Um die Voruntersuchung für die Biopsie machen zu lassen, musste ich von „meinem“ Krankenhaus in das Mutterhaus, das etwa 5 km weiter weg war. Ich wurde mit einem Krankentransport gefahren, der mich mitsamt meiner Akte dorthin brachte. Es war ein Taxi, da ich ja nicht weiter gehandicapt war. Mein Schädel tat schon weh als ich einstieg und ich wünschte mir nichts sehnlicher als mich hinzulegen. Weit gefehlt. In der Ambulanz musste ich erstmal warten. Dann musste ich zur narkoseärztlichen Untersuchung. Doch die sagte mir, nach Blick in eine Akte, da ich keine Narkose bekomme, brauche ich nicht zu ihr. KEINE NARKOSE?! HABT IHR SIE NOCH ALLE?!
Ich schluffte erstmal in einen weiteren Raum, wo ich auf den operierenden Arzt warten sollte. Der kam nach gefühlten Stunden, ich wusste mich kaum noch aufrecht zu halten. Wie lange es wirklich
war, weiß ich nicht, aber es war die Hölle dort zu sitzen und nicht zu wissen, wie man sich noch irgendwie Linderung verschaffen kann. Ich bin wohl auch immer ein wenig blöd. Im Nachhinein
betrachtet hätte ich mir einfach einen Raum mit Liege suchen und mich da lang machen sollen. Aber man will sich ja nicht so anstellen…
Irgendwann kam ein junger, total verpeilter Arzt. Ich dachte nur, dass ich mich sehr glücklich schätzen kann, wenn nach der OP mein Bein noch dran ist. Er kramte erstmal um rauszufinden was bei
mir gemacht werden soll. Auf meine Frage, warum es keine Narkose gibt, sagte er, das sei bei Muskelbiopsien normal. Da wird ein Stück Muskel ausgeschnitten und das tut kurz weh und dann wie ein
blauer Fleck. „Und warum keine Lokalanästhesie?“, „Weil es das Bild verfälscht, die Muskeln schwellen dann an.“ „Und die Nervenbiopsie?“ Davon wusste
er nichts, aber das geht schon so. Aha.
Als Dokki fertig war, ging ich wieder zurück zur Anmeldung um meine Akte wieder zu bekommen. Mein SCHÄÄÄDEL!!! Die Schwester fragte, ob ich schon beim Narkose-Arzt war. Ich sagte, was ich wusste.
Sie schaute mich an und fragte: “Wie, keine Narkose? Natürlich brauchen Sie eine Narkose.“
Ey Leute…
Witzig war, wenn mir denn noch nach Lachen zu Mute gewesen wäre, dass Verpeilo-Doc mit dem Rücken zu dieser Schwester saß und sich tot stellte. Ich schaute auf seinen Rücken und sagte: „Irgendwie
hat hier nicht jeder einen Plan, oder?“
Lange Rede kurzer Sinn. Klar Narkose. Klar Voruntersuchung Narkoseärztin. Also wieder sitzen und warten.
Und irgendwann hatte ich es geschafft, wurde wieder zurück in mein schon heiß ersehntes Bett gebracht und durfte erstmal durchatmen. Hinlegen, Augen schließen. Schön wenn der Schmerz
nachlässt.
Die OP war für den nächsten Tag geplant. Der 09.10. Darum musste ich nüchtern bleiben. Um 8 wurde ich wieder mit dem Taxi zum anderen Krankenhaus rübergefahren. Ich bekam ein Bett, stand auf dem
Flur weil kein Zimmer für mich frei war und wartete auf den Beginn. Bis zum Mittag. Ich habe gelesen. Da ich lag, war der Kopf recht ruhig und ich auch. Wenn mir nix weh tut kannste mit mir
arbeiten. Aber irgendwann wäre es schon langsam mal schön gewesen, wenn es losgehen würde. Ich wurde vertröstet, es dauert noch was, ich sei die
übernächste. Und dann war ich an der Reihe. 14 Uhr. Ich wurde mit dem Bett in den OP geschoben, sie waren sehr nett dort. Die Narkoseärztin kam und waltete ihres Amtes.
Als ich wieder zu mir kam fand ich es blöd, dass ich sprechen wollte, aber noch nicht konnte. Sowas dauert nie lange, aber die Panik, die sich in einem breit macht, wenn man merkt, dass man nicht
Herr seines Körpers ist, ist sehr unangenehm. Wie gesagt, schnell war dies vorüber, sie fragten mich wie es mir ging, ich konnte sagen, gut. Zur
Beobachtung wurde ich noch ein wenig im Flur geparkt, nach zwei Stunden wurde ich mit einem Krankenwagen wieder zurück in mein Krankenhaus gebracht. Sie hatten an drei Stellen meines Beines
Muskel- und Nerven entnommen und die Proben wurden dann nach Düsseldorf in die Uniklinik zur Untersuchung geschickt. Laufen ging jetzt erstmal nicht sonderlich gut. Laut der Schwestern war das
bei den anderen Patienten aber kein Problem. Bei mir schon. Ich war ja so schon wacklig auf den Beinen. Und wenn man dir ein Stück Muskel aus dem
Bein schneidet, wird das gefühlt kürzer. So konnte ich grade mal mit den Zehen und nicht mit dem flachen Fuß auftreten. Der Blick der Schwester meinte aber, ich soll mich man ich so anstellen.
Ich habe es dann aber geschafft, Gehstützen zu erbetteln. Mit denen gings.
Jetzt war es nicht so, dass noch großes zu erwarten war. Eigentlich war die Biopsie die letzte Untersuchung. Dennoch sollte ich erst am Montag entlassen werden. Es war Donnerstag. Da ich eh nicht
laufen konnte, und unser Haus aus Treppen bestand, habe ich mich nicht gewehrt. Freitag wurde ich dann wach und hatte neben einem Bein, das nicht gehen konnte, einem Kopf, der dröhnte, auch noch
eine Erkältung, die sich gewaschen hatte. Nicht ein bisschen. Nein, ich war völlig verrotzt. Am Ende. Tilt. Ich glaube, mein Körper war dann jetzt ma durch. Es reicht, danke.
Mit Verhandlung bin ich dann am Sonntag heimgegangen. Kranker als ich ins Krankenhaus gekommen war. 14 Tage waren rum.
Ein Ergebnis? Keines. Vielleicht eine spinale Muskelatrophie. Sicher war es nicht.
Der letzte Satz in meinem Bericht lautet: „Sicherlich ist eine Verlaufskontrolle und der weitere klinische Verlauf abzuwarten.“ Das kann ich. Abwarten. Wo ist der Tee?
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