So gab es noch ein paar Exkursionen. Wir sind wieder gemeinsam einkaufen gefahren. Auch wenn es natürlich umständlich ist, immer noch den Rollstuhl einzuladen. Beim Einräumen der Einkäufe ins Auto kann ich nicht helfen, auch kann ich keinen Einkaufswagen schieben, da ich mich fortbewegen muss. Da kommt schon der Gedanke auf, dass es für Männe sicherlich einfacher ist, eben alleine zu fahren.
Aber das ist eben nicht alles. Mittlerweile haben wir uns sehr gut an die Situation angepasst. Während er schon reingeht bringe ich die Pfandflaschen zum Automaten und kullere dann hinterher. Außerdem haben wir zwar einen Einkaufszettel, aber wenn man gemeinsam unterwegs ist, kann man auch nochmal schnell klären, ob es so oder so besser wäre. Ob dies oder jenes nicht auch noch gebraucht wird. Sind noch Eier da? Was möchtest du zum Braten am Sonntag als Gemüsebeilage, und so weiter. So ist es nun wieder der Normalzustand, dass wir gemeinsam einkaufen gehen. Sollte der große Moment da sein und ich ein umgebautes Auto haben, kann ich sogar wieder alleine einkaufen gehen, denn dann kann ich den E-Rolli mitnehmen und so einen Einkaufswagen schieben. Auch das Einräumen in den Kofferraum geht dann selbstständig, denn die Klappe würde sich automatisch schließen. Wär das cool! Da hält ein Fahrdienst nicht mit! ;-)
Doch da waren unsere Gedanken bei weitem noch nicht, als wir die ersten Einkaufstouren erledigten. Auch hier war erstmal das (gefühlte) Schauen der Leute zu akzeptieren, dass ich auch gerne mal irgendwo nicht rankam, weil die Waren so hoch platziert waren, dass mein Schoss nur eine bedingte Lagerkapazität hat, und einiges mehr. Das ist echt das blödeste am Rolli-fahren. Du brauchst deine Arme zum Vorwärtskommen, die können dann nichts tragen, schieben oder halten. Und dass immer alle runter- und ich hochschauen muss, das nervte auch gewaltig. Ist mittlerweile auch kein Thema mehr, der Blickwinkel verändert sich ganz automatisch, jetzt ist es normal und kein Grund zur Aufregung. Und etwas ganz Banales kam hinzu. Sah mich ein Bekannter, der mich noch nicht im Rollstuhl gesehen hatte? Wenn ich bekannte Gesichter zuerst ausmachte, zog ich einen anderen Weg vor. Keine Lust auf (gefühltes) Mitleid. Das alles findet ja nun mal immer im eigenen Kopf statt. Aber in meinem hörte ich sie denken, was ich doch für ein armes Würstchen bin, wie furchtbar, das alles und so weiter. Dem wollte ich mich nicht aussetzen. Also drehte ich ab. War ich mal nicht flott genug, war eine solche Begegnung ganz anders als ich sie mir vorgestellt hatte. Wir grüßten uns und es entspann sich meist ein normales Gespräch. Der, der gar nichts wusste, konnte seine Überraschung darüber, mich im Rolli anzutreffen, schwer verbergen. Darauf bin ich meist eingegangen und habe kurz erzählt, was los ist, und dann war es gut. Wusste es jemand schon, sprach man einfach das, was man auch sonst erzählt hätte. Alles halb so wild. Und ebenfalls mittlerweile kein Problem mehr. Zuhause angekommen, musste Rolli raus, und ich konnte rein ins Haus, wieder mit Hilfe, wegen der Türschwelle. Und dann schleppte Thompson die Einkäufe rein, hier war wieder aushalten angesagt, dass ich ihm zuschauen musste und nicht helfen konnte. Beim Einräumen konnte ich dann aber wieder zupacken. Und dann war es geschafft.
Unsere Küche ist leider nicht ganz so Rollstuhl-gerecht. Es gibt halt 4 Hängeschränke, die Geschirr und Kochzutaten enthalten. Da komm ich nicht ran. So muss ich entweder früh genug Bescheid sagen, wenn ich von oben was brauche oder mit dem umgehen, was ich erreichen kann. Beim Kochen lasse ich mir meist alles zurecht stellen was ich benötige. Klappt ganz gut. Als ich noch mit dem Rollator unterwegs war, ging das natürlich besser, da konnte ich ja noch stehen und mir das rausholen was ich brauchte. Auch das Kochen war etwas einfacher. Auf dem Sitz des Rollator sitzend konnte ich noch in die Töpfe schauen, die auf dem Herd stehen. Aus dem Rolli heraus geht das nicht mehr. Da muss man schon mal erfinderisch sein. So habe ich einen kleinen Schminkspiegel, den ich so halte, dass ich sehen kann, ob z.B. die Kartoffeln kochen. Man muss sich nur zu helfen wissen. ;-)
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