So, das will ich jetzt mal vorweg schicken! MEIN HUND WAR AN DER LEINE! JAWOLL!
Nun wird es ja nun mal mittlerweile recht früh dunkel, das haben wir alle schon gemerkt. Heißt, dass die Abendrunden halt auch im Dunklen stattfinden. Bestens gerüstet dafür sind wir. Natürlich. Cindy leuchtet fein um den Hals rum und mein Panzer hat eine Beleuchtung, da wird ein Audi blass. Das ist mir echt peinlich, wie hell diese Scheinwerfer meinen Weg beflammen.
Darum habe ich sie auch meistens aus, denn, wollen wir mal ehrlich sein, welcher Fußgänger ist mit zwei roten Rücklichtern und zwei Xenon-Scheinwerfern gesegnet? Eben. Doch heute hatte ich sie erstmal an, denn meine Straße ist eine verkehrsberuhigte Zone, heißt, ohne Bürgersteig, und dann kommt auch eine etwas dunklere Passage. Außerdem wollte ich Cindy einen Ausflug ins Feld gönnen, ihr wisst, ja, wegen der Kaninchen und so.
So sind wir also los und waren auch schon fast am Feld. Das heißt, wir waren da. Ist ja auch nur knappe 300m von zuhause weg. Es trennte uns nur noch die Straße vom Feldrand und dessen Eingang, ein recht gut befahrbarer Feldweg, jedenfalls die ersten Meter, war noch ca. 25m weg. Mein Plan war, sie dort abzuleinen und dann hätte sie reinlaufen können und ich hätte auf sie gewartet.
Doch dann raschelte es im Mais. Ich suchte die Dunkelheit ab und fand, ach, nett, einen Schäferhund, der das Feld grade verließ und sich interessiert zu uns über die Straße aufmachte. Jetzt ist Cindy ja nicht der sozialste Hund, hab ich, glaube ich schon mal erzählt, und ein Schäferhund der schnuppernd auf sie zukommt, ist nicht das, wovon sie nachts träumt.
Doof nur, dass dem Hund weder Halter noch Leine anhängig waren. Mir fiel ein Pfeifen ein, das ich kurz vorher gehört hatte. Das war dann wohl der Halter. Irgendwo. Cindy setzte also an, kläffend dem Hund an den Hals zu gehen. Fand Hund nicht gut und ich sah ihm an, wenn sie jetzt nicht schnell die Schnauze hält, ist die nächste Tierarzt-Rechnung fällig. So habe ich sie so eng wie möglich an mich rangenommen, versucht, zwischen Hund und Hund zu rangieren und mit energischer Stimme (und die habe ich, das könnt ihr mir glauben) weiter versucht, ihn davon abzuhalten, sie beschnuppern zu wollen. War aber nicht energisch genug. Das passiert mir selten.
Cindy war kurz ruhig, fing aber wieder an zu kläffen und auf ihn/sie loszugehen. Ich glaube fast, es ist eine „Sie“ gewesen, ein „Er“ hätte sich schon getrollt. Aber die Weiber wollen ja immer das letzte Wort haben. Ehrlich, mir wurde langsam komisch. Alleine, nur mit dem Schäferhund wäre es kein Problem gewesen, aber die Koexistenz der beiden da unter mir, machte mir wirklich Sorgen. Ich hatte Angst, dass Cindy jeden Moment gepackt und zurechtgewiesen wird. Ich bin keine, die ihren Hund auf den Arm nimmt, wenn ein anderer Hund kommt, und mittlerweile ist es mir körperlich auch nicht mehr wirklich möglich. Denn um sie hochzuheben, muss ich ja erstmal soweit überhaupt runter. Das allein für sich ist kein Problem, aber aus dieser gekrümmten Haltung wieder hochzukommen ist schon mit nem Kotbeutel anstrengend. Denn dafür braucht es Muskeln, die es bei mir nicht mehr gibt. Darum stütze ich mich schon immer mit einer Hand am Bein hoch. Nur: Mein Hund wiegt mehr als ein Kotbeutel. Tja, aber Adrenalin und was weiß ich, was ich noch freigesetzt habe, haben bewirkt, dass ich sie am Geschirr packen und zu mir auf den Schoß ziehen konnte. Das hat Hundi dazu bewogen, abzudrehen. Er ging wieder über die Straße, die zu dieser Uhrzeit am Sonntag sehr wenig befahren wird und wippte in Schäferhund-Manier am Feldrand auf der Straße lang. Kennt ihr das, wenn euch das völlig egal ist? Mir war es das. Komplett. Ich saß da mit Hundi auf dem Schoss, und sortierte erstmal meine schmerzenden Glieder. Das war ein Kraftakt gewesen. Plus Aufregung. Ein PKW kam, mit angepasster Geschwindigkeit und wurde langsamer, als er den Hund wahrnahm. Dann mich. Er hielt an. Das ist auch nicht mehr alltäglich, aber da wo ich wohne tatsächlich noch fast normal. Das einer nach dem anderen schaut. Er fragte mich, ob das mein Hund sei, was ich verneinte und kurz erklärte, wo der herkam. Dann fragte er, ob er die Polizei rufen solle, aber ich meinte, wenn wir ihn nicht festhalten können, wird uns die Polizei auch nicht helfen. Zum Festhalten schien er keine Lust zu haben. Ich hätte es getan, aber da war ja noch Kläffi auf meinem Schoß, die sich natürlich schon längst beruhigt hatte. Dann sah ich, wie der Schäferhund schneller wurde. Vielleicht ist ja sein Halter um die Ecke gebogen, ich habe es nicht erkennen können. Ich wies den Fahrer darauf hin, dass der Hund grade losläuft. Der PKW-Fahrer wünschte mir noch einen schönen Abend, dann fuhr er weiter, besann sich aber, und drehte um, wohl um nachzusehen, wohin der Hund entschwunden war. Mir war es, wie schon gesagt, schnuppe.
Ich überredete Cindy, von meinem Schoß zu springen, auch wenn das vom Panzer aus recht hoch war, aber immer noch besser als im Geschirr hängend abgeseilt zu werden. Runter wäre ich nicht mehr gekommen, mir tut noch immer die komplette Muskulatur zwischen den Schulterblättern weh.
Ja, und dann konnte unsere Gassirunde auch schon weitergehen. Aus gegebenem Anlass habe ich auf den Weg ins Feld verzichtet und wir sind die Straßen und einen kleinen Park in der Nähe abgelaufen.
Einfach kann jeder… ;-)
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