Der Muttertag 2016 fiel auf den 08. Mai.
Ich war schon im Rolli-Zeitalter angekommen, fuhr auch mit dem Panzer seit einiger Zeit durch die Gegend.
Aber dass ich so richtig klarkam als Rollifahrerin, das war noch nicht der Fall. Am Tag vor Muttertag war Jackson schon bei uns zu Hause. Wir hatten uns entschieden ins städtische Einkaufszentrum zu fahren und da ich den Panzer mitnehmen wollte, nahmen wir den Bus. Wir beide mögen es, durch die Gegend zu bummeln und mit dem Panzer brauchte sie mich nicht zu schieben und konnte fein neben mir herlaufen.
Es war grandios schönes Wetter, Frühsommer vom Feinsten. Während wir an der Bushaltestelle warteten, sagte sie, dass sie mir was erzählen wolle. Damit ich mich drauf vorbereiten kann. Aha...?
Morgen sei ja Muttertag und da hätten sie sich gedacht, dass wir einen Ausflug machen. Ins Gasometer Oberhausen. Da wollte ich doch schon immer mal wieder hin, oder? Wir könnten in die Ausstellung gehen und anschließend noch was essen.
Jetzt könnte man sagen: "Ach, das ist ja schön!" Würde ich normalerweise auch gesagt haben, aber mein noch nicht adaptiertes neues Leben machte mir die Freude schwer. Ich sah in dem Moment eher Probleme. Etwas, was ich aus der heutigen Warte nur noch schwer nachvollziehen kann, aber vor einem halben Jahr erschien es mir ein riesiger Aufwand zu sein, mit der Familie nach Oberhausen zu fahren.
Es tat mir echt leid, aber natürlich bekam Jackson sofort mit, dass ich nicht vor Freude aus der Hose sprang. Dass sie aber entschieden hatte, mich "vorzuwarnen", machte klar, dass sie sehr genau wußte, wo ich mich geistig befand. Sonst hätte sie es nicht als nötig erachtet. Meine Familie weiß halt wie ich ticke.
Ich sagte, dass ich das echt nett finde, dass sie sich etwas überlegt hatten, was mir (normalerweise) Spaß machen würde, ich aber nicht so recht weiß, ob das nicht zu anstrengend ist. Sie meinte daraufhin ganz entspannt, dass ich es mir überlegen kann und dann würden wir es so machen, wie ich es haben möche. Wenn ich nicht fahren möchte, dann nicht.
So war es an mir.
Als ich den ersten Schreck verdaut hatte, kam mein Familiensinn wieder durch. Selbst wenn ich totalen Schiß hätte... Wann wäre es das nächste Mal, dass wir alle Vier etwas zusammen unternehmen können? Das würde wieder Jahre brauchen, dafür waren die Kinder zu sehr in ihren eigenen Leben verwoben. Jetzt war es schon die meiste Zeit so, dass Thomas und ich alleine am Esstisch saßen. Alle Vier? Ewig her!
Jetzt aber hatten sich alle den Tag freigemacht, sogar einen Hundesitter besorgt und wollten gemeinsam mit mir einen schönen Tag verleben.
Ja spinn ich, dazu "Nein" zu sagen?
Und so sagte ich zu. Und ich begann mich drauf zu freuen. :-)
Auch der Sonntag war sehr sonnig, aber stürmisch. Wir fuhren um 11 Uhr los und waren zum Mittag am Gasometer. Dort konnten wir recht preiswert rein, der Behindertenausweis machte es möglich.
Die Ausstellung war über die Wunder der Erde, es gab grandiose Bilder und eine riesige Erdkugel, die in der Mitte des Turmes hing. Um sie zu sehen, musste man die Treppe hoch.
Neben der Treppe gibt es auch einen Panorama-Aufzug, der im Innern des Turmes hochfährt. Aber eben auch in der ersten Ebene hält, wo wir nun hinwollten. Ich sprach eine Mitarbeiterin an, die ihn für mich anforderte, denn bis ganz unten fährt er sonst nicht. Ich durfte rein und wurde hochgebracht. Wir waren eine ganze Zeit dort und schauten uns die Gezeiten auf der Weltkugel an, es war eine tolle Stimmung.
Runter war es dann etwas schwieriger, denn hier standen einige Menschen an um mit dem Panorama-Aufzug in den Turm zu fahren. Doch ich durfte an der Schlange vorbei in den Aufzug und wieder runter. Hoch zu fahren hätte ich mich auch nicht getraut. Dafür hätte ich mich auch angestellt, alles andere wäre ja total unverschämt gewesen.
Draußen gab es einen Abstecher zum Rolli-Klöchen, dann sind wir zur Centro-Promenade getuckert, Thompson hat indessen den Wagen dorthin umgeparkt.
Da wir einmal an allen Restaurants entlang gekullert sind, haben wir uns aussuchen können, worauf wir denn Lust haben. Es wurde das Steakhaus. Wir haben grandios gegessen.
Als ich im Restaurant auf mein Handy schaue, sehe ich, dass Kerstin und Stefan etwas in Facebook gepostet haben. Meine Lauffreunde von den Funnies.
Sie hatten am "Wings for Life" World-Run teilgenommen.
Und was ich dann sah, ließ mir Tränen der Rührung in die Augen treten. Sie hatten MIR ihren Lauf gewidmet. Ich bekomme auch jetzt noch Gänsehaut. Oh, Leute, das war ein wirkliches Geschenk, das mir sehr viel bedeutet!
Ganz stolz zeigte ich meiner Familie den Post mit ihrem Foto. Und die Freude und der Stolz darüber hält bis heute an.
Danke dafür!
Und dann sind wir wieder heimgefahren.
Ich war mehr als froh, meine Angst, oder besser, Sorge besiegt zu haben.
Wieder was geschafft. Das "wieder was geschafft" begleitet mich seither. Und hat mich nun schon bis zu einem Trip mit Töchterchen nach Polen gebracht. Und wird mich noch viel weiter bringen.
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