Rollin', rollin', rollin'...


Ich möchte einen neuen Partner. Einen, auf den ich mich verlassen kann, der keine Schraube locker hat, Rückrat zeigt und flexibel auf meine Wünschen eingeht. Einen, der sich leicht führen lässt und keinen Widerstand aufbaut. Der sich problemlos lenken lässt und leicht durch das Leben gleitet. Einen, zu dem ich wie keine Zweite passe und der mich umschließt ohne mich einzuengen. Müsste doch machbar sein.

Die Partnerbörse meiner Wahl war die Rehacare in Düsseldorf. Sie schien mir die geeignete Plattform zu sein, meinen Traumpartner zu finden. Sie findet jährlich statt und ich war das erste Mal dort. Das Angebot erschlägt einen nahezu. Darum war ich froh, dass ich schon wußte, auf was ich mich konzentrieren wollte.

Thompson begleitete mich. Dass er kein Problem damit hatte, mir bei der Suche nach einem neuen Lebensgefährten zu helfen spricht für ihn. Wir gingen durch die verschiedenen Hallen und schauten uns alle Angebote an, aber mehr so wie bei einem Schaufensterbummel, denn wenn man sich mit all dem was dort angeboten wird, befassen möchte, muss man mehr als einen Tag einplanen. Wir fanden das Gesuchte aber recht schnell. Verschiedene Anbieter waren vertreten.

Da ich es hier ja nur mit Schnellmerkern zu tun habe, brauche ich eher nicht erwähnen, dass ich nach einem neuen Rolli Ausschau hielt. Sollte es noch Unsicherheiten diesbezüglich geben, tu ich es dann lieber dennoch. Ja, ich möchte einen neuen Rolli haben. Wir beide sind nun fast ein Jahr ununterbrochen zusammen und dann stellen sich doch die ein oder anderen Unzulänglichkeiten heraus.

 

Eine davon sieht man in diesem wirklich sehr unvorteilhaften Bild. Ich hänge in meinem Rolli wie in Päckchen Schmierseife. Wenn ich einfach nur sitze, und das tut man als Rolli-Fahrer ja doch recht viel, dann rutscht mein Po nach hinten, mein Rücken wird krumm und ich werde immer kleiner. Mit Körperspannung kann ich dagegen arbeiten, aber dennoch ist es wichtig, dass einen der Rolli auch stützt. Sowas merkt man aber erst nach einiger Zeit. Außerdem ist mir mein Rolli zu groß. Will heißen, er ist zu breit, ich habe rechts und links noch mehr als eine Handbreit Platz zwischen Oberschenkel und Kleiderschutz-Blech. Und er ist zu lang. Meine Oberschenkel liegen mehr auf als nötig. Ich denke, als mein Sanitätsfachmann Maß genommen hat, ist er erstmal davon ausgegangen, dass ich noch zulege. Das ist aber bisher nicht groß passiert.

Auf der Rehacare haben wir uns somit erstmal von Stand zu Stand gehangelt. Die Wünsche waren einigermaßen klar: Er sollte leichter und kleiner und somit einfacher zu transportieren sein. Wie eklatant die Unterschiede sein können, war mir klar, als ich in dem ersten Probe fuhr. Unglaublich, wie grade ich plötzlich saß, außerdem erschien ich größer und er rollte auch so viel leichter. Unglaublich! Da wäre ich am liebsten schon nicht mehr ausgestiegen. Musste ich aber.

Er war von einer Schweizer Firma und richtig klasse. So wußte ich nun, was alles möglich war und auch, wonach ich suchen musste.

Zurück von der Messe habe ich direkt Kontakt mit meinem Sanitätsfachgeschäft aufgenommen und ihnen geschrieben, was ich mir vorstelle. Ich hatte zwei Hersteller, die für mich in Frage kamen. Beide bieten Starrrahmen-Rollstühle an. Meiner ist ein Faltrollstuhl. Ihn kann man also in der Mitte zusammenfalten. Die Starrrahmen nicht. Aber dadurch, dass bei ihnen die Rückenlehne umklappbar ist, bleibt von ihnen auch nicht mehr viel übrig. Man muss allerdings immer die Räder abmachen, was bei meinem keinen großen Gewinn bringt, wir sie darum immer dranlassen. Sieht man auf dem Bild auch sehr gut, wie groß so ein Faltrollstuhl (der ist nur ein Beispiel) auch zusammengefaltet immer noch ist. Nichts für kleine Kofferräume.

Das  Entfernen der Räder ist etwas mehr Aufwand, der sich aber auf jeden Fall lohnt, denn so kann auch jemand, der nicht ganz so stark ist, ihn gut verladen. Ich kann es eh nicht alleine und brauche immer Hilfe wenn ich mit dem Auto mitgenommen werde. Werde ich, so Gott und die Rentenversicherung wollen, wieder selber hinter dem Steuer Platz nehmen, werde ich sowieso mit einer Rampe in den Wagen gelangen. Da ist es dann unerheblich, wie der Rolli zusammen gelegt werden kann. Starrrahmen-Rollstühle haben außerdem noch den Vorteil, dass sie sich in der Achse nicht bewegen können und so die Kraft auf die Straße kommt und nicht in der Verwindung hängen bleibt. Bedeutet also, dass ich mit ihm mit geringerem Kraftaufwand vorwärtskomme.

Ich hatte zwei Marken zur Auswahl und habe mir beide zuhause vorstellen lassen. Den zweiten, den ich kennengelernt habe, durfte ich direkt ein paar Tage zur Probe behalten. Das war klasse. Denn so konnte ich die Dinge, die erst im Alltag auffallen, direkt ansprechen. So war z.B. das Fußbrett keines, sondern bestand nur aus zwei Rohren. Sah stylish aus, war aber unpraktisch. Da schlüpften meine Füße immer zwischen, sodass ich lieber auf die Old-School-Art meine Füße abstellen möchte. Aber das sind nur Kleinigkeiten, die schnell erledigt sind.

Und der wird es nun: Ein Küschall K-Series.

Die Verordung des Arztes habe ich eingereicht. Nun prüft die Krankenkasse. Da sie nur einen bestimmten Betrag übernehmen, wird für mich noch ein Betrag x übrigbleiben, den ich selber zahlen muss. Aber das ist es mir wert, denn dann habe ich einen Rollstuhl, der so gut zu mir passt, wie mein menschlicher Partner. ;-)

Ich hoffe sehr, dass dies problemloser über die Bühne gehen wird, als die Genehmigung meines PKW. Ich werde berichten.




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