Home sweet home


Ja, da war ich dann. Zuhause.

Laufen konnte ich wegen der OP-Wunden noch nicht richtig, die Erkältung hatte mich voll im Griff und die Kopfschmerzen sowieso. Besser ging es kaum mehr.
Ich habe die folgenden Wochen zwischen Couch und Bett verbracht. Natürlich verheilten die Wunden, das Laufen war danach nur noch so schlecht, wie ich es kannte. Es ging ohne Gehhilfe. Die Erkältung verschwand auch. Die Kopfschmerzen blieben. Meine Hunderunden machte ich trotz Schädel, denn nur rumliegen war noch nie mein Ding. Aber es war anstrengend.

Und immer wieder war es eine Erleichterung, sich einfach flach auf den Rücken zu legen und die Schmerzen wegziehen zu lassen. In dieser Zeit war Töchterchen recht viel zu Hause. Ihr Studium sollte erst im darauf folgenden Frühjahr beginnen. So hat sie mir eine Menge geholfen. Wir wohnten zu dieser Zeit in einem Haus zur Miete. Es war ein wunderschönes Haus, mit zwei Einschränkungen. Es lag an einer stark befahrenen Straße und es hatte eine Menge Stufen. Die Steigerei begann schon am Eingang. Wenn man die Eingangstüre durchschritten hatte, musste man 8 Stufen hoch und war im Wohnzimmer. Weitere 6 Stufen führten in den Ess-Bereich, der offen geschnitten war und mit einem Balkon aufs Wohnzimmer hinauslief. Wie gesagt, wunderschön. Dann ging es über eine weitere Treppe ins 1.OG, wo unser Schlafzimmer, das Arbeitszimmer, das Bad und Pascals Zimmer lagen und dann nochmal eine Treppe hinauf in den so genannten „Prinzessinnen-Turm“. :-D

Hier gab es ein weiteres Badezimmer, in dem sich die Waschmaschine und der Trockner befanden. Im Oktober 2014 war es noch recht gut für mich zu schaffen, all diese Treppen zu steigen.  Allerdings benötigte ich auch hier schon beide Arme um mich festzuhalten und hochzuziehen. Etwas tragen war gar nicht mehr möglich. Sodass ich die Dinge, die nach oben/unten mussten immer auf die Treppe gelegt habe, damit ein nettes Familienmitglied sie auf seinem Weg aufsammeln und mitnehmen kann.

Ich kann nicht viel berichten von dieser Zeit. Schlafen, Hunderunde, ausruhen, Hunderunde, Fernsehen, ausruhen, Hunderunde, mal was kochen, Wäsche waschen, Hunderunde. Schlafen. Und alles war zu viel und immer war ich kaputt, einfach platt. Da ich immer noch eine Filiale leitete, und dies auch mit Herzblut, war ich die meiste Zeit ansprechbar. Ich konnte halt nur nicht arbeiten gehen, war also krankgeschrieben, weil ich nicht solange aufrecht sein konnte. Meine Kollegas hatten in dieser Zeit einen weiteren Umbau zu ertragen, den sie natürlich sehr gut gemeistert haben. Soweit ich konnte, habe ich mit Rat und Tat zur Seite gestanden, aber das ist halt nicht das Gleiche, als wenn man vor Ort ist.

Mein fast neues Fahrrad wurde mir ebenfalls zu unsicher. Wenn Cindy mal an der Leine zog oder sich ungünstig in den Weg stellte, sodass ich bremsen musste, stürzte ich das ein ums andere Mal, weil mein Bein mein Gewicht nicht mehr tragen konnte, wenn ich schnell absteigen musste. Es sank dann irgendwie weg und ich lag auf der Seite. Dass ich mir nie was gebrochen oder mich sonst irgendwie verletzt habe, bis auf blaue Flecken und Abschürfungen,  ist fast schon ein Wunder zu nennen. Wenn es abwärts ging, habe ich mich meinem Schicksal ergeben, was hätte ich auch machen sollen. Unten angekommen, rappelte ich mich unter meinem, meist auf mir liegendem, Rad hervor und stand wieder auf. Was auch schon abenteuerlich war ohne Kraft in den Beinen. Weiter ging es. Ich kann da sehr gleichmütig sein. Wusel-Cindy schaute auch immer nach dem Rechten. „Wat machste, Mutti? Können wir weiter?“ Zuhause berichtete ich dann von meinen Stürzen und rief Sorgenfalten bei meiner Familie hervor. Die hätte ich auch gehabt, wenn mir jemand davon berichtet hätte. Da es mich aber betraf, sah ich die Sache recht gelassen. Ich suchte nach einer Lösung und fand bei Ebay-Kleinanzeigen ein Klapprad, bei dem ich mit beiden  Beinen auf dem Boden stehen konnte, wenn ich auf dem Sattel saß. Das versprach einen Hauch von Stabilität. Mit diesem Rad, das mehr der Fortbewegung als der Schnelligkeit diente, bin ich eine ganze Zeit unterwegs gewesen. Aber es reifte der Gedanke in mir, dass es wohl ein Dreirad sein musste, wenn ich mich nicht dauernd der Gefahr eines Sturzes aussetzen wollte. Doch soweit war ich noch nicht. Bin doch nicht behindert!



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