Im Petersdom

Nachdem wir die Rolli-Rentnerband ziehen gelassen hatten und am Herrn der Schweizer Garde vorbei hinaus geschoben sind, standen wir wieder auf dem Petersplatz. Diesmal schauten wir uns die rechte Seite näher an.

Dort war eine lange Schlange Wartender. Nur, worauf? Und: Würde es sich lohnen sich einzureihen? Oder würden wir womöglich nach 2 Stunden Warten wieder vor den vatikanischen Gärten stehen? 

Fragen über Fragen...

Meine Neugierde war natürlich geweckt. Ich versuchte rauszufinden, wohin die Schlange führte. Sie schien im Petersdom zu verschwinden.

Während Thompson eher zurückhaltend ist, bin ich die Vorpreschende. So war meine Idee klar. "Komm, wir kullern mal an denen vorbei und schauen wo es hin geht". Er war nicht ganz so überzeugt und fand es recht vermessen, einfach an den Wartenden vorbei zu gehen. Aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass so ein Rolli einem oft ungeahnte Möglichkeiten eröffnet. Der B-Bonus greift halt sehr oft. Oder würde einer von euch sich trauen, einen Rollstuhlfahrer darauf hinzuweisen, sich bitte hinten anzustellen? Eben. ;-)

Rechts sieht man die Schlange der Wartenden, die wir "mal eben" passiert haben
Rechts sieht man die Schlange der Wartenden, die wir "mal eben" passiert haben

So machte ich den Kompromissvorschlag, dass wir ja nur mal gucken können, wohin die Schlange führt um dann wieder zurück zu rollen und uns anzustellen, sollte das Ziel uns lohnenswert erscheinen. Damit konnte er leben. 

Gesagt getan. Kopfsteinpflaster...ddddddddusch-dddddusch. Schüttel-rüttel-shake-it-Baby!

Wir fuhren also an der mehrere hundert Meter langen Menschenschlange vorbei und tatsächlich, landeten vor dem Eingang zum Petersdom. Mit der schönen Überraschung, dass es einen eigens für Rollstuhlfahrer vorgesehenen Eingang gab, an dem, ach, so ein Zufall!, keine Schlange war. Noch etwas zweifelnd schaute Thompson sich um, doch dann schob er mich durch. Der Wächter an der Sicherheitsschleuse fand das auch gar nicht befremdlich und winkte uns durch. Aha, na, das ist ja fein.

Vor dem Eingang zum Petersdom
Vor dem Eingang zum Petersdom
Der Blick zurück auf den Petersplatz
Der Blick zurück auf den Petersplatz

Ein paar Absperrbänder wurden geöffnet und dann standen wir beide im Petersdom. Das nennt man effektiv!

 

Was für eine Pracht! Unfassbares strömte auf uns ein. Marmor, Gold, Prunk und alles im allerbesten Zustand! Keine gesprungenen Kacheln, Risse in den Wänden oder irgendein anderes Anzeichen des Verfalls. Immerhin steht der Bau ja nun schon nahezu 2000 Jahre. Von dieser Intaktheit träumt so manche Schule, die ein paar Jahrtausende später Richtfest hatte.

Staunend sind wir durch die Hallen gewandelt, haben auch das Grab von Johannes Paul II. gesehen. Er wird immer noch verehrt, er war wirklich ein Papst, der in den Herzen der Menschen geblieben ist. Es waren einige Menschen dort versammelt und beteten. 

Man konnte all das was es da zu sehen gab, gar nicht aufnehmen. Es erschlug einen. 

Wenn man weiter hinein ging, kam man in die Schatzkammer. Dort gab es weitere Kostbarkeiten zu bewundern. Ornate, die Mitra, Gastgeschenke und, und, und. 

Wir bekamen einen Audioguide, aber wir haben ihn nur sporadisch angehört. Es wäre zuviel des Guten gewesen.

Dafür, dass der Tag etwas holprig angefangen hatte, haben wir noch eine Menge erlebt und gesehen. Mehr, als wir zu hoffen gewagt haben.

Nachdem wir einige Zeit im Dom verbracht hatten, sind wir "ganz auf die andere Seite" gegangen und haben uns auf die Suche nach der Sixtinischen Kapelle gemacht, die wir am nächsten Tag besuchen wollten. Sie befindet sich in den Vatikanischen Museen. Die waren ausgeschildert und gut zu finden. Nachdem wir wussten, wo wir hinmussten, haben wir uns langsam auf den Weg zurück zum Auto gemacht.

Da wir immer noch recht planlos waren, sind wir tatsächlich wieder in die falsche Richtung getrabt, haben es aber diesmal früher gemerkt und waren bald im richtigen Parkhaus.

Brunos Aufenthalt dort kostete 16 Euro, ein stolzer Preis. Wenn man bedenkt, dass man außerdem auch noch den Stress des Selber-Fahrens hat und keine Flexibilität, weil man ja immer wieder zum Ausgangspunkt, nämlich dem Standort des Wagens zurück muss, lohnte sich die Überlegung schon, ob man nicht doch lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein möchte.

Das wollten wir am nächsten Tag einmal ausprobieren.

Jetzt hieß es aber erstmal, wieder zurück zum Hotel zu kommen, was uns gut glückte.

 

Vom Beifahrersitz muss ich immer erst auf den Fahrersitz rutschen und dann weiter in den Rolli um auszusteigen. Das tat ich und scherzte noch beim Versuch auf die Plattform zu rollen mit Thompson, als es für mich unsanft rückwärts abwärts ging. Ich hatte zwei Dinge nicht bedacht: erstens, mein Kippschutz war nicht ausgestellt, da er beim Hochziehen auf Bordsteine immer hängen bleibt und so stört. Und zweitens hatte ich den schweren Rucksack noch an der Rückenlehne hängen.

Das führte dazu, dass ich einen ganz anderen Schwerpunkt hatte, als ich es gewohnt war. Und so begab es sich, dass ich, statt nur die Vorderräder zu heben, komplett nach hinten kippte, dat Köppken an Brunos Innenwand knupste und auf dem Rücken landete wie ein Käfer. "Beinchen in die Höh". Ich "sass" noch immer, nur leider nicht mehr aufrecht. 

Was für ein Schreck! 

Ist aber nichts passiert. Zuerst rollte ich mich mal aus dem Rolli, den stellte Thomas wieder auf und dann kam der weitaus schwierigere Teil. Wieder in ihn zurück zu kommen. 

Das war etwas komplizierter aber schließlich saß ich Dank meines allerbesten Gatten wieder an Ort und Stelle. 

Der Lerneffekt war, dass wir immer dran denken müssen, den Kippschutz raus zu klappen und auch daran, dass der Rucksack entfernt wird. Hat nicht immer geklappt, aber es ist bei dem einen Unfall geblieben.

Leider fehlt mir die Kraft, selbstständig aus einer solchen Situation in den Rolli zurück zu kommen. Da bleibt nur Daumen drücken, dass er allzeit aufrecht bleibt wenn ich mit ihm alleine unterwegs bin. Toi, toi, toi...




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