Die Sportlerin in mir, Teil2


Nach der Grottenvorstellung beim Karnevalslauf in Hardt ging es wieder an einen Trainingsplan. Die Jahresplanung war soweit gediegen, dass wir Im April in Korschenbroich 10 km beim City-Lauf, eine Woche später die C&A Staffel in Düsseldorf und im Juni unseren ersten Halbmarathon in Duisburg laufen wollten.

Da man bei einem Trainingsplan von einer gewissen Anzahl Wochen Vorlauf ausgeht, kann man natürlich nicht alles auf Bestzeit rennen. Für mich war wichtig, in Korschenbroich den nächsten und diesmal bitte auch geglückten Anlauf für 10 km in unter einer Stunde zu nehmen und das Ankommen in Duisburg bei meinem ersten Halben. Eine Strecke, die ich vorher noch nie gelaufén war. Die C&A Staffel bedeutete nur Spaß und wurde gar nicht in den Trainingsplan integriert.

Da ich nach wie vor Sport-Streakte, habe ich an den Tagen, an denen ich nicht gelaufen bin, alternativ Sport gemacht, bin schwimmen gegangen oder zum Reha-Zentrum, oder zu Hause auf der Matte mal Bauch-Beine-Po, oder Yoga, oder was auch immer. Achja, arbeiten war ich auch. Mindestens 9 Stunden am Tag und dann noch das bißchen Haushalt... Ich will nicht meckern, das habe ich mir genauso ausgesucht, alles meine Verantwortung!

Aber dass ich es mir ausgesucht habe, verstehe ich von hier aus betrachtet überhaupt nicht mehr. Würde mir das jemand erzählen, würde ich sagen, die hat sie ja nicht mehr alle! Wann ruht die sich denn mal aus?

Der Trainingsplan wurde also abgearbeitet. Und der 21.04.2013 kam. Wir trafen uns mit den Funnies, die dort sozusagen zu Hause sind. Es war tolles Wetter und eine tolle Stimmung. Neben diesem Lauf fanden noch viele weitere statt, Kinder, Spaß-Staffeln, Handbikes, und, und, und...

Und dann waren wir dran. Wenige Tage zuvor war in Boston am Marathon-Zieleinlauf eine Bombe hochgegangen, so trugen einige von uns einen schwarzen Trauerflor am Oberarm. Es wurde auch den Verletzten und Toten vor dem Start des Laufes mit einer Schweigeminute gedacht. Und dann ertönte der Startschuß und es ging los.

Die Route führte uns ein paar Runden durch die Stadt. Man meint ja, man kann mitzählen, aber nach der zweiten Runde wusste ich schon nicht mehr, ob nun die vierte, dritte oder letzte Runde dran war. Die Zwischenzeiten halfen mir da, mich zu orientieren.

Es lief gut. Ich war nicht so angestrengt wie in den Läufen zuvor und ich konnte meine Pace halten, die nötig war um unter 60 zu gelangen. Die Cracks überrundeten uns nach einiger Zeit, so schnell waren sie.

Und dann kam endlich die letzte Runde. Meine Beine schmerzten und es fiel mir schwer, die Pace zu halten. Da kam Stefan mir entgegen. Er ist viel schneller als ich und war schon fertig.

Er lief neben mir her und feuerte mich an, ich möge jetzt bitte nicht nachlassen, ich würde es schaffen! Er lief den letzten km mit und als ich das Ziel sah und die dort stehende Uhr, zeigte sie 59 Minuten an.

Ich gab nochmal alles und sauste die letzten Meter ins Ziel. Überglücklich konnte ich eine 59:30,6 verzeichen. GESCHAFFT!

Endlich hatte ich mein Ziel erreicht!

Was war ich stolz!


In der folgenen Woche war der Düsseldorf Marathon, den Thomas und ich als Staffel-Läufer für C&A liefen. In verschiedenen Staffeln, darum sahen wir uns auch erst am Ende der Läufe wieder. Hier wollte ich nur einigermaßen gut ankommen und mich vor allen Dingen nicht verausgaben. So bin ich dann auch gelaufen.

Es war vor allen Dingen eine Menge Latscherei, von einem Staffel-Punkt zum nächsten. Ich war die letzte und bin an allen anderen Punkten gewesen um anzufeuern und Taschen zu tragen und sie zu beaufsichtigen. Eigentlich war ich schon müde bevor es los ging. :-)

Aber es hat Spaß gemacht!


