Der erste Ausflug


Der erste aushäusige Einsatz meines Rollstuhls führte Thomas und mich mit dem Hund in einen Park. Dorthin waren wir sonst gejoggt. Nun fuhren wir mit dem Auto hin. Es war alles sehr ungewohnt und so richtig wohl hat sich keiner von uns gefühlt. Der Gedanke, im Rollstuhl geschoben zu werden wollte erst noch akzeptiert werden. Auch von Thompson. Es war kein nebeneinander her spazieren mehr. Kein Händchen halten unterwegs. Er schob mich.

Doch da waren wir noch nicht. Erstmal mussten wir hin.

Und erstmal überhaupt ins Auto. Alles war neu. Wie kam ich am besten aus dem Wohnzimmer auf die Terrasse? Die Erhebung der Türe musste überwunden werden. Das war alleine nicht zu schaffen. Da brauchte ich Hilfe. Normalerweise war ich ja noch mit dem Rollator unterwegs. Da schaffe ich es über die Schwelle, indem ich mich auf ihn stützte und die Beine drüber hob. Selbstständig heben ging links gar nicht mehr, rechts schlecht. Aber über die Schwelle mit dem Rolli hüpfen konnte ich nicht. Also half Thompson. Dann ging es zum Auto. Ich konnte und kann es bis heute, wenn auch schlechter, mich vom Rollstuhl auf den Beifahrersitz transferieren. Da konnte ich noch aufstehen und mich auf den Sitz gleiten lassen. Mittlerweile rutsche ich rüber indem ich meine Arme als Stützen verwende. So, ich saß im Auto. Musste Thompson ja „nur“ noch den Rolli unterbringen…

So, so und so probiert. Mussten die Räder immer ab oder ging es auch so? War er im Kofferraum besser untergebracht oder doch auf dem Rücksitz? Wie schob/ hob man ihn am besten rein?

Aktuell steht fest: er ist mit Rädern und zusammengefaltet auf dem Rücksitz am besten aufgehoben und es geht auch am schnellsten. Jetzt habe ich mir einen neuen ausgesucht. Den muss aber die Krankenkasse noch genehmigen. Den kann man nicht mehr zusammen falten, dafür fährt er besser. Wenn der mal bei mir angekommen ist, fängt das Probieren wieder von vorne an… jedenfalls so lange, bis ich mein umgebautes Auto von der Rentenversicherung genehmigt bekommen habe, was ja nur noch eine Frage der Zeit ist… räusper…

Irgendwann war der Rolli dann endlich drin und es ging los. Hundi saß der Einfachheit halber im Fußraum bei mir.

Angekommen, alles wieder retour. Und dann ging unsere erste Ausfahrt los. Keiner fühlte sich wirklich so richtig wohl. Man war nun ganz klar anders unterwegs. Aber wir waren beide tapfer und haben unsere Runde gedreht. Um einen Weiher rum, über Holperstrecken, es musste auch erstmal rausgefunden werden, wie man so einen Rolli schob. Aber ich bin drin geblieben und Thompson hat es gut gemanagt.

 

Es war nun nicht so, dass wir in gedrückter Stimmung unseres Weges gegangen/gerollt werden. Nein. Das Wetter war schön, Hundi war froh, schnüffelte hier und da und wagte sich auch immer mal ans oder ins Wasser. Es war eine schöne Atmosphäre. Aber eben mit einem kleinen Schatten. So, wie wenn man auf einer tollen Party ist und an den Pickel auf seiner Nase denken muss. Man denkt, die Leute schauen. Auch wenn sie es nicht tun. Vielleicht tun sie es auch, aber nicht wegen des Pickels, sondern vielleicht weil ihnen dein Kleid gefällt. Aber auf die Idee kommst du nicht. So schauten die Leute auch uns an. Die, die uns entgegen kamen, grüßten. Wir grüßten zurück. Sie hätten schauen können weil wir ein nettes Paar sind, oder weil ihnen unser Hund gefiel oder weil wir grade laut gelacht hatten, oder eben weil ich im Rollstuhl saß.

 

Heutzutage bin ich völlig entspannt was das angeht. Ich frage mich das überhaupt nicht mehr, so normal ist es für mich geworden im Rollstuhl unterwegs zu sein. Ich fahre hoch erhobenen Hauptes und verfüge über ein gesundes Selbstbewusstsein, auch um Hilfe zu bitten, wenn ich sie benötige. Ich bin völlig ausgeglichen wenn ich in der Stadt unterwegs bin. Der Pickel auf der Nase ist akzeptiert.

 Da war es noch etwas anders. Auch, weil wir selber noch unsicher waren, wie die Situation zu händeln ist. Hast du das erstmal geschafft, fällt das entspannt-sein direkt viel leichter. Aber so ist das bei allen „ersten Malen“.

Zum Ende unseres Spaziergangs sind wir dann noch in das nahegelegene Restaurant gegangen und haben uns einen Kaffee und ich mir eine Portion Tiramisu gegönnt. Lecker!

 Und dann sind wir wieder heim. Der erste Ausflug war ohne große Turbulenzen geschafft und grundsätzlich war er sehr schön gewesen.






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