Also, man lernt ja nie aus.
Gestern habe ich wieder eine ganze Menge gelernt.
Über Vorstellung, Wahrnehmung, Entfernung, Kommunikation bis hin zu Biologie.
Es begann damit, dass mich vor einigen Wochen eine Dame anschrieb, die durch eine Reitlehrerin, bei der ich einige Stunden therapeutisches Reiten gemacht habe, von mir gehört hatte. Sie bietet Rally-Obedience-Kurse an. Das ist eine Fun-Sportart, an der mir am besten gefällt, dass es keinen Drill gibt, sondern die Hunde mit Lob, (Leinen-) Hilfe, Leckerchen und Motivation dazu angeleitet werden, mit ihrem Führer zusammen zu arbeiten.
Also genau unser Ding. Geliebäugelt hatte ich mit Obedience schon immer, aber irgendwie hatte es sich nie ergeben. Es war nicht in meiner Nähe, nicht zu meiner Uhrzeit, irgendwas passte nie und irgendwann hatte ich es vergessen. Nun war es also wieder da.
Claudia, so hieß sie, rief mich an und erzählte, dass die Trainings in einer Halle statt finden, was einer Rollifahrerin schon mal sehr zuarbeitet. So wurde ich dem Hoppeln über Grasnarben enthoben. Außerdem ist der Sport für beeinträchtigte Tiere und Menschen genauso gut geeignet wie für gesunde. Es wird Rücksicht auf die diversen Gegebenheiten genommen. Das gefiel mir. Vor meinem inneren Auge formierte sich ein glatter (Turn-)Hallenboden. Was, auf den zweiten Blick betrachtet, eher unlogisch ist, wenn fellbesetzte Hundepfoten Grip brauchen. Vorstellung und Wirklichkeit. Und wie sie differieren können.
Die Halle ist in einem Nachbarort, es sind ca. 30 Minuten zu fahren. Auch da war ich wieder froh, Bruno zu haben, sonst wäre es schon wieder Essig gewesen.
Ich fragte noch, ob der Weg vom Parkplatz weit sei und bekam ein "Nein", sodass ich mich für meinen "kleinen" Rolli entschied und den Panzer zu Hause ließ.
Es ist mit Cindy an der Leine nicht ganz so einfach einen Rolli anzutreiben, da eine Hand die Leine hält und so nicht gut greift. Außerdem kennt Cindy das Laufen neben diesem Rolli nicht, weil sie es kaum macht, wir sind ja immer mit dem Panzer unterwegs. Bei diesem Rolli ist es aber sehr viel wichtiger, dass sie nicht einfach die Seite wechselt, nicht einfach stehen bleibt und auch nicht einfach vorrennt. Alles Dinge, die mir sonst egal sind. Doof.
Jetzt musste ich ihr also klar machen, dass es etwas anders läuft als sonst und das kapiert ein Hund nunmal nicht auf den Punkt. Eigentor.
So hatte ich Zuppel-Cindy an der Leine, manövrierte uns zu Bruno und die Fahrt ging los.
Dank Navi hatte ich den Ort der großen Taten gut gefunden. Als es aber verkündete "Sie haben ihr Ziel erreicht", sah ich nix vonner Halle. Nur ein Taxiunternehmen mit einem großen Platz. Das konnte es schon mal nicht sein. Es war eine ruhige Anliegerstraße, dörflich gelegen und etwas weiter links ging es zu einem Jugendfreizeithaus hinauf. Dort konnte ich parken, es war ebenerdig und ich hoffte, dass sich niemand neben mich stellen konnte. Sicher war ich mir nicht.
Ich hoffte das Beste und entlud uns.
Neben dem Taxihof erspähte ich ein Schild, das den Weg zur Halle wies. Der führte in einen anderen Hof. Okayyyy, dann also erstmal über die Straße und in die Einfahrt rumpeln, die sehr uneben war. Zuppel-Cindy war ob des neuen Terrains sehr aufgeregt, was es nicht vereinfachte und ich war innerhalb Sekunden nass geschwitzt. Wir rumpelten die Wege entlang, die mir endlos erschienen und als ich noch immer nichts von einer Halle, dafür aber eine Werkstatt sah, fragte ich erstmal. Doch ich war richtig, musste "nur" noch einmal komplett den Hof umrunden. OH MEIN GOTT!
Aber ich schaffte es!
Nun sah ich, dass vor dem Eingang der Halle... Parkplätze waren. Na klasse. Kotz.
Claudia erwartete mich schon und war verwundert, dass ich angerollt kam, allerdings ohne Auto. Sie dachte, es sei klar, dass ich auf den Platz fahren musste. Nöööö, war es nicht... Kommunikation und ihre Tücken, die Zweite.
Nunja, ich war ja nun vor Ort, meine Laune musste sich noch was berappeln und auch meine Klimazone musste noch in akzeptablere Bereiche zurückfinden. Aber ansonsten war alles fein.
Da fiel die Überraschung, dass der Hallenboden bei weitem nicht so glatt wie erhofft, sondern mit Kunstrasen ausgelegt war, der mich natürlich bremst, kaum noch ins Gewicht. Irgendwann ergibt man sich seinem Schicksal. Das da hieß: "Is nich dein Tag, Baby!"
Claudia und auch ihr Mann waren beide sehr nett, sie entschuldigte sich mehrfach, dass sie nicht auf die Möglichkeit hingewiesen hatte, dass ich auf den Platz fahren kann und sie halfen mir wo sie konnten. Cindy war sehr aufgeregt, es roch nach hunderten von Hunden und sie war kaum zu bändigen.
Ich durfte sie ableinen, damit sie sich in der Halle umsehen konnte und Claudia erklärte mir die Bedeutung der Schilder, die schon in einem Parcours aufgebaut waren.
