Touchdown

Ich hatte noch ein Geburtstagsgeschenk gut. :-)

Hilde und Moni haben mir einen Besuch der Ausstellung "Touchdown 21" geschenkt.

Am Sonntag haben wir das Geschenk eingelöst. Wurde auch Zeit, denn es war der letzte Tag der Ausstellung.

Wenn man mit Damen zu tun hat die immer sehr busy sind, braucht es halt schon mal etwas, aber schließlich hatten wir einen Termin gefunden. Da Töchterchen uns an dem Wochenende besuchte, passte es hervorragend, dass die Ausstellung in Bonn war. So konnten wir sie mit in ihr Domizil nehmen.

Um 11 Uhr fanden sich alle bei mir ein und es ging los. Bewaffnet mit meinem Rutschbrett entere ich problemlos jedes Auto, dessen Sitze sich in etwa auf Höhe meines Rollis befinden. So war es auch kein Problem in Monis Kombi zu gelangen. Und nochmal angenehmer war, dass der Rollstuhl ohne groß auseinander gebaut zu werden einfach in den Kofferraum passte.

Alle Mann an Bord und los ging's.

Die Ausstellung fand in der Bundeskunsthalle statt
Die Ausstellung fand in der Bundeskunsthalle statt

Die Fahrt selber war schon unterhaltsam. Wenn es nicht um den Weg dorthin ging, dann um den Weg zu Jackson's Wohnung oder die Frage, ob Moni ihn tatsächlich kannte, oder wir vielleicht doch das Navi anstellen sollten. (Moni: "ICH KENNE DEN WEG, WIRKLICH")

Jackson erzählte mir von links hinten was, aber umdrehen geht nicht die ganze Zeit, dann werde ich seekrank. Und ich gestehe, ich habe auch noch ein Auge auf dem Handy gehabt, es gab in der Möbelspenden-Gruppe noch was zu regeln... ;-)

Was sie aber zu Recht monierte. Ich konnte mich noch ein wenig damit rausreden, dass ich wiedergeben konnte, was sie mir erzählt hatte, aber war lahm, stimmt. Handy weg. Zuhören.

 

Später, als ich lachend Moni und Hilde fragte, warum sie sich eigentlich immer so anbrüllen (das war nach der Ausstellung, als sie lautstark überlegten, wo Moni am besten wenden könne), sagte Moni zu mir: "Na, so wie Jackie und du euch anhaucht, da versteht man ja auch nix." Haha!

Ich schwör, wer meint ich würde hauchen, der hat's an den Ohren! Moni, ab zum Arzt!

Das Wetter war grandios, unsere Stimmung eh, was will man mehr?

Als wir uns dem Tatort näherten, machte ich dann doch mal mein Handy-Navi an und wir fuhren zuerst zu Jacksons Bleibe und dann weiter zur Bundeskunsthalle, wenige km entfernt.

Bevor wir uns von Jackson verabschiedeten, machten wir aus, dass wir zum Essen zurück zu ihr zurück kommen. Im Erdgeschoß des Hauses, in dem sie wohnt, gibt es ein Lokal, das sie uns sehr empfohlen hat. Und mir gefiel der Gedanke, Töchterchen nochmal zu sehen.

Dank meines Parkausweises konnten wir regelrecht vor der Türe der Bonner Kunsthalle parken. Klasse.

Und dann waren wir auch schon da. Leider war es recht voll. Denn alle wollten scheinbar am letzten Tag noch schnell die Ausstellung sehen.

Da wir keine Eile hatten, machte das nichts. Nach etwa 15 Minuten warten, konnten wir rein.

Ich fand die Ausstellung interessant. Allerdings ist es für mich befremdlich, dass es einer Ausstellung bedarf. Ich würde mir viel mehr wünschen, dass diese "Behinderung" genauso normal ist, wie jede andere. Und dass Menschen, die anders aussehen oder sich anders bewegen, eben nicht "ausgestellt" werden. Und sei es nur um andere Menschen über die Erkrankung zu informieren.

