Schon in den ersten Tagen lernte ich Uli und Ralf kennen. Außerdem Thomas und Rolf. Es saßen auch ein paar Frauen am Tisch, unter anderem Silke, aber mit ihnen hatte ich nicht allzu viel zu reden. Dass Silke und ich später Freundinnen werden würden hätte ich da niemals gedacht. Sie erschien immer so abweisend. Schaute mich nicht groß an und blickte eher verträumt in die Gegend. Allerdings hatte sie einen schönen Humor. Das fiel mir auf, als sie mit Thomas und Rolf erzählte. Und auch ein nettes Wesen. Warum sie mich aber nicht beachtete, verstand ich nicht. Später, als wir beide uns schon längst gefunden hatten, fragte ich sie mal. Und was war die Antwort? Sie konnte nur sehr schlecht sehen! Es war keine Ignoranz, sie hat mich einfach nicht wahrgenommen!
Uli und Ralf waren beide zu Fuß unterwegs, mit ihnen kam ich im Aufzug ins Gespräch. Thomas, Rolf und Silke saßen an den Rollstuhl-Tischen. Grade mit Rolf und Thomas konnte man sich schlapp lachen. Rolf hatte eine Sprache wie Rüdiger Hoffmann. Es reichte schon, dass er anfing zu sprechen, da musste ich schon lachen. Da war es schon fast egal, was er sagte. Thomas hatte nur Blödsinn im Kopf und auch bei ihm gab es ständig was zu lachen. Aber die beiden waren nach dem Abendessen meist in ihren Zimmern verschwunden. Ich konnte mit meinem Rolli nicht groß raus, also verschwand ich auch auf dem Zimmer. Es war eh besser, nicht zu spät schlafen zu gehen. Oft musste ich schon um 6,30 Uhr irgendwo sein um eine erste Behandlung zu bekommen.
Uli war mit dem PKW da und bot mir an, dass er mit mir am Wochenende nach Linz fahren könne. Da es sehr schönes Wetter werden sollte, habe ich das Angebot gerne angenommen. Es war das erste Wochenende seit meiner Ankunft. Meine Familie würde erst am folgenden Sonntag kommen. So sprach nichts dagegen. In der Klinik gab es eine Art Lobby. Dort standen Getränkeautomaten wo man von Wasser bis Kaffee alles ziehen konnte, außerdem ein dicker Automat voller Süßigkeiten.
Nach dem Abendessen fuhr ich dort nochmal hin, vielleicht sah man ja ein bekanntes Gesicht. Meine Bekanntschaften waren nicht so üppig, da ich an keinen Gruppen teilnahm. Ich hatte nur Einzeltherapien. Aber man kam schnell mit den Mitpatienten ins Gespräch wenn man dort saß. Außerdem gab es in dem Bereich das einzig verfügbare W-Lan in der Klinik. So fanden sich viele Bewohner dort ein. Auch Achim. Er saß einen Tisch weiter und wir kamen ins Gespräch. Auch er ist zu einem lieben Freund geworden.
Sonntags, nach dem Mittag sind Uli und ich also nach Linz aufgebrochen. Es war November, aber ein Wetter wie im Frühling. Wir sind durch die Stadt gebummelt, manche Geschäfte hatten auf, und haben auf einem großen Platz draußen gesessen, Eis gegessen und Kaffee getrunken. Es war wunderschön!
Achim saß auch draußen am Cafe, aber da war er noch zu schüchtern, um sich zu uns zu gesellen. Das war wenige Tage später vorbei. Seitdem waren wir ein toller Haufen, der eine Menge Spaß hatte.
Abends hatte sich schon bald das Ritual eingespielt, dass wir uns in der Lobby trafen und bei Kakao und Süßigkeiten erzählten, den musikalischen Unterhaltungsprogrammen, die auch mal angeboten wurden, zuhörten, oder was spielten. So war ich dann doch immer etwas später auf meinem Zimmer. Wobei "spät" 21 Uhr war. Denn noch immer hatte ich abends das Ziehen im Nacken, dass mir dann Kopfschmerzen verursachte. Länger als 9 war nicht drin, dann wurde es unangenehm. Rolf war leider zu krank, als dass er abends noch dabei sein konnte. Und Thomas war wenige Tage nach meiner Ankunft abgefahren.
Montags war Chefvisite. Eine Woche war ich nun schon da. Ich hatte mich gut eingelebt und fühlte mich wohl. Meine Zimmernachbarin schien so langsam auf dem Heimweg zu sein. Aber... Drama, Drama, es gab Streit zwischen ihr und ihrem Freund, Trennung, großes Kino. Und ich live und in Farbe dabei. Also, auf der einen Seite live.
Er schrie aber so laut ins Telefon, dass ich dem Gespräch problemlos folgen konnte. Fazit: Sehr einfache Menschen...
Unterhaltsam war es immer mal, aber solche Soaps schaue ich auch nicht im Fernsehen an, live brauchte ich die erst recht nicht.
Bei der Visite sprach ich meine Wohnsituation nochmal an. Es saßen Cheffe, Stationsärztin und eine Schwester, die mitschrieb, im Zimmer.
Die Ärztin schaute sie an und fragte: "Wird denn jetzt kein Einzelzimmer frei?" Und es wurde!!! UMZUG!!!
Am gleichen Tag packte ich meine gefühlten 25 Koffer und schob rüber. Das Zimmer hatte den gleichen Ausblick wie mein erstes, nur war die Einrichtung der eines Hotelzimmers etwas näher, da es kein Krankenhaus-Bett hatte. Es war genau gegenüber dem Schwesternzimmer, was zur Folge hatte, dass ich die frühmorgendliche Wachablösung mitbekam. Aber das war mir wurscht. Ich war sehr zufrieden.
So, dann kann die Reha ja beginnen. :-)
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