Wenn sie tanzt

Ne ganz normale fünfzig Stunden Woche

Heim kommen und erst mal für die Kleinen kochen

Ist für sie ja kein Problem

Weil die Kids für sie an erster Stelle stehen

 

Sie fragt sich wie es gelaufen wär'

Ohne Kinder

Selber laufen lernen

Aber ihr Tag lässt keine Pause zu

Sie will träumen, macht die Augen zu

Und wenn sie tanzt
Ist sie woanders
Für den Moment
Dort wo sie will
Und wenn sie tantzt
Ist sie wer anders
Lässt alles los
Nur für das Gefühl
Dann geht sie barfuß in New York
Schwimmt alleine durch Alaska
Springt vor Bali über Board
Und taucht durch das blaue Wasser
Und wenn sie tanzt ist sie woanders
Lässt alles los nur für das Gefühl

Sie würde gerne mal auf 'n Date gehen
In ihrem Lieblingskleid nicht nur vor dem Spiegel stehen
Aber ob sie sich das traut
Selbst wenn die Zeit es mal erlaubt
Sie fragt sich wie es gelaufen wär'
Ohne Kinder
Selber laufen lernen
Sie setzt die Kopfhörer auf
Macht die Musik ganz laut...

Zum ersten Mal habe ich das Lied gehört, als der Interpret, Max Giesinger, Gast im "Kölner Treff" war. Er erzählte, er habe es für seine Mutter geschrieben, die alleinerziehend war. Aha, mh.

Sofort drängte sich mir die Frage auf, ob seine Mutter den Text abgenickt hat, oder ob er ihn geschrieben hat, so wie er MEINT, dass es gewesen sein könnte. Sollte ich ihn mal treffen, werde ich ihn das mal fragen.

 

Auch ich war eine alleinerziehende Mama. Als mein Mann und ich uns getrennt haben, war Jackson fast 9 und Pascallo fast 6. So richtig alleinerziehend, da der Papa sich entschlossen hatte, unser Leben komplett zu verlassen, er kam höchstens immer nur mal reingeschneit um es uns etwas zu erschweren.  Aber auch das ließ mit der Zeit nach.

Was ich aber nie hatte, war das Gefühl, dass ich nun mein Leben verpasse. Klar, es war anstrengend, denn es fehlte natürlich an Geld und die Verantwortung alleine zu tragen ist in manch einer Situation auch nicht angenehm, aber ich habe die Zeit mit meinen Kindern immer sehr genossen und es zu schätzen gewußt, dass alles war wie es war. Außerdem ist es auch cool, wenn man niemanden fragen muss und selber entscheiden kann.

 

Dass mit der 50-Stunden-Woche kann ich allerdings bestätigen. Ich hatte einen Job als Zeitungsausträgerin. Morgens um halb 4 hieß es raus aus den Federn und die Rheinische Post unter die Leute bringen. Ich war Springer und übernahm die Bezirke der Leute, die Urlaub hatten. So hatte ich einen Bezirk etwa 2-3 Wochen, dann bekam ich einen anderen. Ich mochte den Job sehr, außer die Uhrzeit, die war Hölle, Hölle, Hölle. Aber so früh am Morgen durch die Straßen zu laufen wenn noch alles still war, das gefiel mir sehr. Nach wenigen Tagen hatte ich die Route raus und wußte, wo ich parken musste, meine Tasche packen und losstiefeln konnte. Um halb 6, 6 war ich wieder zu Hause, genau richtig um die Kinderlein zu wecken.