Leider ist das Gegenteil der Fall. Alles was anders ist, ist interessant und wird beachtet. Down-Menschen, Rollstuhlfahrer, Amputierte, Flüchtlinge, Farbige...

Nun gut. Ist so.

In der Ausstellung wurde auf die medizinischen Hintergründe Bezug genommen, wie auch auf das Leben der Betroffenen. Damals wie heute. Dass die Ausstellung unter Mitwirkung dieser Menschen entstand , lässt mich hoffen, dass sie ihnen entsprechend umgesetzt wurde.

Ich bin ja nun auch im erlesenen Kreis der besonderen Menschen angekommen. Was eben auch bedeutet, dass ich vor der Türe parken kann, dass mir aus dem Weg gegangen wird, im besten Sinne, auch wenn ich immer meine, ey, so breit bin ich nu auch nicht.

Es bedeutet aber auch, dass ich nicht immer für voll genommen werde, zumindest anfangs, und viele sich bemüßigt fühlen, helfen zu wollen. Nicht zu ändern, ich genieße auch vieles, anderes eben nicht, aber ich komme gut mit meinen Mitmenschen klar.

Ich denke, durch Offenheit und mit Humor schafft man Barrieren ab. Und so erkläre ich mir diese Ausstellung.

Ein Erlebnis war auch ambivalent. Lustig-traurig.

Ich war noch ganz am Anfang der Ausstellung. Hier waren aus vielen Portraits vier Personen rausgepickt, die von sich erzählten. Um sie zu hören, musste man eine Art Telefonhörer ohne Sprechmuschel ans Ohr halten und dann per Knopfdruck den auswählen, den man hören wollte. Da mir Moni, die die Ausstellung schon mal besucht hatte, von einer bestimmten Frau erzählt hatte, drückte ich zuerst den Knopf ihres Porträts. Und hörte zu. Wenige Augenblicke später stand ein Mädel neben mir. Sie schaute sehr interessiert auf meinen Hörer und wollte ihn auch gerne haben. Vielleicht 6 Jahre alt und sehr süß.

Wir unterhielten uns total nett. Schön, mit Menschen auf Augenhöhe zu sprechen. ;-)

 

Wir einigten uns, dass wir die Geschichte der Frau zuerst zu Ende anhören und sie dann den nächsten aussuchen darf. Damit sie mithören konnte hielt ich den Hörer zwischen uns. Natürlich wollte sie halten. Klar, kein Ding.

Dann schaute sie mich an und fragte, ob ich nicht gehen kann. Ich verneinte. Dann schaute sie nochmal. "Nein?" "Nein." Und das Ding war durch. Sehr cool!

Da sie den Hörer ja schon hatte, konnte ich mich dann auch verabschieden, weil ich weiter wollte.

Und später erzählte mir Moni, ihre Oma habe gesagt, sie habe mich verscheucht. Gott sei Dank konnte Moni das grade rücken. Was für ein Quark!

Erwähnte ich, dass die Kleine auch das Down-Syndrom hatte? Nein? Hätte ich am liebsten auch nicht. Aber vielleicht hat die Reaktion der Oma damit zu tun? Da die Kleine sehr offen ist, meint Oma vielleicht sie müsse sich für sie entschuldigen? Und sie zurechtweisen? Andere, wie mich, vor ihr beschützen?

Schade, dass Oma sich nicht einfach freuen kann.

Als wir am Ende der Ausstellung angekommen waren , beschlossen wir, dass nun Zeit für unser kulinarisches Treffen sein sollte. So rief ich Jackson an und bat sie, mal zu schauen, ob wir Platz bekommen und dann sind wir zum Lokal gefahren.

Ich sach euch: Lecker, lecker. Die Speisekarte hatte für uns eine Menge zu bieten und es war sagenhaft lecker.

Wir genossen unser Essen und die tolle Atmosphäre, unterhielten uns über Gott und die Welt, hatten eine Menge Spaß und waren rundum mit diesem gelungenen Tag zufrieden.

 

Ich danke Euch für dieses schöne Geschenk! :-*




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