Ja und dann ging es in die Vorbereitung meines ersten Halbmarathons. Ich hatte "Ankommen" auf dem Plan stehen, Thompsons Ziel war da schon ehrgeiziger. Er wollte es unter 2 Stunden schaffen. Bei solch unterschiedlichen Zielen findet kein gemeinsames Training mehr statt. Logisch. So drehte jeder seinem Plan entsprechende Runden und erzählte dem anderen dann später davon. Zum Reha-Zentrum gingen wir aber nach wie vor zusammen.

Und dann war auch dieser große Tag da.

Am Tag vorher konnte man seine Startunterlagen abholen. Das haben wir gemacht, auch, um einen Einblick zu bekommen, wo wir hinmussten und wie alles so ablaufen würde.

Am nächsten Morgen hatten wir wundervolles Scheiß-Wetter. Es regnete und stürmte. April halt. Ach nee, war doch Juni!

Na, klasse! Wir hatten noch nicht mal Jacken mit. Egal, nun war es so. Stefan war wieder am Start um uns Glück zu wünschen. Er wollte den Marathon laufen und startete etwas später.

Ich kaufte mir wenigstens noch nen Buff um meinen Hals etwas warm zu halten und dann stellten Thompson und ich uns an die Ballons der gewünschten Zielzeiten auf. Er bei dem 2-Stunden-Ballon ich ein wenig weiter hinten. ;-)

Und dann ging es los.

Der Wettergott hatte ein Einsehen und der Regen hörte auf. Beim Laufen wurde mir auch langsam wieder warm. Ich achtete sehr darauf, nicht zu schnell zu starten und auch die nächsten km ruhig anzugehen. Und es funktionierte.

Wenn man unterwegs noch Luft für nen Plausch hat, hat man alles richtig gemacht. ;-)
Wenn man unterwegs noch Luft für nen Plausch hat, hat man alles richtig gemacht. ;-)

So gingen die km ins Land und es lief gut. Wenn man über 20 muss, dann sind die ersten 10 schnell erreicht. Witzig, wie sich die Empfindung dann verschiebt. Ich nahm alle 5 km ein Gel, dass mir Energie zurück gab, trank genug und lief. Und klatschte Kinderhände ab. Und hörte den Anfeuerungsrufen der Zuschauer zu und der Musik, die an den Straßenecken spielte. Es war super.

Auf den letzten Kilometern spürte ich meine Beine wieder. Autschn! Aber ich wollte nun auch nicht anfangen zu gehen. Ich befürchtete, dass ich dann nicht mehr ans Laufen kommen würde. So trampelte ich tapfer weiter.

Und dann war es geschafft! Man biegt um die Ecke, dann läuft man in die Arena durch einen Tunnel ein , der mit Blinklichtern illuminiert wird und laute Musik dröhnt einem in den Ohren, das ist Gänsehaut pur! Ich hatte bei meinen letzten Metern Tränen in den Augen.

 

Ich war wieder sehr stolz auf mich! Das hatte ich gut gemacht!

In 2:19:40.

Thompson in sagenhaften 1:57:42.

 

Und Stefan ist seinen besten Marthon gelaufen. 3:15:10. Unfassbar schnell! Wir konnten ihm zujubeln als wir geduscht und umgezogen waren.

Ja, und das war dann auch gleichzeitig mein letzter Wettkampf überhaupt. Aber mit einem solchen Erfolg abzuschliessen ist doch wunderbar.

Wie ich eingangs geschrieben habe, bin ich eigentlich gar kein Sportler. Ich habe es nie gemacht, weil ich mich dabei entspannen konnte oder ich mich danach besser gefühlt habe. Ich bin gelaufen um abzunehmen und dann um mein Gewicht zu halten und um ein Zeit-Ziel zu erreichen. Aber Spaß hat mir grade die anstrengende Rennerei nie gemacht.

Nach dem HM bin ich nur noch für mich durch Wald und Wiesen getrabt, ganz ruhig, ohne Zeitvorgaben. Und als es anstrengender wurde kam Cindy in mein Leben und ich hatte eine neue Aufgabe.

Und nun habe ich eine Menge neuer Interessen und Hobbies und mir fehlt das Laufen überhaupt nicht.

Aber es war eine tolle Erfahrung und ich bin sehr stolz auf meine Erfolge.

Und eine Menge netter Leute habe ich auch getroffen! Manchen bin ich bis heute verbunden. :-*



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