Mit dem Mai kam Schwung in die Familie. Jackson konnte ihre Wohnung beziehen. Thompson und Pascallo fuhren mit ihr in einem geliehenen Lieferwagen hin um beim Einzug zu helfen.
Da ich auch hier nicht helfen konnte, und auch kein Platz mehr im Wagen war, blieb ich wieder zu Hause. Meine große Kleine wusste, dass ich es auch lieber anders gehabt hätte, aber es war ok.
An dem Tag war eine Demo gegen rechts am Hauptbahnhof, der nicht weit weg war von uns. Ich wollte eigentlich hin um auch teilzunehmen. Aber die Erschöpfung gewann mal wieder. So habe ich mich erst wieder was ausgeruht und bin dann später mit meinem Klapprad und Hundi hin. So falsch war die Entscheidung nicht, denn sogar jetzt, als die Demo schon längt zu Ende war, war noch alles um den Bahnhof herum von Polizei und Demonstranten belagert und ich fand keinen Weg, auf die andere Seite des Bahnhofs zu kommen. Eigentlich hatte ich mich mit einer Bekannten verabredet, die ein Fotostudio in der Stadt hat. Nahe einem Garten, der für die Allgemeinheit errichtet worden war, und der von Anwohnern und Gönnern liebevoll gepflegt wurde. Dieser Garten feierte an diesem 01.05. seinen Geburtstag. Hier wollte ich hin. Aber alle Wege waren von Polizei abgeriegelt. Fahren konnte ich auch nicht, weil es so voll war. So hielt ich mich am Rad fest, Cindy an der Leine. Und konnte so durch den Bahnhof auf die andere Seite in die Stadt hinein.
Geschafft. Im Garten angekommen habe ich dann auch schon meine Bekannte getroffen. Neben ihr auch noch eine Menge anderer netter Menschen. Es war das erste Mal, dass ich so gechillt irgendwo einfach rumsaß und sonst nichts tat. Nur nett unterhalten und beobachten. Sehr entspannt. Später sind wir dann noch in ihr Fotostudio gegangen und auch da ging das weiter, was ich mit den netten Verbindungen meine. Sie hatte viel zu sagen, gab mir tolle Anregungen und nahm mich mit auf eine Reise zu Bewusstheit und dem „Sein“.
Etwas, was mir sehr viel gegeben hat und mich sehr viel weiter gebracht hat.
Diesen Gesprächen habe ich zu verdanken, dass ich alles sein lassen kann. Ich muss nichts verändern wollen. Ich kann mit der Situation, wie sie sich darstellt umgehen und versuche, sie nicht zu bewerten. Das hilft so ungemein. Es entlastet, weil es die Verantwortung dafür abnimmt, was geschieht. Das heißt nun nicht, dass ich mich einfach hinsetze und zusehe, wie mein Leben an mir vorüber zieht. Nein, das nicht. Aber nehmen wir mal meine Krankheit. Was kann ich daran ändern? Wenn wir mal ehrlich sind, nichts. Das zu akzeptieren nimmt mir den Druck des aktiv-sein-müssens. Kommt aber eine Möglichkeit vorbei, wie z.B. die, dass eine Ärztin vorschlägt, ich könnte eine Infusion versuchen, sehe ich das als einen Wink, den ich nicht ausschlage. Bleibe aber offen, dass es auch nichts bringen kann (was, nebenbei bemerkt auch so zu sein scheint). Ich versuche die meiste Zeit, meinem Bauch zuzuhören, was er wohl gerne hätte. Habe ich ein komisches Gefühl, lasse ich es. Und ich gehe immer mit dem um, was ist. Ich kann nicht laufen, also fahre ich. Ende. Ich habe nicht das Gefühl, was zu verpassen, weil ich im tiefsten Innern überzeugt bin, dass alles für was gut ist. Und das nimmt mir eine Menge an Stress.
Ich werde es vielleicht später nochmal versuchen genauer zu erklären. Es ist auf jeden Fall eine Lebensart. Der Spruch in meinem Titel sagt es, wie ich finde am allerbesten.
Sie wurde zu einer lieben Vertrauten, die mit mir einen ganz besonderen Weg gegangen ist. Ich denke, wir konnten uns gegenseitig eine Menge geben und haben auch viel gelernt. Ich auf jeden Fall.
Aktuell geht wieder jede ihren Weg. Ohne sich böse zu sein, einfach weil das grade dran ist.
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