Zu der Zeit hatte ich neben meiner Cindy noch ein kleines
Hobby. Ich war Filialleiterin eines Bekleidungsfilialisten. Seit fast 30 Jahren bei dem Verein, dort meine Lehre gemacht und ein wenig durch verschiedene Filialen gewandert, hatte ich nun eine
Anstellung, die mich mit mehr als den möglichen 100% forderte.
Unsere Filiale wurde zu der Zeit umgebaut. Das heißt, eigentlich wurde sie entkernt. Außer den Säulen stand nix mehr. Dennoch ging der Verkauf weiter. Wir wurden mit Staubschutzwänden eingehüllt,
die aber nicht den Lärm von sich in Betonböden fräsenden Maschinen abhielten. Den Staub übrigens auch nicht. :-/
Meine Kollegas und ich schrien die paar Kunden, die sich noch hereintrauten an, wenn wir mit ihren sprachen. Man konnte es nur mit sehr viel Humor nehmen. Wie
schlimm es auch war, wir haben immer noch gelacht. Über die Situation, über uns.
Ware, die überhaupt nicht mehr zu händeln war, weil ja mehr als der halbe Verkauf Baustelle war, Handwerker, die die tollsten Ideen hatten, Projektleiter, die noch tollere Einfälle hinterher
schossen. Ein Affentheater vom Feinsten. Wie oft haben wir gesagt, darüber sollte man echt mal ein Buch schreiben. Wer weiß… ;-)
Das Lachen blieb einem allerdings gerne auch mal im Hals stecken, wenn ein hochmotivierter Vorgesetzter aufschlug, der so voller Begeisterung über die Veränderungen war, dass ich gerne anbot, man
möge doch mal einen Tag mit uns verbringen. Hat keiner gemacht. Komisch.
Natürlich ließen mich auch auf der Arbeit meine Füße gerne mal im Stich. Auch hier ist nie was Schlimmes passiert. Immer gut gegangen. Aber auf einer Treppe mal eben umknicken… da empfiehlt es
sich, seine Hand am Geländer zu haben und nicht mit Paketen bepackt zu sein. Das habe ich nach dem ersten Erlebnis dann auch so gemacht und mich das ein oder andere Mal dadurch vor einem Sturz
bewahren können. Es ist kein schönes Gefühl, wenn man seinen Beinen nicht mehr so recht traut. Es ist auch kein schönes Gefühl, wenn man die Treppe, die man nun schon seit 4 Jahren hochrennt,
plötzlich langsamer hochgeht, weil es nicht schneller geht. Die Überlegungen sind dann, ob man am Tag zuvor zu viel Sport gemacht hat? Oder was ist das sonst? Aber solche Gedanken kommen und
gehen genauso schnell wieder. Man hat gar keine Zeit, sich darüber nen Kopp zu machen.
Ich denke im Nachhinein, dass dieser immense Stress meinem Körper auch noch einen Schub versetzt hat. Plus des Stresses, den ich mir ja dann noch zu Hause angetan habe. Denn auch wenn joggen
nicht mehr ging, Schwimmen und Sport im Reha-Zentrum gingen ja noch und natürlich die Hunderunden.
Ruhe? Entspannung? Fehlanzeige. Turbo von morgens bis abends.
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