Der erste „größere“ Ausflug mit Rolli war der zur Feier der ehemaligen Arbeitskollegen von Thompson.
Sie feiern immer mit Übernachtung. Diesmal in Siegburg. Ich hatte den Rolli für mögliche längere Strecken und den Rollator für die kurzen eingepackt. Daran sieht man schon, wie wenig ich mich dem Rolli hingeben wollte. Da die Kollegen erst noch in die Siegburger Innenstadt wollten, haben wir erstmal den Rolli genommen.
Thompson war noch nicht so fit im Schieben und ich noch viel weniger fit im geschoben werden. Und Siegburg liegt nun mal im bergischen. Da hieß es erstmal feste den Berg hoch um in die Innenstadt zu gelangen. Über Kopfsteinpflaster. Und worin wir ja beide auch noch nicht fit waren, war der Umgang mit dieser neuen Situation. Das hatten wir allerdings mit allen Beteiligten gemeinsam. Wir kennen uns nun schon ein paar Jahre. Sie kannten mich somit noch als Joggerin. Das war nun ein etwas anderes Bild. Und egal, wie einfach man es den Menschen machen möchte, wenn man selber auch noch nicht in seinem neuen Leben angekommen ist, bleibt ein gewisses Unbehagen. Vielleicht auch Angst was falsches zu sagen oder zu tun, die Unsicherheit wie man mir/uns am besten begegnet, Hilfsbereitschaft, die nicht übertrieben wirken soll. Alles Punkte, die in den ersten Minuten unserer Begegnung reinspielten. Das zwanglose Umarmen beim Begrüßen findet bei mir halt eine Etage tiefer statt. Ich falle niemandem mehr um den Hals, sondern warte bis ich dran bin. So war es erstmal zwanghaft zwanglos.
Wir schoben also im Pulk ab, Richtung Stadt, um dort noch etwas zu trinken. Es wurde sich unterhalten, Thompson schob und übersah einen Bordstein. So dass Rolli etwas unsanft stoppte. Da habe ich wohl recht ruppig reagiert und irgendeinen blöden Spruch gemacht. Mir ist das gar nicht mehr so bewusst, was zeigt, dass ich es auch sicher nicht so gemeint habe. Aber ihn hat es ganz schön getroffen. Das habe ich aber erst viel später mal von ihm gehört. Darum hier nochmal „Sorry, Thompson, war nicht so gemeint! Ich lieb dich! Bester Thompson der Welt!“ Ganz im Ernst! :-*
Daran sieht man, dass es neben allen anderen Hürden auch die zwischenmenschlichen gab und gibt. Und davor sind auch Dreamteams, und dazu zähle ich uns, leider nicht gefeit. Dass er in dem Moment nichts gesagt hat, zeigt auch, dass jeder Rücksicht nimmt, irgendwie, auch wenn ich das gar nicht möchte.
Das ist das, was ich den „B-Bonus“ nenne. Den Behinderten-bonus. Kann sich keiner von freisprechen. Den Behinderten muss man helfen. Oder ihnen zumindest den Weg ebnen.
Wer sonst bekommt ohne die berühmte Abholkarte für „gelbe Säcke“, die in unserer Stadt Pflicht ist, wenn man die Tüten nachholen will, welche OHNE diese Karte zu haben? Ihisch! Ich muss nur reinrollen und sagen, dass ich leider die Karte zu Hause vergessen habe (schwör, das war nicht gelogen, ich hatte sie mir extra rausgelegt und da vergessen!), ob ich vielleicht trotzdem eine Rolle haben könnte? Ich habe zwei bekommen.
Ich werde auch regelmäßig über die Straße gelassen. Welcher Autofahrer hält für einen Fußgänger an um ihn rüber zuwinken?
Als Thomas und ich mal im Kino waren, haben wir im Parkhaus geparkt. Wie es so ist, wenn der Film aus ist, stehen hundert Leute am Parkticket-Automaten. Wir kamen an und es ging eine Steigung hoch, heißt, wir standen ein wenig am Berg, so wie alle anderen auch. Und warteten. Die Schlange war bestimmt 7 m lang. Bis ein Mann hinter uns entschied, das geht so nicht. Mit den Worten: „Sie können hier doch jetzt nicht ganze Zeit am Berg stehen“, ging er los und bedeutete uns, ihm zu folgen. Widerstand zwecklos. Wir sagten noch, dass das gar kein Problem ist, wir haben ja Bremsen am Rolli. Egal, er marschierte los und sagte allen, sie mögen bitte aus dem Weg gehen und uns vorbei lassen. Und alle folgten. Und wir kamen uns selten dämlich vor. Waren aber nach wenigen Sekunden am Kassenautomat und vor allen anderen zu Hause. ;-)
Jaja, der B-Bonus… Hihi. Ich nutze es aber nicht aus, ich schwöhör!
Kleiner Exkurs.
Als wir am Lokal, wo wir was trinken wollten, angekommen waren, es war schönes Wetter und wir konnten draußen sitzen, war es recht eng. Der Rolli passte grade so. Von Klo ma nicht zu reden. ;-) Wenn alle sitzen, fällt mein Sitzen nicht mehr so auf und die Menge entspannt sich. Wir haben nett geplaudert. Später dann ging es retour zu den Autos, ich sattelte um auf Rollator und wir sind zu einer grandiosen Tapas-Bar gefahren. Dort haben wir es uns noch grandioser gut gehen lassen. Lecker, lecker. Die Stimmung wurde auch viel entspannter und es war wie immer ein wundervoller Abend unter Freunden. Und der erste größere Ausflug war gemeistert.
Kommentar schreiben