Mein neuer ist da

Eigentlich wollte ich zur Physiotherapie fahren.

Da ich aber grade schreibe bin ich wohl nicht da. WEIL... ich heute einen Austauschstuhl bekommen habe. Der Panzer muss mal wieder in die Klinik. Er, der dafür angeschafft wurde, dass ich mich mit ihm stellen kann, tut es einfach nicht. So ist er nun schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen weg zur Reparatur.  Nicht stehen kann ich nämlich auch ohne Stuhl.

 

Leider war der Austauschstuhl aber irgendwie nicht voll geladen, sodass es nur drei rote Balken zu sehen gab, als ich los wollte. Bei einem mir unbekannten Stuhl traue ich mich dann nicht. Die Sorge irgendwo stehen zu bleiben und keinen Strom mehr zu haben, ist zu groß. Und so weit hergeholt ist das ja nun auch nicht.

Was aber nun wirklich tricky ist, ist die Tatsache, dass nun das angeschlossene Ladegerät nach nur 30 Minuten anzeigt, er sei voll aufgeladen. Hm. Normalerweise dauert ein Ladevorgang bei einem so leeren Akku Stunden. Ich bin sehr gespannt, wie weit ich gleich auf meiner Hunderunde komme...

Jetzt habe ich aber meine Physio abgesagt und widme mich erstmal wieder meinem Blog. Auch schön. :-)

Mein Sanitätsmann und ich sind schon fast befreundet, so oft wie wir miteinander zu tun haben. Entweder weil was kaputt ist oder etwas angeschafft wird. In letzter Zeit war es mein neuer Rolli, der uns recht oft zusammengeführt hat. Zuerst um überhaupt herauszufinden, was ich denn benötige und möchte. Dass ich etwas anderes als meinen aktuellen wollte, wußte ich ab dem Moment, als ich auf der Rehacare in einem "anständigen" Rollstuhl gesessen habe.

Es ist unfassbar, wie gravierend die Unterschiede zwischen Rollstühlen sein können. Auf einen Post in Facebook, in dem ich ein Bild meines alten und meines neuen Rollis gepostet hatte, schrieb ein ehemaliger Kollege: "Ich habe mich noch nie mit Rollstühlen beschäftigt und intensiv nach den Unterschieden auf den Bildern gesucht. Ich sehe weiter vorne angebrachte Vorderräder und größere Hinterräder. Das dürfte schon an sich ein anderes Handling bedeuten. Interessant, was man alles so entdecken kann." Genau. Wer sollte sich auch mit Rollstühlen beschäftigen, wenn er/sie sie nicht benötigt. So bin ich zu meinem ersten gekommen. Hatte im Internet gelesen, man soll ich einen Aktivrollstuhl verschreiben lassen. Habe ich getan.

Wenn man in Rollstuhlgruppen sagt, man habe einen Sopur Easy (so wie ich), rollen sich, soweit vorhanden, allen die Fußnägel hoch.

"DAS IST DOCH KEIN AKTIVROLLSTUHL", schallt es einem da entgegen. Ja, aber es ist das, was man von der Krankenkasse bekommt, wenn sonst nix auf dem Rezept steht. Und erstmal denkste, du hast was Tolles. Teuer genug ist der nämlich eigentlich auch schon. Aber er ist leider nichts anderes als der Panzer unter den manuellen Rollstühlen.

Nun, mit dem Wissen von heute, würde ich den auch nicht mehr nehmen. Und das ist das Doofe: Wenn man sich direkt anständig versorgen lassen könnte, nämlich mit einem wahren Aktivrollstuhl, würde es die Kasse einmal mehr kosten, aber dann wäre man auch wirklich versorgt. Nun kostet es sie zweimal. Gut, der alte geht zurück, wird aufbereitet und der nächste arme Tropf wird mit ihm versorgt. Bis auch der klüger ist. ;-)

 

Dass ich keinen Maserati unter den Rollis mein eigen nennen darf, habe ich auf der Rehacare-Messe in Düsseldorf herausgefunden. Während ich wie ein nasser Sack in den Tiefen meines Rollstuhles verschwand, sass ich bei einer Probefahrt in einem anderen Modell plötzlich aufrecht. Ich hatte das Gefühl, zwei Meter gewachsen zu sein. Boah, Hammer! Und wie leicht er rollte! Ja, weil er, nicht wie meiner, Vollgummireifen hatte, sondern mit 10 bar aufgepumpte Schwalbe Marathon plus Reifen. Wie ein Rennrad halt. Was für ein Unterschied!

