Ach so... ja, dann!

Zweierlei Maß ist so ne Sache.

Jeder von uns ist auf irgendeine Art und Weise befangen. Da ist es nicht so schlimm wenn der befreundete Nachbar einen am Samstag morgen mit der elektrischen Heckenschere aus dem Schlaf reißt. "Hat bestimmt nicht auf die Uhr geschaut, oder er muss später weg und kann das nur jetzt erledigen."

Würde der nicht ganz so gut gelittene Herr von Gegenüber das Gleiche machen und sei es nur mit einer manuellen Schere, schnipp-schnapp, wäre unser Samstag morgen gleich viel unentspannter. "Muss das jetzt sein? Geht sicher auch was später."

 

So muss das auch bei dem Facebook-Post sein, den ich eben gelesen habe.

Eine Frau schreibt, dass ein Katerchen einen neuen Wirkungskreis sucht. Nichts neues bei Facebook, vor allem dann nicht, wenn man auf Tierschutzseiten unterwegs ist. Ständig sucht wer wen für eine Katze, einen Hund, ein Kaninchen...

 

Geteilt wurde dieser Beitrag von einer Dame, die im Tierschutz tätig ist.

Ich schätze sie sehr, setzt sie sich doch ein für Tiere, die Hilfe und Unterstützung brauchen. Und für Kastration von Katzen, damit die Schwemme eingedämmt wird.

 

Aber der Satz des von ihr geteilten Posts: "Ich kann aus dieser Verpaarung... keinen Kater mehr behalten", ließ mich stutzen. "Verpaarung?" Das las sich aber nicht nach Tierschutz. Nochmal gelesen. Ja, Verpaarung.

Hm. Ich habe dann die Teilerin des Beitrags gefragt, ob es sich bei dem Post um eine Züchterin handelt. Und die Antwort war:

"Eine ganz seriöse Züchterin."

Ach so... Ja dann!

 

Es ist ja nun so, dass man Katzen, Hunde, Kaninchen, Mäuse, Klapperschlangen und Flusskrokodile züchten kann ohne irgendeine Ausbildung machen zu müssen. Die Begriffe "Zucht" und "Züchter/in" sind nicht irgendwie geschützt.

Bei Klapperschlangen und Flusskrokodilen ist es sicher vergleichbar schwerer einen Zuchterfolg zu erzielen, bei den "normalen" Haustieren ist es ganz einfach.

Unser Katzenrudel zu Hochzeiten. Sechs Stück waren bei uns Zuhause.

Ich habe selber einmal eine Menge Geld für Maine Coon Katzen ausgegeben. Gizmo, Percy, Fee und auch Filou sind gezüchtete Katzen dieser Rasse. Alle sind schon verstorben, Filou ist der letzte seiner Zunft.

 

Warum gibt man Geld für eine Rassekatze aus?

Weil man was besonderes haben möchte. Weil sie eben keine normalen Hauskatzen sind. Weil sie sich anders verhalten als normale Hauskatzen.

Ist das so? Spätestens seit ich Bobby kennenlernen durfte, muss ich mindestens in dem Punkt, dass Rassekatzen schmusiger sind als Hauskatzen, verneinen. Filou ist weitaus eigenbrötlerischer als Bobby, der mittlerweile schon Kilometer mit mir auf meinen Schoß sitzend zurück gelegt hat. Morgens, wenn ich aus dem Schlafzimmer komme werde ich direkt von ihm begrüßt, er springt mir auf den Schoß (findet er voll cool mit dem Rolli;-)), teilt mir mit, dass er nahezu verhungert ist und der Schnurrmotor läuft in einer Tour.

 

Bleibt noch, dass Rassekatzen was besonderes sind.

Dafür müssen allerdings auch schon keine mehr gezüchtet werden, denn auch vor Rassekatzen macht der Tierschutz nicht halt. In den diversen Foren kann man Coonies und Co. als Tierschutztiere finden.

Grade jetzt im Frühjahr wird es wieder losbrechen, das Gestöhne der Tierschützer, die unter der Last der Kitten schier zusammenbrechen. Sie wissen nicht mehr woher sie noch Pflegestellen holen sollen um die immer größer werdende Anzahl von Katzenmüttern und deren Kindern aufzunehmen, sie zu versorgen und dann zu kastrieren um dem Ausufern der Katzenpopulation wenigstes ein wenig Einhalt zu gebieten.

