Ausstand


 

Samstag war es soweit. Seit Monaten war dieser Tag geplant um einer Auswahl meiner Kollegen/innen „tschüss“ zu sagen. Leider konnten einige nicht teilnehmen, aber das ist numal immer so, nicht jeder Termin passt. Aber die meisten waren da und ich habe mich sehr über jede einzelne gefreut!
Mitstreiter, die mich durch 31 Jahre Arbeitszeit begleitet haben. In Abschnitten.

 

 

Gestartet bin ich in Mönchengladbach-Rheydt. Hier habe ich meine Ausbildung begonnen und den Hauptteil meines Arbeitslebens verbracht. 20 Jahre. In diese Zeit fiel meine Familienplanung, Hochzeit, Kinder, Erziehungszeit, aber auch Trennung, Scheidung und Neuorientierung. Die zwei, die mit mir in der Lehre waren, eine ein Jahr über, die andere ein Jahr unter mir, sind immer noch dort, und auch noch immer glücklich mit den damals Auerwählten verheiratet. Diese Beständigkeit kann ich nicht nachweisen. ;-)
Wir waren nicht nur im Job verbunden, sondern waren in einer Clique, die ihre diversen Hochzeiten gefeiert hat, Kegeln war, gefeiert hat, sei es Silvester oder Geburtstage und eine wirklich tolle Truppe waren.  Auch hier: Die Clique besteht noch heute, nur, da ich einen neuen Lebensweg eingeschlagen hatte, haben sich unsere Wege getrennt. Doch mögen tun wir uns noch immer.

Ich bin dann 2006 nach Duisburg aufgebrochen und kann mit Fug und Recht behaupten, dass dies  die beste Zeit meines Arbeitslebens war. Ich habe eine Menge gelernt, war ich doch, aus dem Verkauf kommend, nun in der Personalplanung und dem Allroundbereich eines 5 Etagen umfassenden Hauses mit der entsprechenden Mitarbeiterzahl eingesetzt. Die waren für mich am Anfang natürlich nur Namen und manch eine Etagenbesetzung hätte ich mich im Leben nicht mehr getraut zu tun, als ich sie kennengelernt hatte. Kennenlernen konnte ich sie, als ich die ein oder andere Planung gemacht habe. ;-)
Völlig aufgelöste Mitarbeiter, die nicht verstanden, warum sie plötzlich in der und nicht in der Etage arbeiten sollten. Haha, das war was. Ging die Türe zu meinem Büro auf und eine der Etagen-Führungskräfte erschien, zog ich mich schon mal warm an.
Aber auch das legte sich nach der Einarbeitungszeit. Ich lernte nach und nach die Mitarbeiter kennen und wusste um ihre Befindlichkeiten, die ich so gut es ging in meine Planung einbezog. Der Job hat mir einen riesen Spaß gemacht. Cheffe war ein toller Lehrmeister, ich lernte bei ihm Excel-tabellen erstellen und konnte jede Frage stellen, die geduldig beantwortet wurde.
Dankbar bin ich ihm heute noch, dass er mir nicht den Kopf abgerissen hat, als ich nicht wenige seiner Ordner unwiederbringlich gelöscht hatte. Uff. Nein, er hat mit der IT telefoniert und alles wiederherstellen lassen. Schwein gehabt. Puh.
Die Chemie stimmte einfach und machte das Arbeiten nochmal schöner. Wir haben viel gelacht, auch ernste Gespräche geführt, meine Kompetenz stieg und die anfängliche Beklemmung, die ich verspürte, wenn es Freitags morgens zur Führungskräfte-Besprechung ging, wich einem gesunden Selbstbewusstsein, dass ich dazu gehöre und von den Führungskräften akzeptiert und geschätzt wurde. Ich mochte sie wirklich alle sehr gerne. Es war der Ruhrpott, den ich liebe, die passende Schnauze und der Humor dazu, und meistens war es ein sehr gutes Auskommen miteinander.
Was dazu führte, dass ich hier auch in die Führungsriege wechselte, mit Weiterbildung erst stellvertretende, dann Teamführung wurde.
Gleichzeitig änderte sich die Führung des Hauses und sogar das Haus selbst zog um.
Mein Chef ging in seinen wohlverdienten Vorruhestand und ich bekam eine Chefin, die ebenfalls wundervoll war. So viel Glück hat man selten. War die Zeit bis dahin schon toll, wurde es noch besser. Während das neue Haus schon eröffnet wurde, lief das alte Haus noch bis zum 31.01.2010 weiter. Durch die parallele Öffnung beider Häuser war unsere Chefin mehr im neuen, ich mit einem tollen Team im alten.
Wir haben alle Arbeiten, bis zum finalen Ausräumen der einzelnen Etagen, die durch Ausverkauf von oben nach unten nach und nach geschlossen wurden, mit einer Menge Spaß trotz enormer Ansprüche grandios gemeistert. Meine liebste Erinnerung!
Mit „Time to say goodbye“,  ging der letzte Kunde durch das Spalier aller Mitarbeiter und die Türen wurden zum letzten Mal geschlossen. Danach tanzten noch Chefin und ihr Vorgesetzter den Walzer dazu. Es flossen einige Tränen. Was folgte war eine rauschende Abschiedsparty.

 


Für mich ging es weiter in eine Weiterbildung zur Filialleiterin. Mitte Februar 2010 startete ich in Viersen. Mit einem Blinddarm-Durchbruch, der mich erstmal für drei Wochen schachmatt setzte.
Nun war ich keine mehr, die IN einem Team arbeitete, sondern ich musste es führen. Eine komplett andere Ausgangslage. Ich musste Entscheidungen treffen, oder weitergeben, Werbung für die weniger angenehmen machen und war nun die, über die wir im Team auch gerne mal meckerten. So wurde halt auch über mich gesprochen. Damit zu leben muss man erstmal lernen, ich finde aber, dass es  mir ganz gut gelungen ist. Ich hatte Spaß am und im Job, nach einigen Monaten war mein Team gebildet, wir hatten eine Menge Spaß miteinander, haben die Herausforderungen, die mit der Zeit immer mehr stiegen, sehr gut gemeistert und ich habe mich auch dort sehr wohlgefühlt.

 

Und nun geht es weiter. Wieder ein neues Leben. Erstmals in meinem Leben werde ich den Status „arbeitslos“ haben.
Angst habe ich keine. Ich habe so viel gemeistert, et hätt noch immer joot jejange.
Auf geht’s!

 

Edit: Cheffe hat sich zu Wort gemeldet. ;-)
Ich habe im Oktober 2005 angefangen und das Haus hatte 6 Etagen. So, jetzt aber!
Danke Dir!






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