Und anschnuppern auch nicht!


Zicki-Cindy mag nicht nur keine fremden Menschen, nein, fremde Hunde mag sie auch nicht. Also, eigentlich können wir das "fremd" weglassen. Denn dazu, dass sie mal einen näher kennenlernen könnte, weil sie sich auf einen Kontakt einlässt, wird es eh nicht kommen.

 In unserer Anfangszeit war es ein unfassbares Theater. Jeder uns entgegen kommende Hund wurde wie wild verbellt, sie gebärdete sich wie eine Bestie an der Leine. War sie ohne Leine unterwegs, versuchte sie, entgegen kommenden Hunden aus dem Weg zu gehen. Nur: Jeder andere Hund ist meist anders gestrickt und möchte einmal kurz ein „Hallo“ schnuppern um dann weiter zu ziehen. Kam also ein anderer Hund hinter meiner geduckt flüchtenden Dame her, drehte sie sich um und ging ihm an die Kehle. Auch hier dachte man, Godzilla sei als Jacki verkleidet. Gekeife, Geknurre und gebleckte Zähne.
Die Herren der Schöpfung verstanden. Und zogen davon. Die Damen wollten das lieber ausdiskutieren. Wie im wahren Leben halt. ;-) Das bedeutete dann auch schon mal gerne ein unüberschaubares Hundeknäuel. Sie gaben sich da nix. In solch einer Situation bleibt einem eigentlich nichts anderes übrig, als das Weite zu suchen und zu hoffen, dass der Hund einem folgt. Tat sie meist auch. Irgendwann.
Richtig doof ist es aber dann bei einem zweiten  Aufeinandertreffen. Denn Cindy vergisst nichts.
So hatten wir einmal eine Begegnung mit einer süßen, schwarzen, kleinen Pudeldame. Sie war an der Leine, wir waren mit dem Rad unterwegs, Cindy lief neben mir her. In unserer Anfangszeit wallte bei jedem Hund den ich sah, Anspannung hoch, weil ich nie wusste, wie es ausgeht. Hier hielt ich auch wieder die Luft an, doch Cindy lief an ihr vorbei. Als sie sie fast passiert hatte, ging Pudeline auf Cindy los. Der Besitzer zog seinen Hund an der Leine hoch auf seinen Arm und versuchte gleichzeitig Cindy abzuwehren, die damit aber noch nicht fertig war. Was ich froh bin, dass sie sich nie in einen Besitzer verbissen hat…
Da sie an den Hund nicht mehr rankam, ging sie irgendwann weiter. Mit der Folge, dass sie, sobald sie diesen Pudel auch auf nur auf 50m Entfernung sah, Gas gab um ihn anzugreifen. Ein Hund, der sonst auf aufs Wort hört, gebärdet sich wie eine Furie, ich hatte keinen Einfluss mehr auf sie. Wehe, ich sah diesen Pudel nicht vor ihr. Dann kam das gut bekannte, Bild, wie der Besitzer seinen Hund an der Leine auf seinen Arm zieht und meinen Hund abwehrt. Wenn es nicht so tragisch gewesen wäre, hätte ich mich totlachen können. Unnötig zu sagen, dass der Mann sehr sauer war. Kann ich ja auch verstehen. Sein Hund war übrigens kein Deut besser. Aber angeleint. Klarer Vorteil in dieser Situation. Es war mir so unangenehm. Da wir etwa die gleichen Gassi-Zeiten hatten, liefen wir uns auch dauernd über den Weg, echt zum ko… So musste Cindy den Weg zum Volksgarten an der Leine zurücklegen, damit ich sie im Griff hatte, falls der Pudel um die Ecke bog. Anders ging es nicht.
Auch der Nachbarshund war ihr verhasst. Ebenfalls ein Mädel, verbissen sie sich sofort ineinander, wenn sie sich sahen. Einmal hatte ich, was ich sonst nie tat, eine Flexileine, die sich selber aufrollt. Ich kam grade mit ihr nach Hause, wir hatten fast unsere Türe passiert, da geht die andere Türe auf und Nachbarin mit Hund verlässt das Haus. Unsere Türen waren nur wenige cm voneinander entfernt. Cindy startet durch und ich greife in die Leine um sie festzuhalten und reiße mir dabei den kleinen Finger tief auf. Stimmt also, die Warnung, dass man sich mit diesen Leinen die Gliedmaßen abreißen kann. Einfach die passenden Kilos am anderen Ende befestigen und dann reingreifen und festhalten. Außerdem hat diese Leine nie dann gestoppt, wenn sie sollte, sodass mein Hund unkontrolliert nach vorne schießen konnte um einen anderen zu fressen. Ich bin somit kein Freund dieser Leinen. Der Rest der Familie hat allerdings keine Probleme damit… *grübel*. Jedenfalls verwende ich eine ganz normale Leine. Punkt.
Der Nachbarhund war auch der Grund, warum Cindy nicht mehr in den Garten durfte. Kaum war sie draußen, bellte sie kurz, dann kam die andere Zicke angestürzt und los ging das wildeste Gekläffe und Gegeifere am Gartenzeaun. Echt nervig.

Seit etwas mehr als einem Jahr wohnen wir in einem netten Haus in einem anderen Stadtteil (nein, nicht wegen Cindy). Unsere direkten Nachbarn haben keinen Hund, wunderbar. Aber eine neue Hassliebe hat Cindy natürlich schnell aufgetan. Die süße Wuscheldame wohnt schräg gegenüber und auch die beiden dürfen sich nicht unangeleint begegnen. Aber ansonsten ist Cindy in den Jahren sehr viel entspannter geworden. Fremde Hunde dürfen auch mal Hallo sagen und schnuppern, handelt es sich um einen Hund ihrer Größe, schnuppert sie sogar auch mal. Wenn es ihr zu viel wird, ist sie viel zurückhaltender, sie dreht sich dann nur um und bleckt die Zähne, was auch reicht. Meistens. Ich bekomme keine Wallungen mehr wenn wir fremde Hunde sehen, das macht das Gassi-gehen entschieden entspannter. Sie geht fremden Hunden nach wie vor aus dem Weg, aber ihnen nicht mehr sofort an die Gurgel, wenn diese sie begrüßen.

Sehe ich Hunde auf uns zukommen und wir können nicht ausweichen, rufe ich sie zu mir, schirme sie neben mir mit dem Rollstuhl ab und wir lassen die Hunde passieren. Wenn der andere Hundehalter dann auch noch mitspielt und seinen Hund ebenfalls zu sich ruft oder die Leine kurz hält, geht es völlig entspannt über die Bühne.


Bild: Bitte nicht anfassen
Hier ist Name Programm




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