Den fuhren wir nun ab.
Wir gingen/rollten von Schild zu Schild und sie erklärte mir, was damit gemeint war. Ich hatte nur rudimentäres Wissen über Obedience und merkte schnell, dass es sich um eine, wenn auch Fun-, so doch anspruchsvolle Sportart handelte, und dass hier nicht nur eine Cindy gefragt ist, die auf Zuruf kommt, sondern eine, die bei Fuß bleibt, sich mit mir dreht, liegt/sitzt, während ich um sie herum kurve, sich um mich herum bewegt und das immer konzentriert auf mich und auf meine Zeichen achtend.
Ähem... ja... räusper... kein Ding.
Genauso sah Cindyline es auch. Schnuppernd mit der Nase am Boden zog sie in der Halle ihre Kreise, meilenweit von mir entfernt, denn ich war ja in der Nähe. Für sie ein Zeichen, das Streunen beginnen zu können, so wie sonst, wenn wir spazieren gehen. Sie kam zwar kurz wenn ich klatschte, war aber genauso flott wieder weiterschnuppern. Nosebook vom Feinsten. Hier war ich nur semi-interessant.
Auf das Ausführen irgendwelcher Übungen schien sie auch nicht zu brennen.
Von all den möglichen Schildern waren die einfacheren aufgebaut. Hund neben sich sitzen lassen, ins Platz bringen, von da wieder ins Sitz, ihn um sich rumlaufen lassen, mit ihm abbiegen, mit ihm eine Kehre vollführen, eine 8 laufen. Und auch ein Sprung befand sich im Parcours.
Mit mir waren noch 4 weitere Frauen mit ihren Hunden dort, auch sie waren noch recht neu dabei, aber wussten halt schon worum es ging. Und auch die Hunde waren wissender. Alles sehr nette Gespanne.
Ich entschied mich, erstmal zuzusehen und so waren die 4 Paare vor mir dran. Cindy, die auch Warten nicht in ihrem Repertoire aufgenommen hat, bellte recht viel um mir mitzuteilen, dass sie es grad öde findet, hier neben mir an der Leine zu warten. Und dass in nächster Nähe auch noch 4 weitere Hunde rumlagen war auch nicht nach ihrem Geschmack. So war auch das zu lernen. Warten und Hunde akzeptieren.
Als wir beide dran waren, habe ich mich für ein Führen an der Leine entschieden, weil mir klar war, dass mein Hund überall sein wird, nur nicht neben mir. Mit Leine hatte ich dann wieder das Fahr-Problem, aber das war nicht so schlimm. Ein weiteres war, dass ein tauber Hund mit der Nase am Boden nicht wirklich viel von Zeichen mitbekommt, die die Trulla im Rolli da so macht. Klatschen erzielte eine kurze Aufmerksamkeit, dann war die Nase wieder unten.
Aber einen dreiviertel Parcours haben wir gemacht. Dann war es für den Anfang genug. Mir jedenfalls. Ich wusste jetzt, wo meine Baustellen sind. Und das Schöne an dem Sport ist, dass man alle Positionen wunderbar alleine zu Hause in Ruhe üben kann.
Und damit haben wir heute schon angefangen.
Es hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht und beim nächsten Mal bin ich was Parken und Hundeführen angeht um einiges klüger, sodass es sicherlich mit jedem Mal entspannter und auch erfolgreicher werden wird. Auch, weil es dann für die Hundedame nicht mehr alles ganz so neu ist. Ich freue mich schon drauf!
Als Sahnehäubchen des Tages war Bruno dann doch zugeparkt worden. Grandios. Ich schaute mich suchend um, um herauszufinden, wer das große Schild an der Schiebetür übersehen und sein Auto vor meinen Einstieg gestellt hatte. Nach einigem Fragen, meldete sich eine Frau, die beim Taxiunternehmen arbeitete und deren Kollege derjenige welcher war. Der war aber leider schon einige km weg und hatte seinen Autoschlüssel nicht da gelassen. Ein anderer Kollege bot mir an, Bruno umzusetzen. War jetzt nicht meine erste Wahl, aber die einzige. Da Bruno nicht so einfach zu bedienen ist, hat es was gedauert, aber schließlich konnte ich ihn entern und heimfahren. Reichte dann aber auch für den Tag. Mir wurde schon wieder warm...
Und nun kommt die nicht weniger spannende Überleitung zu halben Schnecken.
Die halbiert eine Dame, die ungenannt bleiben möchte, indem sie mit einer Schere durch ihren Garten rennt, sie aufnimmt und durchschneidet. Ich verarbeite das noch immer. Unglaublich! Das habe ich gestern abend noch erleben dürfen.
Laut eigener Aussage war ihre beste Quote 93 Schnecken an einem Abend. Die Idee hat sie von einem Mann übernommen, den sie beobachtete, wie er sich immer wieder bückend durch den Garten patroullierte. Auf ihre Frage, was er denn da treibt, war das die Antwort.
Fand sie gut. Jow, warum auch nicht. Ich habe mal gegoogelt, ob die denn dann auch tot sind. Scheinbar ja. Ob es eine schnelle und schmerzlose Methode ist, keine Ahnung. Allerdings sicherlich schneller als sie mit Salz zu bestreuen, so wie eine andere Dame es macht, bei der ich nicht weiß, ob sie genannt werden möchte. ;-)
Ich werde beides nicht über mich bringen. Bei mir fressen die Schnecken alles ratzekahl ab, dürfen aber dennoch bleiben. Ich hoffe, nur, dass sich das nicht rumspricht. Vielleicht sollte ich Warnschilder aufstellen. Um wenigstens den Schein zu wahren.
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