Mein Panzer war/ist ja schon ein Ausbund an Technik. Er rühmt sich auch, mit sehr schwierigem Gelände klar zu kommen. Das tut er auch. Nur: Mottlöcher kann er leider nicht.
Es ist nun nicht so, dass ich das von ihm erwartet hätte, nein, in keinster Weise. Aber dass er auch kein Vorwarnsystem für Mottlöcher hat, das hat mich leider in die Bredouille gebracht.
Ich hatte ihn grade ein paar Tage. Wir kamen uns so langsam näher. Aber: wie soll man seine Grenzen kennenlernen, wenn man sie nicht ausreizt? Eben.
Sonntagmorgen. Der 13. März 2016. Es war noch ordentlich kalt. Aber Hundi ist das wurscht. So hatte ich einen dicken Fußsack für den Rolli, in den ich eingestiegen bin um warm zu bleiben. Der Einfachheit halber, sah ja eh keiner, hatte ich meine hässlichen Lammfellpuschen angelassen.
Und damit es warm blieb, hatte ich mir auch noch ein Kirschkernkissen warmgemacht und zwischen die Füße gelegt. So fuhr ich gegen 8,30 Uhr mit Hundi los. Meine Idee war, Richtung Feld zu fahren. Endlich mal wieder, das hat mit dem Rad ja schon lange nicht mehr geklappt. Mir fehlte die Kraft um auf Feldwegen vorwärts zu kommen und außerdem war die Gefahr, umzukippen auch noch da. Mittlerweile würde ich mich nicht mehr aufrichten können. Aber der Rolli, der konnte das ja jetzt. Hatte schließlich vier Räder die einzeln um die beiden Antriebsräder gelagert waren und sich wie eine Spinne abstützten. Also auf ging’s. Es rumpelte, aber es klappte. Ich fuhr den grasbewachsenen Feldweg entlang. Ohne Probleme. Hundi lief glücklich neben mir her.
Der Feldweg endete und es kam ein Stück Wiese, ebenso kurz geschnitten wie der Feldweg. Dürfte also auch kein Problem sein. Ich kullerte entlang und plötzlich stand ich. Ich gab Gas und schaute nach unten und da sah ich den Schlamassel: Meine Antriebsräder hatten sich schon fast zur Hälfte in den Schlamm gefressen. OH MEIN GOTT! Und nun? Mitten im Feld. Um mich herum. Nichts. Handy, ja, aber so schnell wollte ich meinen noch schlafenden Gatten nicht aus dem Bett klingeln. Wobei… er hätte mich wahrscheinlich gar nicht gehört, SEIN Handy lag, glaube ich, in der Küche…. Da stand ich nun. Hundi fragte sich mittlerweile auch, was denn los war und bellte mir aufmunternd zu, doch weiter zu fahren. Oja, das wäre klasse… jedes vor und zurück bohrte mich tiefer in die Pampe. So hörte ich damit auf.
Auf dem ca. 25 m entfernten (asphaltierten) Weg sah ich einen Mann entlang kommen. Hoch lebe der Hund!!! Gassigänger sind die besten. Ich saß in meinem Panzer, schwenkte den Arm und rief was das Zeug hielt. Als er mich wahrnahm, kam er auf mich zu, weitsichtig genug, vorher seinen Hund anzubinden, damit sich unsere beiden nicht ins Gehege kamen. Bei mir angekommen schaute er sich den Schlammassel an. Ich konnte nur zerknirscht sagen, dass ich nicht aufgepasst hatte.
Er versuchte den Panzer zu bewegen. Ich gab Gas, er drückte und schob. Nix. Vielleicht noch ein wenig mehr eingegraben.
Er fragte: „Können sie gar nicht aufstehen?“ Ich sah mich schon in meinen Lammfellpuschen im Feld liegen. „Nein. Gar nicht. Außerdem: Der Rollstuhl wiegt 180 kg. Meinen sie, da machen meine 55 noch viel aus?“, fragte ich ihn verzagt. Er zuckte die Schultern.
Bei der Einweisung hatte mir der Sanitätsmann gezeigt, dass ich die automatischen Bremsen lösen konnte. Nur so konnte der Rollstuhl überhaupt geschoben werden. Jedenfalls auf einer Ebene… Im Mott eher nicht. War aber ein Versuch wert. Negativ. Auf besagtem Weg näherte sich eine Frau, auch mit Hund. Sie sah uns und rief, ob wir Hilfe bräuchten. Hm. Ich glaube schon. Auch sie band ihren Hund fest. Dann kam sie zu uns. Cindy hatte das Bellen aufgegeben und schnupperte sich durchs Feld, Grashalm für Grashalm. Sie hatte ja genug Zeit.
Die Frau fragte, wie sie helfen könne. Tja, keine Ahnung. Ich stellte erstmal die automatischen Bremsen wieder an, weil nur so der Antrieb des Rollstuhls wieder funktionierte. Und dann zog sie vorne, er drückte hinten und ich gab Gas.
Und, HEUREKA!, der Rolli bewegte sich! Dem Himmel sei Dank! Ich zitterte am ganzen Körper als ich endlich auf dem asphaltierten Weg ankam. Die Frau gab mir noch mit auf den Weg, ich möge doch besser auf festen Wegen bleiben. Ich gab ihr 1000% Recht und bedankte mich unzählige Male. Dann kullerte ich mit meinem nagelneuen Panzer, der nun aussah wie in der Schlacht von Verdun unter die Räder gekommen, eine kleine Runde auf festem Weg und dann heim. Uff. Grenz en ausgelotet. Das würde ich NIE WIEDER MACHEN!!! Bis heute habe ich ein Trauma. Wenn ich an Wald- oder Feldwegen auf eine große Pfütze stoße, fahre ich eher den Weg wieder zurück und nehme eine andere Strecke, bevor ich mein Glück nochmal so auf die Probe stelle.
Da war das zweite steckenbleiben eher Peanuts. Passierte im Garten. Wir haben einen Weg, der so stark gekiest ist, dass darin mein Panzer auch versank. Diesmal ohne Modder, war das zwar halb so wild, nur, weiter kam ich nun auch nicht. Da ich wusste dass Thompson auf dem Sofa saß und Formel 1 schaute, verlegte ich mich auch hier aufs Winken und rufen, in der Hoffnung, er möge ein Stück Arm durch das Fenster wahrnehmen. Tat er. :-) Hier war ich einfacher zu befreien. Vor zurück, vor, zurück, frei war ich. Ok… Auch keine gekiesten Wege befahren. Aber sonst kann er echt alles. Räusper. Außer vielleicht Bordsteine, die wenn auch nicht besonders hoch, so dann doch in einem so blöden Winkel zur Straße stehen, dass ich es schaffte, beim runterfahren mit allen vier Lenkrädern zu stehen während die Antriebsräder in der Luft hingen. Käfer auf dem Rücken. Nur anders. Eine Freundin, die zufällig Zeugin war, schubste, aber es tat sich nix. Ich hing fest. Etwas weiter entfernt stand ein Mann. Den riefen wir herbei und er zog den Panzer mit Schmackes wieder zurück auf den Bürgersteig. Ich bin dann woanders runter gefahren. So lernt man täglich dazu.
Merke: auch Spinnenbeine kommen an ihre Grenzen. Besonders die von 180-kg-Spinnen.
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