Wenn sie dann in Schule und Kindergarten waren, hatte ich manchmal das Glück, mich nochmal hinlegen zun können, manchmal musste ich aber direkt weiter, denn ich arbeitete noch Teilzeit bei C&A, wo ich seit der Geburt der Kinder auf einen Vertrag gewechselt war, wo ich im Jahr 400 Stunden ableisten musste. Als Teil eines Doppelverdiener-Paares machbar, als Alleinverdiener viel zu wenig. Darum hatte ich auch noch einen dritten Job, an der Kasse bei einem Supermarkt.  Da wurde es wenigstens nicht langweilig. ;-)

Was ich mir sofort leistete, war ein kleines Auto. Damit haben wir so oft es ging, tolle Ausflüge gemacht, sei es in den Zoo, nach Klein Zwitzerland, oder wir haben ein befreundetes Ehepaar besucht, die ein Boot auf dem Rhein bei Düsseldorf hatten. Wir waren sogar in Berlin und haben dort eine tolle Zeit verbracht. Nein, ich hatte nicht das Gefühl was verpasst zu haben. Ganz im Gegenteil! Es war eine tolle Zeit.

Ich bin auch abends weg gegangen. Die Kinderlein hatten meine Handynummer, die ich ihnen so oft eingebläut habe, bis sie sie auswendig konnten, damit sie sie auch wirklich immer parat hatten. Natürlich war sie auch im Telefon eingespeichert, aber wenn man sich z.B. im Phantasialand verläuft, hilft einem eine eingespeicherte Nummer so gar nicht, ne?

Einmal hat uns das befreundete Ehepaar mit ihrem Boot mitgenommen und wir sind in eine Bucht bei Krefeld gefahren, wo wir im Rhein schwimmen konnten. Das war klasse! Oder wir waren beim Japantag und haben das Feuerwerk genossen, indem die Kinder vorne auf dem Bootsdeck saßen. Wer hat denn sowas schon mal erlebt?

 

Nee, wenn sie tanzt... ich habe getanzt!

Ende 2004 waren wir drei Wochen zur Mutter-Kind-Kur im Schwarzwald. Das war ein richtiges Reset. Danach ging es frisch gestärkt weiter. Mein Leben wurde ruhiger und Ende 2005 konnte ich meinen Vertrag erhöhen und musste nicht mehr bei verschiedenen Stellen arbeiten. Dafür allerdings täglich 55 km fahren. Dennoch war das jobmäßig meine tollste Zeit. Ein Netzwerk aus Freunden und auch meine Mutter halfen um die Kinder nach der Schule zu versorgen. Beide hatten in ihrer Schue eine Nachmittagsbetreuung und haben anschließend mir noch sehr im Haushalt geholfen. Täglich haben sie abgewaschen, eine Spülmaschine gab es nicht, und die Wohnung gesaugt, Katzenklos gereinigt, es hat super geklappt.

Nach dem Besuch der Wasserbahn im Phantasialand.
Nach dem Besuch der Wasserbahn im Phantasialand.

Im Februar 2005 lernte ich meinen damaligen Lebensgefährten kennen, der ebenfalls Kinder hatte. Das Mädchen war in Jacksons Alter und sie haben bis heute noch Kontakt und sind befreundet. Der Junge war älter, was nicht so gut zu Pascal passte, der ja jünger als seine Schwester ist. Wir hatten wirklich  tolle aber auch anstrengende Momente. Eine Verbindung, die knapp 4 Jahre hielt. Dann aber, als die anstrengenden zu überwiegen begannen, haben sich unsere Wege wieder getrennt.


Im April 2009 trat Thompson in unser Leben. Und wir in seins. Aber ihm gebührt ein eigenes Kapitel. ;-)


Und wenn sie tanzt, ist sie woanders für den Moment dort wo sie will
Und wenn sie tantzt ist sie wer anders lässt alles los nur für das Gefühl...

 

Ich habe mit meinem Kindern getanzt, wir haben uns ein wunderschönes buntes Leben gebastelt und ich wollte nie im Leben woanders als genau da sein, wo ich immer war. Ich hatte und habe das tollste Mama-Leben der Welt!

Ich bin froh, dass es euch gibt und ich bin stolz darauf, euch auf euren Wegen begleiten zu dürfen.

 

... Und vielleicht denkt die Mama von Max Giesinger ganz genauso, er hat sie nur nicht gefragt. ;-)

Besuch im Galaxy in Erding 2012
Besuch im Galaxy in Erding 2012

Ich liebe euch! Von Herzen! :-*




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