Wenn man dann wieder in seinen alten zurück muss, sind Begehrlichkeiten geweckt.

Um die zu befriedigen, habe ich erstmal mit meinem Sanimann Kontakt aufgenommen. Ihm geschildert, was ich mir in etwa vorstelle und ihn um seinen Rat gebeten. Er bot an, dass ich erstmal verschiedene Modelle anschaue und ausprobiere und wenn ich dann weiß, was ich haben möchte, es mir verordnen lasse.

Auf der Rehacare hatten wir ja schon diverse Modelle gesehen und auch Kontaktdaten der Vertreter bekommen. So habe ich mich erstmal mit ihnen in Verbindung gesetzt um einige Vorführungen zu vereinbaren.

Dann ist mein Sanimann mit einem Vertreter der Firma Küschall, die es letztlich ja auch wurde, vorbei gekommen um mir verschiedene Modelle zu zeigen. Der alte war ein Klapprollstuhl. Das bedeutete aber auch, dass das Gestell in sich instabil ist und so die Kraft der Arme nicht nur nach vorne geht, sondern auch im Gestell "hängen bleibt", sodass es viel anstrengender ist, mit ihm vorwärts zu kommen. Darum wurde mir ein sogenannter Starrahmen-Rollstuhl empfohlen, der eine bessere Straßenlage hat.

Als das klar war und ich mich für einen Rolli der Küschall K-Serie entschieden hatte , ging es A) um die Beantragung und B) um die Konfiguration.

Einem PKW nicht unähnlich kann man sich durch mehrere PDF-Dokumente pflügen um Räder, Reifen, Kleiderschutz, Gestell, Fußablagen, Bremsen, Greifreifen, Rücken, Sitz, Lackierung, Schiebegriffe auszusuchen. Diesmal wollte ich alles richtig machen und habe auch im Rollstuh-Forum um Tipps gebeten. Und es kamen eine Menge. Alle habe ich beherzigt. Danke dafür. :-)

Als ich alles im PDF-Blatt angekreuzt hatte, habe ich meine Ideen mit meinem Sanimann beprochen, der das ein oder andere anmerkte und auch bei einigen Dingen meinte, sie seien unnötig. Auch dafür danke!

Und so entstand dann dieses tolle Ding. Er hat Luftbereifung (die übrigens genauso 24 Zoll groß ist, wie beim alten, das täuscht also, Martin ;-)), Carbon-Seitenteile, besondere Bremsen, extra dünne Vorderreifen, ein Fußbrett, statt zweier Rohre. Er ist schmaler als der erste und auch kürzer in der Sitzfläche. Und er rollt wie eine Eins.

Witzig war, dass die Krankenkasse zuerst die Genehmigung schickte, ohne die Schiebegriffe, die Reifen und die Räder übernehmen zu wollen. Dass ich bei Sonderwünschen was dazu zahle, sehe ich ein. Dass Räder, Reifen und Schiebegriffe Sonderwünsche sein sollen, nicht.

Also wieder widersprechen.

Aber mit Erfolg. Auch diese Dinge wurden nun übernommen.

Nun musste ich nur noch die Sonderausstattung zahlen, was ich auch gerne tue. Ich hoffe sehr, dass ich mit diesem Rollstuhl nun viele Jahre glücklich und zufrieden sein werde.

Sieht ganz gut aus. :-)

Update: Die Hunderunde heute abend war nach ca. 500 m zu Ende, weil der Akku des Stuhls, obwohl voll geladen, nach dieser Strecke wieder auf drei roten Balken stand. So habe ich, kaum eine Straße weiter gekommen, wieder kehrt und mich auf den Heimweg gemacht, was grade so geklappt hat.

Nun hoffe ich auf die Hilfe meines Sanimannes, der mir hoffentlich einen anderen Stuhl zur Verfügung stellen kann.

 

Wenn ihr mal einen guten benötigt, ich kenne einen. ;-)




Kommentar schreiben

Kommentare: 0