Der bunte Hund


Wir waren wenige Wochen im neuen Haus, da schien mich der halbe Ort schon zu kennen.

Da noch mit dem Dreirad unterwegs, jetzt mit dem Panzer, falle ich natürlich auch sofort auf. Cindy läuft die meiste Zeit ohne Leine neben mir her, hält an der Straße an und „hört“, so gut ein fast tauber Hund hören kann, aufs Wort. Mittlerweile reagiert sie auf Handzeichen. So ist es immer ein recht stilles Nebeneinander-Her-Laufen. Hunde lieben das, glaube ich. Sie mögen Menschen die sie nicht totquatschen.

Jedenfalls sehen wir uns an, ich mache ein Handzeichen oder ich nicke und sie folgt. Wenn ich auf mich aufmerksam machen möchte, klatsche ich in die Hände, das scheint noch bei ihr anzukommen. Ebenso ein energischen „hey!“, wenn sie was macht, was sie nicht soll.

Man mag es nun nicht glauben, aber ich bin auch eher der stille Typ. Klar, wenn man sich unterhält, habe ich auch immer was beizutragen, aber ich mag es sehr, einfach still mit meinem Hund durch die Gegend zu kullern und die Umgebung zu betrachten. Dümmlich vor mich hinstarrend.

Von unserem letzten Wohnort, der ja nur wenige km vom jetzigen entfernt ist, bin ich es gewohnt, dass man sich nicht kennt. Man kann sich 50-mal begegnen, selten kommt ein Gruß über die Lippen des anderen. Das ist hier ganz anders.

Was mich anfangs allerdings etwas irritierte. So wurde ich regelmäßig von mir völlig fremden Menschen angesprochen, die sich nach meinem oder dem Befinden des Hundes erkundigten. Oder die fragten wo denn „mein Hundchen“ sei, wenn ich mal ohne Cindy unterwegs war. Ich rollte meines Weges, da höre ich eine Stimme: „Hallo!“ Ja, äh… „Hallo!“ Grübel… wer ist denn das? „Wo haben sie denn ihr Hundchen?“ „Die ist zu Hause. Ich muss zur Physiotherapie, da kann sie nicht mit.“ Kennen wir uns…? „Ah, achso, ja die ist aber auch süß“. Und dann entspinnt sich meist ein Gespräch. Über das, was mir fehlt, das es ja toll ist, wie schön Cindy neben mir herläuft, sie ja eine ganz liebe ist (Äh, nein, leider nicht, leider gar nicht); das Wetter und dass wir ein schönes Haus gekauft haben. Es ist unfassbar, was mir völlig unbekannte Menschen alles wissen! Klar, sie haben den Vorteil, hier zu wohnen und schnell zu sehen, wenn sich was ändert, dennoch finde ich diese Aufmerksamkeit bemerkenswert. Ich kann ohne Ausnahme sagen, dass alle, die sich in ein Gespräch mit mir begeben haben, sehr nett und interessiert waren, keiner war penetrant oder unangenehm. Es waren durch die Bank weg nette Unterhaltungen. Und nun kenne ich auch schon eine Menge Menschen im Ort. Das ist schön. Bei der letzten Dame hatte ich dann die Idee, mich ihr mit Namen vorzustellen, sodass man nicht immer beim „Hallo“ bleiben muss. Coole Idee. Leider macht mir mein Namensgedächtnis einen Strich durch die Rechnung. Ich habe ihren Namen schlicht wieder vergessen. Und sie, eine etwas ältere Dame, die meinte, sie muss mich bestimmt nochmal fragen, weil sie Namen immer so schnell vergisst, ruft nun schon immer von weitem, wenn sie mit dem Rad angefahren kommt, meinen Namen, verbunden mit einem „Hallo, wie geht es?“ Und ich sage. „Hallo…. Gut, danke und ihnen?“ Ja, so kann’s gehen. ;-)






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