Wie ich schon habe anklingen lassen, ist es mit der Muskelkraft nicht immer ganz so weit her. Das durfte ich ganz besonders vorletzte Nacht hautnah erleben, als es leider nicht reichte, mich aus eigener Kraft aufs Klöchen zu hieven. Zurück übrigens auch nicht, und auch nicht wieder in die Heia... geilo....
Immerhin war der Start vom Bett in den Rolli noch geglückt. Aber dann war sense.
Ich konnte es so, so und so probieren, nope.
Wenige Augenblicke vorher hatte ich aber meinen nachtaktiven Herrn Sohn noch durch die Gänge schleichen hören. So bin ich zurück in den Flur gekullert und habe ihn zu Hilfe gerufen. Mit seiner Unterstützung hat es dann geklappt. Was mich nun nicht fröhlicher werden ließ, denn er ist nun auch bald futsch. Und dann habe ich nur noch meinen Thompson. Den wollte ich aber eigentlich nicht im Schlaf stören. Dann wird mir aber leider nix anderes übrig bleiben.
Blieb mir auch so nicht. Denn, wie schon erwähnt, klappte auch der Transfer ins Bettchen zurück nicht. Pascal wartete zwar an der Schlafzimmertüre, denn ich wollte es erstmal alleine probieren, aber mein Geruckel am und im Bett würde selbst Dornröschen wecken. Und so auch meinen Prinzen.
Der zog seine Kartoffelsack-Gräfin an Ort und Stelle und bekundete ihr sein Mitleid mit der Situation. Auch etwas besorgt bei dem Gedanken, wie sowas nun weiter gehen soll.
Nach all der Anstrengung war mir meine Zukunft erstmal egal. Ich lag, yeah!
Gute Nacht!
Am Morgen aber, als es hieß, dass Thompson nun zur Arbeit gehen würde und ich dann ja immer noch liegen bleibe, kam die Sorge zurück, was ist, wenn es auch jetzt nicht klappt? Klar, ich hatte Pascal gebeten, dass er sein Handy parat hat, damit ich um Hilfe rufen kann, aber eine Lösung auf Dauer ist das nicht.
Ich hatte Glück. Seither kann ich es wieder. Was zu dem Ausfall in der Nacht geführt hat, keine Ahnung. Vielleicht ein Zusammenspiel von warmem Bett und müden Muskeln, die dadurch noch schlaffer wurden. Mein Physio meinte, der Tonus sei in der Nacht runtergesetzt, was sich bei mir dann schon mal etwas verheerender auswirken kann.
Ich hatte auch die Anstrengung im Verdacht, die es bedeutet, durch unsere Auffahrt ins Haus zu gelangen. Zuerst muss ich eine, wenn auch nicht steile, so doch lang ansteigende Steigung erklimmen und dann über zwei Rampen. Dabei habe ich das Gefühl, gleich rückwärts zu rollen wenn ich die Greifreifen loslasse um nachzugreifen. Ich kralle mich dran fest und arbeite mich Zentimeter-weise hoch. Das ist soooo anstrengend! Und das hatte ich an dem Abend zuvor mal wieder gemacht.
Dafür brauchte ich eine Lösung, denn besser machen solche Kraftakte meinen Zustand nicht. Das wusste ich ja nun.
Das Schicksal hat mich aber mit tollen Nachbarn gesegnet.
Einige von ihnen hatte ich schon in meinen Telefonkontakten gespeichert. So fragte ich WhatsAppender-weise bei ihnen nach, ob ich sie um Hilfe bitten dürfte, wenn ich mit meinem Aktivrolli unsere Auffahrt hoch muss. Und von allen kam ein "Natürlich!"
Wie schön! :-)
Sie wurden in einer WhatsApp-Gruppe vereinigt, die ich "die Rollischubser" genannt habe. Passt doch, oder?
Und wenn ich nun weiß, dass ich, wenn ich nach Hause komme, keinen Thompson oder Pascallo zur Hand habe, dann frage ich in der Gruppe nach, wer mich die Auffahrt hochschubsen kann. Grandios, oder?
Und nicht nur das: Auch Nachbarn, die ich gar nicht gefragt habe, weil ich deren Handynummer bis dato nicht hatte, haben sich angeboten. Sie hatten durch die anderen davon gehört und wollten auch in die Gruppe. Nun darf ich auf 11 liebe Menschen zurück greifen. Es ist unsagbar toll und ich bin wirklich sehr, sehr gerührt über soviel Hilfsbereitschaft!
"... ich fahr aber nur die Bergabtouren..." (Post eines Gruppenmitgliedes. :-))
Solche Erlebnisse machen mich unsagbar Grinsekatzen-froh.
Nun habe ich diese Anstrengung ausgeschaltet und denke, dass mir dies meine Arme danken werden und mich bei Dingen der täglichen Verrichtung noch weiter lieb unterstützen. Dennoch habe ich den Hausnotruf bestellt, er wird Dienstag installiert. Besser is.
Und noch was Schönes habe ich erlebt.
Seit einiger Zeit bin ich wieder in dem Altenheim tätig, das meine Mutter einige Zeit bewohnt hat und das nur wenige hundert Meter von unserem Zuhause entfernt ist.
Ich war auch zu Zeiten meiner Mutter dort schon ehrenamtlich tätig, indem ich im Beirat war. Ich wollte nun wieder irgendwie helfen und man schlug mir vor, dass ich Menschen besuche, die sonst keinen Besuch bekommen. Das mache ich einmal in der Woche. Aktuell einen Herrn, der auch ein wenig dement ist, mit dem man sich aber noch sehr gut unterhalten kann.
Beim ersten Mal bin ich erstmal alleine hingefahren um ihn etwas kennen zu lernen. Heute habe ich entschieden, Cindy mitzunehmen. Und siehe da: Sie macht es wieder!
Genau wie bei meiner Mutter damals, hat sie auch bei dem Herrn keinerlei Marotten. Sie zeigt nicht die Zähne, sie knurrt nicht, sie schnappt nicht, sondern bittet regelrecht um Zuwendung! Er konnte sie sofort streicheln, hat ihr ein paar Leckerchen gegeben und war mit ihr befreundet. Kommt das Personal und versucht das gleiche, werden sie sofort von ihr in ihre Schranken verwiesen. Das ist unfassbar.
Aber es freut mich total, dass ich einem Menschen mit Hilfe meines Hundemädchens ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.
Wie wäre es?
Geht hinaus in die Welt, bittet um Hilfe und bietet sie an.
Ich denke, es verändert euer Leben!
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