuverlässig wohin ich möchte. Jede Hunderunde wird durch ihn erst möglich. Ist er mal im Service bin ich aufgeschmissen. Denn mit Bruno und Hundi an der Leine geht's nicht. ;-) (Nicht, dass ich nicht schon davon gehört habe, dass es in der Tat Menschen gibt, die ihren Hund mit dem Auto Gassi führen. Aber, hey, sind die noch normal?)
Panzer ist es wurscht, ob es bergauf geht. Er fährt mich. Und ich sitze höher in ihm, werde weniger übersehen, als wenn ich in meinem Aktivrolli sitze. (Der irgendwie noch immer keinen Namen hat. Hm... Wir können ja mal nen Namenswettbewerb ausrufen.)
Wie ihr euch aber sicher denken könnt, hat der Panzer auch einige Nachteile.
Zuerst mal sein Gewicht. Ihn trägt man nirgendwo hoch. Ist eine Stufe im Weg, die die Höhe eines nicht abgesenkten Bordsteines oder höher hat, ist Ende mit der Weiterfahrt. Dann ist er natürlich auch ungemein klobig. Besuche in engen Räumen werden zum Wagnis, auch wenn ich mich schon sehr gut mit ihm bewegen kann. Und seitdem ich die Handgriffe hinten habe abnehmen lassen, bügel ich auch keine Menschen mehr auf oder leere Regale oder Kleiderständer wenn ich mich umdrehe. Das freut die Mitmenschen und mich freut es nochmal mehr.
Aber er ist halt mehr der Grobmotoriker. Und ich in ihm dann gleich mit. Da is nix mit filigran umkurven. Ich rumpele. Und im Feld rumpeln wir erst recht. Seine dicken Räder unter dem Sitz geben alles nach oben weiter. Das sieht dann aus, als ob ich durch die Gegend hoppele. Wie in einem Slapstick.
Dann hatte ich von den E-Motion-Rädern von Alber gehört. Sie unterstützen den Antrieb der Arme elektrisch. Man kann mit geringen Kraftaufwand sehr gut fahren, egal wie bergig es ist und merkt die Anstrengung überhaupt nicht mehr.
Ich habe es mit ihnen versucht. Als ich sie bekam, hatte ich noch meinen alten Rolli. Und noch keinen Bruno. Waren sie draußen wirklich der Hit, war es in der Wohnung sehr schwierig mit ihnen zu fahren. Sie setzen auch in der kleinen Stufe jeden Anschub um und brachten mich mehr als einmal schneller gegen eine Tür oder eine Wand als mir lieb war.
Stellt man den Antrieb aber aus, muss man aus eigener Kraft 18 kg mehr bewegen. Auch kein Pappenstiel. So war meine Begeisterung bald dahin. Denn es hieß, dass ich sie drinnen nicht nutzen konnte und immer wieder umbauen lassen musste. Drinnen die normalen Reifen, draußen die E-Motion-Räder.
Das nervt. Ganz zu schweigen von dem hässlichen, aber vorgeschriebenen Kippschutz, der den Rolli am Rückwärts-Umkippen hindert. Daran ist jeder E-Motion-Nutzer zu erkennen. Überhaupt nicht meins.
Als ich meinen neuen Rolli bekam, habe ich den Antrieb gar nicht mehr anbauen lassen und ihn der Krankenkasse zurück gegeben.
Mit Brunos Ankunft geriet das Problem ein wenig in den Hintergrund. Denn in ihm kann ich auch den Panzer transportieren, sodass ich mit Bruno auch mal irgendwo hin fahren kann um dann da "spazieren zu gehen". Ich muss nun nicht immer entweder mit Auto und Aktivrolli und ohne Antrieb, oder ohne Auto und mit Panzer, dafür aber angetrieben, unterwegs sein.
Meine Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau führte mich zur Firma Stricker und ihrem Lipo Lomo. Ein elektrisch angetriebenes Zuggerät, das vor den Rolli gespannt wird und ihn durch die Gegend zieht. Es ist wirklich durchdacht. Es kann mit Gewichten beladen werden, die die Traktion unterstützen, indem sie das Antriebsrad auch feste auf den Boden drücken. Es hat einen Akku, der eine Reichweite von 25 km schafft. Und es kann schnell fahren.
Aber: Es ist sauschwer. Über 14 kg mit Akku. Ohne Gewichte. Haha! Wie soll ich das irgendwo an- und abdocken? Unmöglich! Das reißt mich zu Boden.
Vom Preis ganz zu schweigen. Andere kaufen dafür einen PKW. Das war mir dann doch etwas heftig. Und so habe ich das ganze erstmal wieder zu den Akten gelegt und bin mit meinem Panzer weiter gefahren.
