Grüße von der Rentenversicherung


Ich würde gerne Auto fahren. Jetzt ist es ja nicht so, dass ich keinen Führerschein hätte. Ich habe sogar ein Auto. Einen, nunmehr 4-jährigen, Ford Fiesta

Gekauft für die Ewigkeit, sozusagen. Er war ein Neuwagen und als ich den Kaufvertrag unterschrieben habe, war mir klar, dass ich ihn fahren werde, bis er auseinanderfällt.

Leben ist das, was passiert, während du Pläne machst.

Leider bin ich eher kaputt gegangen als der Wagen. Er ist ein Getriebefahrzeug, ich habe aber keine Kraft mehr in den Beinen. Kann also nicht mehr kuppeln, Gas geben und Bremsen.

 

 

Als ich Im November 2015 in der Reha war, hat mir darum der Herr von der Reha-Beratung geraten, ich möge einen Antrag auf KFZ-Hilfe stellen. Um am Arbeitsleben teilhaben zu können muss ich mobil sein.

Das habe ich getan. Im April 2016 war der Antrag geschrieben, ich war bei einem Autoumbauer gewesen, der mir einen Kostenvoranschlag ausgestellt hat und ich habe ein Angebot für einen PKW mit Automatikgetriebe eingereicht. Und dann habe ich gewartet. Bis Juni 2016. Nachdem ich mehrfach telefonisch nachgefragt habe, kam am 16.06.2016 ein Brief von der Rentenversicherung.

 

Mit folgenden Worten:

 

„hinsichtlich Ihres Antrages auf (Teil-)Kostenübernahme eines behindertengerechten Fahrzeuges teilen wir ihnen mit, dass nach den vorliegenden Unterlagen diese Leistung nicht geeignet ist um ihnen dauerhaft Mobilität für Ihren Weg zu und von Ihrer Arbeitsstelle zu gewährleisten. Aufgrund der Schwere Ihrer Erkrankung erscheint es sinnvoller, Ihnen, anstelle der beantragten finanziellen Hilfe zu den Anschaffungskosten und den Zusatzausstattungen, im Rahmen der Kraftfahrzeughilfeverordnung die Übernahme von Beförderungskosten anzubieten. Beförderungskosten sind die Kosten, die entstehen, wenn Sie Beförderungsdienste (wie z.B. Taxis) in Anspruch nehmen, um ihre Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte zu gewährleisten. Die Förderung ist, genauso wie die Bezuschussung der Beschaffungskosten eines PKW, einkommensabhängig. Nach den uns vorliegenden Unterlagen hätten Sie zu den monatlichen Beförderungskosten einen Eigenanteil in Höhe von 126,18 Euro zu leisten.

Wir bitten Sie innerhalb der nächsten 14 Tage um Mittelung, ob Sie Ihren Antrag in einen Antrag auf Beförderungskosten umgedeutet haben möchten oder ob über Ihren Antrag nach Aktenlage entschieden werden soll.

Sofern Sie Beförderungskosten beantragen möchten, benötigen wir hierfür noch einen Kostenvoranschlag eines privaten, gemeinnützigen oder öffentlichen Beförderungsunternehmen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Ihre Deutsche Rentenversicherung Rheinland

 

gez. :“

 

Mein erster Impuls war: Ey cool, die wissen was ich hab! Da waren sich meine Ärzte ja bisher gar nicht so sicher. Aber die Rentenversicherung, die weiß das! Völlig unter Wert verkauft, der Laden!

Mein Zweiter war: Ein kleines Zornesfältchen zwischen meinen Augenbrauen.

Was stand denn da in dem Brief mit anderen Worten? Da stand, dass es sich für mich nicht mehr lohnt, ein KFZ zu kaufen und es umzubauen. Denn ich werde es nicht mehr lange genug machen um dass sich das bezahlt macht. Da ist es billiger, jeden Tag einen Fahrdienst damit zu beauftragen mich hin und her zu fahren. Und dafür sollte ich dann auch noch 126! Euro im Monat bezahlen!

 

Das war unverschämt.

