Wenn nicht, dann...

Ich mag die Serie "Rizzoli und Isles". Wir haben, wenn auch nicht alle, so doch fast alle Folgen gesehen und mussten uns nun vor kurzem von den beiden und ihrem Team verabschieden.

Staffel Nummer 7 war gleichzeitig die letzte. Schnief...

Im Laufe der Staffel stellt sich raus, dass die eine zum FBI weiterziehen wird, die andere eine Auszeit nimmt, der nächste in Rente möchte....

...und so sieht man zu, wie sich das Gebilde, was man gefühlt ein halbes Leben so kannte, langsam auflöst.

In einer Szene sitzen die beiden auf der Straße und lassen ihre gemeinsame Zeit Revue passieren.

Dann erzählt Maura ihrer Freundin Jane, dass sie gerne ein Spiel gespielt hat, dass lautet: "Wenn nicht, dann..."

Und sie erklärt, dass viele Dinge, die vielleicht sogar erstmal schlecht aussahen, gut wurden, die es aber auf jeden Fall so nicht gegeben hätte, wenn sie von dem vermeintlich schlechten nicht angestoßen worden wären. Und sie fragt sie nach verschiedenen Lebensereignissen, die für Jane auch erstmal schlecht aussahen, aber sehr viel Gutes mit sich gebracht haben.

Und wie das bei mir so ist, kam auch bei mir direkt Kopfkino und ich fragte mich: "Wenn nicht, dann..."

 

Fangen wir mal nicht in der Kindheit an, aber so mit dem ersten "Erwachsen-Sein".

Wenn ich nicht den (für mich) falschen Mann geheiratet hätte, dann hätte ich nicht diese beiden wunderbaren Kinder bekommen, die mir, ohne zu übertreiben, jeden Tag meines Lebens Freude machen und die ich so sehr liebe. Mit denen ich lachen und weinen kann und die mehr als wohlgeraten sind.

Wenn ich mich nicht für die folgende Trennung entschieden und sie durchgestanden hätte, wäre ich nicht zu der geworden, die ich nun bin. Die gelernt hat, dass sie weitaus mehr schafft, als sie sich zugetraut hat und die daran gewachsen ist. 

 

Wenn ich nicht mehr Geld benötigt hätte, weil der Unterhalt leider ausblieb, dann wäre ich nicht auf die Idee gekommen, meinen damaligen Chef um eine Stundenerhöhung zu bitten, die mich letztlich ins Haus Duisburg geführt hat. Die Zeit, die ich dort verbracht habe, ist die schönste meiner beruflichen Laufbahn geworden. 

Der letzte Tag im Haus Duisburg auf der Münzstr.
Der letzte Tag im Haus Duisburg auf der Münzstr.

Wenn ich nicht die Herausforderung angenommen hätte, mich auf neue Wege zu begeben, hätte ich keine Weiterbildung gemacht und wäre nicht zur Filialleiterin geworden. Ein Umstand der mich wieder näher nach Hause gebracht hat.

Wenn ich mich nicht auf das Abenteuer eingelassen hätte, einfach auf mein Herz zu hören und zu vertrauen und nach wenigen Wochen mit Thompson zusammen zu ziehen und ein Jahr später zu heiraten, wäre mir eine Menge Glück, Liebe und Lachen entgangen. Und der beste Freund den ich mir vorstellen kann!

Als es beruflich unangenehm wurde, hatte ich die Möglichkeit, einen anderen Job anzunehmen. Aber ich habe es nicht getan. Ich habe "durchgehalten". Da stellt sich die Frage: Bin ich krank geworden, weil ich nicht auf mich gehört habe? Oder wäre ich es auf jeden Fall geworden?

Gehe ich davon aus, dass ich es auf jeden Fall geworden wäre, dann war es gut, durchzuhalten. Wenn ich nicht durchgehalten hätte, wäre es nicht zu einer späteren Einigung mit meinem Arbeitgeber gekommen, die meine Kasse etwas aufpoliert hat. Hier hat meine lange Betriebszugehörigkeit ganz viel bedeutet. Ein Umstand, der im neuen Job nicht in die Waagschale hätte geworfen werden können.

Und zu guter Letzt: 

Wäre ich nicht krank geworden, wäre ich noch immer in der Mühle, würde das sich immer schneller drehende Hamsterrad nicht verlassen haben und würde nach wie vor "durchhalten".

Wenn ich nicht krank geworden wäre, gäbe es keine "Die mit dem Hund rollt", keine frei gewählten Aktivitäten, kein selbst bestimmtes Sein. Denn zu all dem hätte mir der Mut gefehlt. Meine Krankheit hat mich dazu gezwungen. Und dafür bin ich ihr dankbar. Denn auch mit den Einschränkungen habe ich an Lebensqualität gewonnen. 

Wenn ich nicht krank geworden wäre, hätte ich viele Menschen, die ich heute sehr mag und schätze, nicht kennengelernt, und ich hätte weniger Menschen geholfen. Physisch und psychisch. 

 

Wenn es nicht so gelaufen wäre, wie es ist, wäre es anders gelaufen. Ob besser? Keine Ahnung. 

Ich finde, es ist sehr gut gelaufen.

 

Ich kenne ein Spiel: 

Was ist Dein "Wenn nicht, dann...?" :-)




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