Dann kam die Idee mit dem Handbike. Etwas kurbeln und man fährt. Jaaa, auch schön. Es ist sicherlich für die Bewegung ganz gut. Aber auch hier: Es ist riesig und es ist schwer. Ohne Hilfe kann ich es nicht ab-und andocken. Und was mich auch störte war, dass ich die ganzen Kabel vor der Nase rumschwirren hatte. Und: Ich möchte mit Hundi unterwegs sein. Wenn ich aber beiden Hände zum Kurbeln brauche, habe ich keine mehr frei zum Leine halten. Klar, Leine geht auch um den Bauch rum, aber es mal zu machen oder es immer machen zu müssen ist auch ein Unterschied.
So habe ich mich eher wieder davon abgewandt.
Und dann kam im September das Sommerfest meines Auto-Umbauers in Hilden, Kadomo.
Thompson und ich waren auch dort, auch wenn das Wetter sehr mittelprächtig war. Aber es war ein tolles Fest und sie haben eine Menge auf die Beine gestellt.
Und da habe ich dann das Triride gesehen. Eigentlich wiedergesehen, denn ich hatte beim Bestellen meines Brunos schon einmal ein Angebot dafür bekommen. Aber da ich erstmal genug zu zahlen hatte und auch da noch der Meinung war, dass der Panzer reicht, bin ich gar nicht weiter darauf eingegangen.
Mir gefiel die Kompaktheit und Gewandtheit dieses Zuggerätes. Es war auf das Wesentliche reduziert und die Möglichkeit, dass ich es selbstständig bewegen kann, lag wenigstens in greifbarer Nähe.
Und so bin ich wenig später für eine Probefahrt nach Kadomo gefahren und war endlich begeistert. Es war tatsächlich so handlich und wendig wie ich es mir gewünscht habe. Ich kam gut voran. Gut, das alleine ankoppeln klappte nicht ganz, aber dafür sollte es doch eine Lösung geben!
Thompson war so lieb, mich gestern zu begleiten, als ich zum zweiten Mal hinfuhr, diesmal um auszuprobieren, wie es sich vor meinem Rolli macht.
Udo und Sebastian, meine Kadomo-Helden, haben die Halterungen angebracht, die das Zuggerät an den Rolli befestigen. Das war eine diffizile Angelegenheit und hat eine ganze Zeit gedauert. Aber schließlich war es geschafft und ich konnte die erste Fahrt mit meinem neuen Zuggerät machen.
Ich bin sehr begeistert!
Heute haben Cindyline und ich die erste Runde damit gedreht. Sie hat überhaupt kein Problem mit der Veränderung, schien es sogar zu genießen, mal schneller als mit der Panzer-Tucker-Geschwindigkeit unterwegs sein zu können, denn sie lief im gestreckten Galopp neben mir her.
Wir haben eine große Runde gedreht. Und das Beste war: als es anfing zu regnen und ich dann doch gerne etwas schneller heim wollte, konnte Cindy auf meinem Schoß mitfahren.
Sie kennt das auf-dem-Schoß-springen schon von zu Hause. Hier steht sie auf der zweiten Stufe der Treppe und springt von da aus auf meinen Schoß. Und jetzt muss sie ja nicht mehr so hoch springen, dass sie auf dem Panzer landen kann. Das würde sie überhaupt nicht schaffen. Nun hat sie das ihr bekannte Maß. Ich bin ja schließlich mit meinem normalen Rolli unterwegs.
Treppen in Hauseingängen gibt es genug. Warum also nicht mal probieren?
Und: Klar! Kein Problem für Hundi! Sie sprang auf meinen Schoß, ich gab ihr mit meinen Armen Halt, während ich den Lenker hielt und so fuhren wir beide heim.
Ich kann also nun auch weitere Strecken zurück legen ohne sie zu überfordern. Klasse, oder? Wir brauchen nur irgendwas höheres, sei es eine Bank, einen Baumstumpf oder sowas in der Art und schon habe ich einen Beifahrer.
Thompson bastelt mir grade noch eine Station, die mich beim an- und abkoppeln unterstützt. Er ist sehr erfindungsreich und wenn sie fertig ist, werde ich sie euch natürlich vorstellen. Vielleicht sollte er sich das patentieren lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass es den ein oder anderen Interessenten für eine solche Unterstützung gibt.
Und mit dieser Hilfe kann ich es sicherlich ganz alleine händeln ohne mich aus dem Rolli zu katapultieren. Und somit habe ich eine weitere, neue Art der Freiheit gewonnen.
Ich freue mich!
Ich halte euch auf dem Laufenden!
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