Sammy


Wir hatten heute einen Begleiter.

Wenn auch nicht ganz freiwillig, so dann doch umso enthusiastischer.

Sammy. Er ist ein Schnauzer, der mich mit seinem Aussehen sehr an Strolch aus "Susi und Strolch" erinnert. Kniehoch, grau, versehen mit einem tollen Gesichtsausdruck.

Sein Zuhause ist in der etwas weiteren Nachbarschaft auf einem Hof, der noch ein paar Hühner und Gänse beheimatet. Dort findet man ihn oft im Garten.

Er streunt dann immer am Zaun herum, sodass er alles im Auge hat, was sich ihm nähert. Anfangs kläfften sich die beiden sehr an, wenn wir um die Ecke bogen. Beide liefen dann bellend am Zaun entlang. Das wurde bald zu einem Spiel. Wenn sie sich nun sehen, bellt gar keiner mehr. Sie rennen aber immer noch am Zaun entlang,

Bis er davon gestoppt wird. Dann hebt er sein Bein und Cindy läuft hocherhobenen Hauptes weiter. Er mag sie sehr und ich habe schon überlegt, ob ich die Besitzer vielleicht mal fragen soll, ob ich ihn mitnehmen darf auf eine Gassirunde. Bisher hat sich aber keine Gelegenheit dafür gezeigt.

Ich glaube, er hat es gut dort wo er wohnt, aber es könnte auch besser laufen für ihn. Er wird recht harsch angefasst, auch wenn die Halter nicht böse sind, so haben sie doch wenig Geduld mit ihm. Das finde ich echt schade, denn ich mag ihn total. Aber wenn er mal draußen ist, wird er ganz kurz gehalten, sodass es gar keine Möglichkeit gibt, dass er und Cindy sich mal ohne Zaun beschnuppern können. Cindy würde ihn akzeptieren, glaube ich zumindest.

Naja, gestern konnte ich meine Theorie ein wenig überpüfen.

Cindy ist nämlich im Moment heiß. Und das entgeht niemandem mit vier Beinen und einer Hundeschnauze mit darin befindlichen Riechzellen.

Wir zogen also wieder am Zaun entlang. Aber es war kein Sammy zu sehen. Hm. Hören konnte ich ihn aber irgendwie. Da schien doch jemand zu junken? Naja, ich kullerte weiter. Und da lief er wie ein geschmierter Blitz an uns vorbei. Zwar auch auf der anderen Seite des Zaunes, aber die war nicht mehr mit dem Garten verbunden, sondern ging auf die Weide über. Hm...

Aber lange wundern brauchte ich mich nicht, denn Sammy kam zurück. Auf DIESER Seite des Zauns. Öhem...?

Er freute sich wie doll, weniger weil er mich sah, das war klar.

Cindy war auch interessiert. Sie schnupperten sich an und dann kam mir der Gedanke, dass ein unangeleinter Rüde und eine unangeleinte Hündin, die heiß ist, jetzt eine interessante Verpaarung darstellen könnten... Haaaahaaalt!

 

Wißt ihr... ich sitze im Rollstuhl... Ach, echt?

Na, da wird es doch ein Leichtes sein, einen liebesdollen Rüden einzufangen, ich bitte Euch! Cindy ist ja so nett, in meiner Nähe zu bleiben, auch wenn sie nun nicht verstand, warum wir nicht einfach weiterfahren/-gehen, so wie sonst, wenn sie angenervt wird. Dann verschwinden die doofen anderen Hunden doch. Ja, Cindyline... DER aber jetzt eher nicht...

 

So gab ich mein Bestes, den umherspringenden Sammy am Halsband zu fassen zu bekommen um ihn an Cindys Leine zu legen. War jetzt nicht so einfach. Sie kam zu mir, weil sie der Meinung war, dass ich mich schon um die Nervensäge kümmern werde. Wollte ich ja, aber dann sprang er wieder auf sie zu, sie weg und er hinterher. Nerv...

 

Nach einigen Rolliumrundungen seiner- und -drehungen meinerseits aber hatte ich ihn. Jetzt muss ich natürlich höllisch aufpassen, dass mir auf Grund der fehlenden Kraft nicht die Schwerkraft zum Verhängnis wird.

Wenn er zieht, fliege ich aus dem Rolli. So hielt ich mich fest, ihn auch, am Halsband, und ließ mir noch schnell einen weiteren Arm wachsen um ihn anzuleinen.

Dann hatte ich es geschafft. Sammy war angeleint und fand das total super! Oder warum sprang er wie ein Irrer auf und ab? Hm...

Mit Höppi und Cindy kullerte ich wieder zurück in Richtung Gartenzaun.. Und hörte schon die Besitzerin. "Sammy!"

 

"Hiieeeheeer! Auf der aaaanderen Seeeeeite des Zauuuuneeees! Koommen sie biiittteeee maahaaal!"

Tat sie. :-)

Und meckerte ihn gleich an. Der Arme. Sie wollte ihn am Schlafittchen packen und wieder in den Garten mitnehmen. Ich merkte an, dass sie gerne die Leine dranlassen kann. Ich würde sie dann gleich holen. Tat sie dann auch, zog und im Gegensatz zu mir, Klugscheißerin, die ich bin,  die die Leine hoch über seinen Kopf gehalten hatte, zog sie waagerecht und Sammy auch.

Und was passiert dann mit einem Hund, der nur ein Halsband trägt?

Genau. Die Leine war noch am Halsband, aber Sammy war nicht mehr darin.

Grmpf.

 

Cindy war mittlerweile sehr genervt und machte es ihm unmissverständlich klar. Sie verstand auch nicht, warum der blöde Kerl die ganze Zeit so nah bei mir sein durfte. Darum ging sie ihm mal ganz gepflegt an die Gurgel. Machte ihm aber nichts. Da ich nun nicht mehr im Hundefänger-Modus war, fuhr ich weiter und sagte der Frau, die ihn wieder angehalsbanded hatte, ich würde schon mal rumfahren und mir die Leine an der Vordertüre wiederholen. So verschwand ich mit Cindy, was das Leben von Hund und Frauchen sicher etwas vereinfachte.

 

Sammy war bald wieder jenseits des Zaunes und die Halterin brachte mir die Leine. Dabei haben wir dann noch ein paar Worte gewechselt, die ersten, seit ich hier wohne. War also auch wieder für was gut. :-)

Die Idee, sie zu fragen, ob ich ihn mal mitnehmen darf, habe ich aber erst einmal verworfen. Ich bin zu verwöhnt von meinem Hund und sehe dann, wie es auch sein kann. Er müsste erstmal ein paar Ründchen Erziehung geniessen. Das wäre bei ihm sicher kein Problem, denn ich glaube, er ist ein pfiffiges Kerlchen. Aber es kostet Kraft. Darum lasse ich das erstmal sein.

Cindy war auch zufrieden, so ohne einen schnuppernden Hund an ihrem Hinterteil, bellte aber, dass es ihr nun langsam reiche und sie doch ganz gerne etwas spazieren gehen wollte. Das haben wir dann auch endlich gemacht.

 

Ich glaube aber, einen zu kennen, der nicht ganz so glücklich war...




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