Ihr werdet es erleben: auch wenn ihr nichts mit Tierschutz zu tun habt, werdet ihr im Netz und in den Medien von der Notwendigkeit hören und lesen, dass jeder seine Katzen und Kater kastrieren soll, weil die Masse Katze nicht mehr in den Griff zu kriegen ist. Jeder Halter, der dies nicht tut wird verständnislos angesehen.

Ja, auch von mir. Denn auch ich finde, dass es eindeutig genug Katzen gibt.

 

Und dann drängt sich mir die Frage auf, was genau an einer Züchterin "seriös" ist. Sorgt sie doch für noch mehr Katzen. Dass die dann ein bestimmtes Aussehen haben, weil sie untereinander verpaart werden (ganz platt ausgedrückt, denn es geht mir hier nicht um Erblehre) macht die Sache dann besser?

Warum? Sie nehmen den Katzen, die es sowieso schon gibt, die Möglichkeit eines Zuhauses, denn auch sie suchen eines. Wenn auch für Geld. Was die Sache noch perfider macht. Würde ein Tierheim für eine Langhaarkatze 600 Euro und mehr verlangen, na, was würdet ihr machen?

Genau.

Allein wenn ihr auf den obigen Button klickt, werdet ihr überflutet werden von Rassekatzen die ein Zuhause suchen. Das Gleiche könnt ihr für fast jede Katzenrasse haben, die ihr euch vorstellen könnt.

 

Hinzu kam dann noch der Hinweis der Teilerin des Beitrages, dass diese Züchterin sich um die Coonie-Hilfe verdient macht.

Da war mein erster Gedanke: "Das ist ja wohl das Mindeste, schließlich sorgt sie auch mit dafür, dass die nötig ist. Noch verdienter würde sie sich machen, wenn sie aufhört welche zu produzieren und den so gewonnenen Platz den vorhandenen zur Verfügung stellt."

Und da glaube ich, ist das eingangs genannte Phänomen: Sie mag die Züchterin, und das scheint dann dazu zu führen, dass dann  züchten eben nicht plattes Vermehren ist. Sondern "was anderes". Nämlich seriös. Zweierlei Maß.

 

"Vermehrer" sind in dem Kontext nämlich nur die, die das nur um des Gelderwerbs machen. Mit Rassetieren lässt sich nämlich ne Menge Kohle machen. Die sind aber in meinen Augen weder das eine noch das andere, sondern schlicht und ergreifend einfach Tierquäler, denn ihnen ist das Wohl der Tiere schxx.. egal. Sie sind nur auf den Profit aus.

 

Züchter nicht. Aber vermehren tun sie dennoch.

 

Und dann nochmal meine Frage: Was macht eine Züchterin seriös?

In meinen Augen nichts.

Sie produziert immer noch mehr Katzen, die ein Zuhause suchen. Mögen sie gut aufwachsen, gepflegt, ärztlich versorgt und von Parasiten befreit sein.

Was, nebenbei bemerkt, selbstverständlich sein sollte und kein Grund sich zu rühmen.

 

Züchter vermehren Katzen. Punkt.

Ich finde keinen Grund, warum es bestimmten Menschen gestattet sein soll, noch mehr Katzen auf die Welt zu bringen, als es ohnehin schon gibt.

 

Dass sich das nicht verhindern lässt, ist das eine. Dass sie aber auch noch unterstützt werden dabei, indem ich z. B. ihre "Stellengesuche" poste, das ist das andere.

 

Und das werde ich nicht tun.

 

Und wenn ich euch dazu gebracht habe, dass ihr drüber nachdenkt, dass, wenn es denn eine Rassekatze sein soll, ihr diese ebenfalls aus dem Tierschutz und nicht vom Züchter nehmt (ist auch viel billiger!), dann ist das ein großer Erfolg für mich.

... und wenn ihr sie dann auch noch kastrieren lasst, sollte es nicht schon geschehen sein.

 

... Die Katzen, nicht die Züchter. ;-)




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