Wenn ich mit dem Auto unterwegs war, musste ich meinen Gehstock mitnehmen. Der Rollator wäre besser gewesen, aber das klappte nicht. Er war ein Kassenmodell. Entsprechend schwer und unhandlich war das gute Stück. Das bedeutete, dass ich ihn alleine gar nicht ins Auto bugsiert bekam. Meine Kraft war ja schon damit aufgebraucht, dass ich mich auf den Beinen hielt, da konnte ich nicht noch irgendwas hochheben.
Leider war es aber so, dass meine Beine gerne schon mal wegsackten. Da half dann der Stock nicht mehr wirklich. Ich ging und schwups, war Beinchen futsch und ich saß auf dem Allerwertesten, wahlweise landete ich auf den Knien. Nachdem ich meinem Physiotherapeuten so ein paar Mal vor die Füße gefallen war, reifte in mir der Entschluss, einen leichteren Rollator haben zu wollen. Einen, den ich dann auch selbstständig ins Auto bekomme.
Witzigerweise nahm ich an, dass dafür die Krankenkasse zuständig ist. Haha, neeein… Ich rief sie an und schilderte mein Problem. Die Antwort war, dass sei nicht deren Problem. Achso. Stimmt, meins, aber die Lösung ist vielleicht ihre? Nee, auch nicht. Ich habe ja jetzt einen Rollator und wenn ich damit nicht zurechtkomme, muss ich mir selber einen anderen kaufen. Oh. Gut. Welcher denn für meine Zwecke in Frage kommen könnte, konnte mir der Herr aber auch nicht sagen. So habe ich mich im Internet einmal schlau gemacht. Außerdem habe ich die Beratung der DGM angerufen. Dies ist die deutsche Gesellschaft Muskelkranker. Von ihnen war auch eine Broschüre im Info-Wust der Uniklinik. Da ich für einen Jahresbeitrag von 50,- diese Gesellschaft unterstütze und entsprechend Mitglied wurde, konnte ich solche Beratungen in Anspruch nehmen. Sie nannten mir zwei leichte Modelle, die in Frage kommen würden. Nachgesehen, was die guten Stücke denn kosten, sind mir gleich nochmal die Beine weggegangen. 250 Euro aufwärts! Spinn ich?
Aber Ebay ist dein Freund! Hier fand ich unter den Kleinanzeigen einen, der VB 130,- Euro kosten sollte. Er war ca 40 km entfernt beheimatet und so rief ich dort an. Und hatte Glück. Er war noch da. Also hin.
Der Rollator war tatsächlich um einiges leichter und auch viel kleiner zusammenfaltbar. Ich probierte, ihn ins Auto zu bekommen und es klappte. Da er schon so nett im Auto war, schaute ich den Herren mit Dackelblick an und fragte, ob ich ihn auch für 100 Euro haben dürfte.
Nun war es ja so. Erstmal hat er gesehen, wie ich mich aus dem Auto gequält habe, dann hatte er zuerst Probleme, ihn aufzubauen und das war ihm schon sehr unangenehm. Und dann hat er mir zugesehen, wie ich mich abmühte, das gute Stück ins Auto zu bekommen. Ich brauchte nicht schauspielern, das hat wirklich nicht sehr zügig geklappt. Aber es hat geklappt. Und das allein zählte! Während ich mit dem Rollator rumhampelte, sagte er immer, er würde mir ja helfen, aber das sei ja nicht das, was ich benötigen würde, richtig? Genau! Wenn ich immer jemanden mitnehmen muss, der ihn rein und raus hebt, kann ich auch den anderen einpacken.
Ich denke also, dass der Herr zum einen froh war, dass ich es geschafft hatte und zum anderen vielleicht auch, dass er ihn los war. Jedenfalls wurden wir handelseinig. Immer noch ne Menge Asche, aber wie ich im Laufe der Zeit gelernt habe, ist so ein Rollator noch ein Schnäppchen im Vergleich zu dem, was man an Geld lassen kann um sich beim Gehen unterstützen zu lassen.
So bin ich frohen Muts mit dem Leichtgewicht heimgefahren und es hat mich von da an immer mit dem Auto begleitet. Der Kassenrolli blieb im Haus. Da er mit einem starren Sitz ausgestattet war, tat er mir dort auch gute Dienste, denn das Leichtgewicht hatte nur ein Netz als Sitzbank. Da konnte man nichts gut transportieren und auch nicht wirklich gut drauf sitzen. So hatte jeder seine Vorzüge. Der leichte wartete immer draußen auf der Terrasse. Wenn ich raus ging, blieb der Schwere innen an der Türe, ich wechselte auf den leichten und ging mit ihm zum Auto oder zum Dreirad, je nachdem. Das hat noch eine ganze Zeit geklappt.
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