 

So habe ich mich erstmal gesammelt und einen Widerspruch aufgesetzt. Darin stand, dass ich, oh Wunder, mit dieser Entscheidung nicht einverstanden bin. Dass mein Neurologe mir Fahrtauglichkeit bescheinigt hat und ich keine 126 Euro im Monat zahlen werde um zur Arbeit gefahren zu werden. Das steht doch in keiner Relation! (Das stand da nicht drin) Für 126 Euro im Monat kann ich einen PKW abbezahlen. Den kann ich dann aber auch für Besuche bei Ärzten nutzen. Zum Beispiel. Wenn ich den Fahrdienst zur Arbeit habe, brauche ich ein Taxi zusätzlich, wenn ich zum Arzt muss. Diese Kosten kommen dann noch zusätzlich auf mich zu. (Das stand da auch nicht drin, denn das wird die Rentenversicherung nicht interessieren, die sind nur für die Arbeit zuständig)

Diesem Widerspruch habe ich die Bescheinigung des Neurologen beigelegt.

 

Und bekomme als Antwort: Das Gleiche nochmal, nur mit dem Hinweis darauf, dass:

„Aufgrund ihrer Erkrankung, kann nicht sicher festgestellt werden, dass die Übernahme der Kosten geeignet ist, Ihren Arbeitsplatz auf Dauer zu erreichen. Der Verlauf Ihrer Erkrankung ist nicht absehbar, so dass eine langfristige dauerhafte Befähigung zur Führung eines Kfz aus medizinischer Sicht nicht sichergestellt ist. Die Wirtschaftlichkeit einer Förderung kann daher nicht positiv beurteilt werden.“

Und:

„Das beigefügte Attest ist eine Momentaufnahme ihrer Erkrankung. Der Arzt hat keine langfristige Prognose abgegeben. Daher ändert auch dieses nicht die Entscheidung, ihnen anstelle der beantragten KFZ-Hilfe Beförderungskosten im Rahmen der Kfz-Hilfe anzubieten.“

 

Bekomm nur ich eine Schwellung unterhalb des Kinns? Ist das nicht schon auf dem Weg zur Unverschämtheit? Wer von euren Ärzten kann bitte eine Prognose darüber abgeben, dass ihr dauerhaft gesund sein werdet? Mein Arzt hat bestätigt, dass ich ein Kfz führen kann, aber das reicht nicht?

OKAYYY…, Michaela zum zweiten.

Ich hatte eh im Juli einen Termin in der Uni Klink Bochum. Vielleicht reicht eine Bescheinigung von einer solchen Stelle? Ich habe mit der Ärztin über mein Problem gesprochen. Sie sagte sofort, wie die darauf kommen, dass ich bald nicht mehr in der Lage sein werde Auto zu fahren? Und stellte mir in ihrem Bericht wieder einen Attest aus, dass ich fahrtauglich bin.

 

Sie schrieb: „Wir befürworten ausdrücklich die Kostenübernahme eines Kraftfahrzeuges inklusive des Umbaus sowie die Erstattung von Fahrstunden auf dem umgebauten PKW. In den letzten 5 Monaten ist es zu keiner weiteren Progression der Erkrankung gekommen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht abzusehen, dass sich die Symptomatik weiter verschlechtern wird. Zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit und Selbstständigkeit der Patientin ist medizinischerseits die Kostenübernahme für den Umbau eines Kraftfahrzeugs und die entsprechenden Fahrstunden zu befürworten.“

 

Das habe ich mit einem erneuten Widerspruch hingeschickt. Und nichts mehr gehört. Nada. Wir haben OKTOBER! Es war JULI, als ich es geschickt habe. So habe ich an die Rentenversicherung/Bund eine mail geschrieben worin ich geschildert habe, was mich so bewegt. Und nun kam… tatatataaa… Post!

Wieder von meiner regionalen Lieblings-RV.

 

Na, und was schreiben sie diesmal?

Ich scheine nun doch noch etwas länger zu leben, bzw. länger am Arbeitsleben teilhaben zu werden, sodass sie nicht mehr auf meine Krankheit eingehen. Jetzt möchten sie einen Kostenvoranschlag zweier Beförderungsunternehmen um einen Kostenvergleich anzustellen. Dies scheint ihnen angezeigt. Aha. Kriegen sie. Und direkt noch einen Kostenvoranschlag eines anderen Autoumbauers. Und meinen geballten Zorn sende ich Ihnen per Mind-Map…







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